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Endless: Roman (German Edition)

Endless: Roman (German Edition)

Titel: Endless: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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allerdings auch der Typ Mann, der einmal vor Meenas Augen eine Kirche zerstört und sie dabei mit einigen ihrer Freunde beinahe getötet hätte. Daran musste sie auch immer denken.
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragte er.
    Ehrlich gesagt hatte sie das Gefühl, ohnmächtig zu werden, doch sie log und wiederholte: »Es geht mir gut.« Außerdem war es nicht komplett gelogen. Die Nachtluft roch köstlich frisch nach dem Gestank in Davids Volvo – trotz der Müllhaufen in einer Nebenstraße –, und sie fühlte sich neu belebt.
    »Ist er …?« Sie sah zu David, der immer noch über seiner Motorhaube lag, den Kopf unnatürlich verrenkt. Rasch blickte sie wieder weg. »Ist er …?«
    Lucien runzelte die Stirn. »Theoretisch war er schon tot, bevor er hierhergekommen ist. Aber im Moment erholt er sich nur von einem gebrochenen Genick. Hier. Du blutest.«
    Er reichte ihr ein Taschentuch. Meena schaute erschreckt an sich herunter. Vorne auf ihrem Kleid waren Blutspritzer.
    »Ach, du lieber Himmel!«, sagte sie. »Wo …?«
    Lucien deutete vage auf seinen Hals.
    »Er hat mich gebissen?« Zu spät fiel ihr ein, wie David seine Lippen an ihren Hals gepresst hatte und wie erleichtert sie gewesen war, dass sie seinen fauligen Atem nicht mehr hatte riechen müssen. »Aber ich habe nichts gespürt …«
    Sie brach ab. Sie hatte auch nichts gespürt, wenn sie in der Vergangenheit gebissen worden war.
    Von dem Mann, der neben ihr stand.
    »Nein. Du sollst es auch nicht spüren.« Offensichtlich erinnerte sich Lucien auch an diese Zeiten. Doch er wandte diskret den Blick ab und betrachtete David. »Wer ist das? Ein Freund von dir?«
    Er sprach das Wort Freund voller Abscheu aus, auch wenn er sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Nur jemand, mit dem ich mal zusammen war«, erwiderte Meena. Sie drückte das Taschentuch an ihre Kehle und blickte Lucien an. Auf ihn traf genau das Gleiche zu.
    Allerdings war er im Moment in wesentlich besserer Verfassung als David. Sehr groß, mit breiten Schultern und dicken, glänzenden, dunklen Haaren. In seinem dunklen Brioni-Anzug und dem frischen weißen Hemd wirkte er so attraktiv und beherrscht wie immer. Es war so, als hätten sie sich gestern erst gesehen.
    Aber tatsächlich war es schon sechs Monate her.
    Sechs Monate, in denen die Leute, für die sie arbeitete –
vor allem Alaric Wulf – jeden Quadratmillimeter der Stadt und der näheren Umgebung durchkämmt hatten, um – ohne Erfolg – nach ihm zu suchen.
    Und nun stand er hier, als sei er nie weg gewesen.
    »Ich habe von ihm geträumt«, fuhr Meena langsam fort. Sie fühlte sich immer noch ein bisschen benommen. »Ich wollte ihm sagen, dass er in Gefahr war …«
    »Ja, natürlich«, unterbrach Lucien sie und zog amüsiert die Mundwinkel hoch. »Ich nehme an, er hat den Ort eures Treffens ausgesucht?«
    »Nein, ich. Aber …« Ihre Handgelenke pochten, weil David sie so fest umklammert hatte. »Wie konnte das nur passieren?«
    »Anscheinend ist er in schlechte Gesellschaft geraten, seit du das letzte Mal mit ihm zusammen warst«, sagte Lucien. Er lächelte jetzt nicht mehr. »Nur sehr wenige Menschen können dem Angebot, unsterblich zu werden, widerstehen. Vampirismus ist ein verlockender, aufregender Lebensstil.«
    Meena blickte zu Boden. Sie gehörte zu den »sehr wenigen Menschen«, die der Verlockung, Vampir zu werden, widerstanden hatten. Deshalb waren Lucien und sie auch nicht mehr zusammen.
    Na ja, das war zumindest einer der Gründe.
    »Ich kann es nicht fassen, dass er ein Vampir ist«, sagte sie. »Er hatte eine Frau. Und ein Baby.«
    »Nun, jetzt hat er gar nichts mehr«, antwortete Lucien. »Außer einem unstillbaren Appetit nach Blut. Oh, und offensichtlich auch nach Alkohol. Er stinkt wie eine Schnapsbrennerei.«
    »Ich habe ihm die Schlüssel weggenommen.« Meena hielt die Schlüssel hoch. »Ich dachte, wenn er so betrunken ist, sollte er besser nicht Auto fahren. In seinem Zustand hielt ich es für ihn auf der Straße für zu gefährlich.«
    »Es ist in seinem Zustand tatsächlich gefährlich für ihn auf der Straße«, stimmte Lucien ihr zu. »Aber nicht wegen seiner Fahrsicherheit.«
    Deprimiert dachte Meena, dass sie sich so ihre erneute Begegnung mit Lucien nicht vorgestellt hatte.
    Dass sie ihm wiederbegegnen würde, hatte sie sich nämlich häufiger vorgestellt, als sie sich eingestehen wollte.
    Doch sie wusste, dass es falsch war, und zwar nicht nur, weil er der
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