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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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klappern. Auch Lera hörte er, sie wimmerte. Er sah, wie man ihr die Fesseln durchschnitt, und ihr vom Altar half. Dann keuchte er nach Luft, als schwere Stiefel ihn zwischen die Beine und gegen den Rücken traten. Finger legten sich um seine Ellbogen, drehten sie herum, und man riss ihn hoch. Jemand spuckte ihm ins Gesicht. Durch die Kraft, mit der man ihm die Arme auf den Rücken hielt, riss sein Wams auf.
    »Bringt die Fackeln her!« befahl eine laute Stimme. »Wie geht es dem Mädchen?«
    »Sie hat nur eine oberflächliche Schnittwunde, Graf Nalor.«
    »Sie ist nicht schlimm verletzt, aber wären wir einen Augenblick später gekommen …«
    »Haltet ihn fest!« befahl Graf Nalor grimmig. »Lasst ihn nicht los! Bringt die Fackeln hierher!«
    Ein Kreis von Fackeln schloss sich um Endithor.
    »Erkennt ihr ihn?« rief Nalor. »Ich brauche Zeugen! Erkennt ihr ihn alle?«
    »Ja, Lord. Es ist Graf Endithor!«
    »’s ist Endithor!«
    »Endithor, das stimmt!«
    Endithor blickte hoch, schüttelte den Kopf. Seine funkelnden Augen begegneten denen seines Feindes, aber er schwieg. Dumpfer Schmerz bohrte ihm zwischen seinen Beinen und in seinem Rücken.
    Nalor stellte sich vor ihn. »Na, na, na!« Seine Stimme klang zufrieden. Er strich mit einer Hand über das Kinn. »Was seid Ihr bloß für ein Narr, mein Freund!«
    Stumm starrte Endithor auf die dunklen Brauen, die leer wirkenden Augen, die gefletschten weißen Zähne, den schwarzen Bart, nahm die ganze dämonische Visage seines Feindes auf.
    »Heimtücke!« sagte Nalor ruhig. »Ihr wolltet Lord Kus meucheln, eh? Und durch Zauberei noch dazu! Es sieht nicht gut für Euch aus, mein Freund. Sie werden Euch an den Füßen aufhängen und langsam in Stücke schneiden, ganz langsam, Freund. Ich möchte nicht in Eurer Haut stecken.«
    Endithor senkte den Kopf.
    »Habt Ihr denn nichts zu Eurer Verteidigung zu sagen?«
    Ein sichtbarer Schauder durchzog Endithor. »Hund!« krächzte er.
    »Wie bitte?« Nalor lächelte hämisch, trat näher, griff nach Endithors Bart und riss ihm den Kopf hoch. »Was war das? Was habt Ihr gesagt?«
    Gut verständlich und furchtlos sagte Endithor nun: »Hund! Lügner! Ihr habt mir geraten, es zu tun! Jeden Schritt habt Ihr geplant! Wollt Ihr es leugnen?«
    »Wa-as?« Lord Nalors Gesicht verzerrte sich in plötzlicher Wut.
    »Ja, natürlich!« Endithor lächelte bitter. »Gäbe es eine bessere Weise, sich eines politischen Gegners zu entledigen, Nalor? Verleitet ihn zu einer grässlichen Untat und nehmt ihn dann fest. Eh?«
    »Ich kann wohl meinen Ohren nicht trauen!« brauste Nalor auf. »Höre ich wirklich richtig?« Sein Blick wanderte über, die mitgebrachten Wachen. »Habt ihr das gehört? Könnt ihr es bezeugen?«
    »Wir haben es gehört, Lord Nalor«, versicherten ihm einige der Männer.
    »Ihr beschuldigt mich, an diesem Komplott beteiligt zu sein, Endithor?« rief Nalor heftig. »Ist es das, was Ihr sagen wollt? Antwortet! «
    Endithors einzige Erwiderung war ein bitteres Lächeln. Nalor fluchte und schlug dem alten Mann heftig über das Gesicht.
    Endithors bitteres Lächeln verlor sich nicht. »Hund!« zischte er.
    Vom Korridor war die erzürnte Stimme einer Frau zu hören. »Was geht hier vor? Lasst mich sofort durch, ihr Dummköpfe! Lasst mich durch!«
    Nalor drehte den Kopf. Er sah, wie eine prächtig gekleidete junge Frau sich einen Weg durch die herumstehenden Diener und Stadtwächter bahnte. Gleich darauf erreichte sie den Raum. Wie angewurzelt blieb sie stehen und starrte auf ihren Vater, auf Nalor und die Soldaten. Zorn und Verblüffung zeichneten sich auf ihrem stolzen, schönen Gesicht ab.
    »Was, im Namen der Götter, hat das zu bedeuten?«
    Endithor blickte sie an, und Tränen glänzten in seinen Augen. »Areel«, sagte er fast flehend. »Halte dich hier heraus!«
    »Ah – Eure Tochter!« Nalor musterte die junge Frau abschätzend. »Wollt Ihr behaupten, dass sie nichts von diesem Komplott weiß?«
    »Lasst sie in Ruhe!« brüllte Endithor nun voll Wut.
    »Was soll das?« fragte Areel scharf. Sie ging auf ihren Vater zu, blickte dabei jedoch erzürnt Nalor an.
    Nalor antwortete: »Wir überraschten Euren Vater, als er in einem Zauberritual diese Sklavin opfern wollte! Er beabsichtigte, einen Staatsmann durch Dämonen meucheln zu lassen.«
    Areel erbleichte vor Schrecken und Unglauben. »Ihr müsst den Verstand verloren haben!«
    »Keineswegs!«
    »Vater! Was behauptet er da?« Areel hielt ihres Vaters Kopf hoch und blickte in
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