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Endless: Roman (German Edition)

Endless: Roman (German Edition)

Titel: Endless: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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Höllenschlunds …
    »Ach, gütiger Himmel«, rief Schwester Gertrude. »Alaric hat es nicht vernichtet. Er hat es gestern Abend im Metropolitan Museum of Art mir gegeben. Wir sind uns über den Weg gelaufen, als er nach Meena suchte. Er sagte zu mir, ich solle gut darauf aufpassen und es niemandem geben.«
    Die Vampire, die sich um sie drängten, wichen zurück, als sie ein kleines, mit Edelsteinen verziertes Buch aus ihrem Habit zog.
    Ohne die Lichter des Schaukastens und in der Dunkelheit des Unwetters wirkte es sehr alt und sehr zerbrechlich. Aber als Luciens Blick darauf fiel, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er entspannte sich, und das rote Glimmen in seinen Augen ließ nach.
    »Gib es mir«, sagte er.
    Schwester Gertrude bahnte sich nervös einen Weg durch die Menge der Vampire. Oben an der Treppe angekommen sah sie zu Alaric, der anscheinend bewusstlos geworden war. Sein Kopf war auf die Brust gesunken.
    »Ich habe es gelesen«, erklärte Schwester Gertrude und reichte Lucien das Buch. Sie strahlte äußerstes Missfallen aus. Meena wusste, dass das nicht an dem Buch lag, sondern an Lucien und Bruder Henrique. »Ich habe das kleine Latinum.«
    Lucien zögerte kurz, dann ergriff er das Buch.
    Als seine Finger den Einband berührten, hörte der Regen auf.
    »Es ist ein schönes Buch«, sagte Schwester Gertrude.
    Lucien hatte es bereits aufgeschlagen und blätterte mit wachsender Faszination die Seiten um.
    Meena blickte zum Himmel. Die Wolkendecke riss auf.
    »Ach ja«, sagte Schwester Gertrude, die sich bereits wieder zum Gehen gewandt hatte, »Sie sollten besonders Seite vierundsiebzig …«
    In diesem Moment schob Bruder Henrique Meena zur Seite, zielte mit seiner Armbrust direkt auf Schwester Gertrude und drückte ab.

40
    Der Schuss wäre tödlich gewesen, aber zwei Dinge passierten.
    Carolina machte einen Satz und zog Schwester Gertrude aus der direkten Flugbahn der vier Pfeile, die sich nacheinander von der Armbrust lösten. Statt sich in Schwester Gertrudes Herz zu bohren, streiften sie nur ihre Schulter.
    Und Meena rammte Bruder Henrique mit dem Ellbogen fest in den Solarplexus. Der Priester verlor das Gleichgewicht, ließ aber Meena nicht los. Beide taumelten die Stufen herunter, und die Schüsse gingen ins Leere.
    »Schwester!« Bruder Bernard hockte sich neben die Nonne. »Ist alles in Ordnung?«
    »Berühren Sie sie nicht«, warnte Abraham den Sohn des Deli-Besitzers, der Schwester Gertrude instinktiv Hilfe leisten wollte. »Sie verblutet. Wir brauchen einen Krankenwagen.«
    »Die Krankenwagen kommen nicht durch«, erinnerte Morioka ihn.
    »Siehst du?« Meena funkelte Lucien wütend an. »Im Buch ist etwas, das du nicht sehen sollst. Sie wollte dir helfen, und er hat auf sie geschossen. Und deshalb können wir hier auch nicht einfach weggehen.«
    Emil, der herbeigerannt war, um die Armbrust aufzuheben,
die Bruder Henrique hatte fallen lassen, stimmte ihr zu.
    »Mylord«, sagte er und betrachtete den Priester, der fast einen Kopf größer war als er. »Ich bitte um Verzeihung, aber dieses … Geschöpf kommt mir bekannt vor.«
    »Nein, nein, du irrst dich«, antwortete Bruder Henrique rasch. »Ich dachte, die Nonne wollte nach ihrer Pistole greifen. Ich habe nur versucht, Seine Lordschaft zu verteidigen.«
    »Nein«, sagte Lucien, der immer noch – beinahe andächtig  – die Seiten des Buches umblätterte. »Emil hat recht. Von nahem siehst du vertraut aus. Woher kenne ich dich, abgesehen von gestern Abend im Metropolitan Museum of Art?«
    »Gar nicht«, erwiderte Bruder Henrique. »Ich bin aus Südamerika. In diesem Teil der Welt hier war ich noch nie zuvor.«
    »Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich«, entgegnete Emil, »aber irgendetwas an ihm erinnert mich an deinen Vater, Mylord.«
    »Niemals!« Bruder Henrique lachte nervös. »Obwohl ich mich natürlich für das Kompliment bedanke …«
    Lucien hielt inne. Er starrte auf eine farbige Illustration eines Mannes, der die Erdkugel in den Händen hielt. Über ihm war der Himmel mit einem Engel dargestellt, unter ihm die Hölle mit Luzifer.
    Am Bild entlang stand etwas geschrieben, das Meena nicht entziffern konnte.
    Aber sie wusste schon, was da stand, weil sie den Text so oft laut vorgelesen gehört hatte. Es war die Illustration
aus ihrem Traum … aus dem Traum, in dem Lucien neben seiner Mutter auf dem Sitz am Fenster gesessen hatte.
    Lucien erkannte das Bild wohl auch wieder … nur dass er damit etwas völlig anderes
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