Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
wiederkommen. Und dann werden sie wissen, wie sie eine Waffe wie den »Kleinen Doktor« selbst bauen können.
    Wir haben nur eine Welt. Wir haben nur eine Hoffnung.
    Mach schon, Ender.
    Bean hörte in seinem Kopf wieder die Worte, die Ender am ersten Tag des Trainings der Drachenarmee ausgesprochen hatte: Vergesst nicht, das feindliche Tor ist immer unten. Beim letzten Kampf der Drachenarmee, als es keine Hoffnung gegeben hatte, war dies die Strategie gewesen, die Ender benutzte; er hatte Beans Einheit nach unten geschickt, damit sie ihre Helme auf den Boden um das Tor drückten und siegten. Schade, dass es hier keine solche Möglichkeit zum Schummeln gab.
    Den »Kleinen Doktor« gegen die Planetenoberfläche einzusetzen, um das ganze Ding in die Luft zu jagen, das würde helfen. Man musste nur hingelangen.
    Es war Zeit aufzugeben. Zeit, sich vom Spiel abzuwenden und ihnen zu sagen, sie sollten keine Kinder einsetzen, um Erwachsenenarbeit zu leisten. Es ist hoffnungslos. Wir sind erledigt.
    Â»Vergesst nicht«, sagte Bean ironisch, »das feindliche Tor ist immer unten.«
    Fly Molo, Hot Soup, Dumper, Crazy Tom – sie lachten grimmig. Sie waren in der Drachenarmee gewesen. Sie erinnerten sich daran, wie Ender diese Worte zuvor benutzt hatte.
    Aber Ender schien den Witz nicht zu verstehen.
    Ender schien nicht zu verstehen, dass es keine Möglichkeit gab, den »Kleinen Doktor« auf die Planetenoberfläche zu bringen.
    Stattdessen erklang nun seine Stimme in ihren Ohren und gab Befehle. Er zog sie in eine enge Formation, Zylinder innerhalb von Zylindern.
    Bean wollte rufen: »Tu es nicht! Es sind echte Menschen auf diesen Schiffen, und wenn du sie nach unten schickst, werden sie sterben; ein Opfer ohne Hoffnung auf Sieg!«
    Aber er hielt den Mund. Im Hinterkopf und tief in seinem Herzen hoffte er immer noch, dass Ender das Unmögliche möglich machte. Und solange eine solche Hoffnung bestand, war das Leben dieser Menschen entbehrlich – weil sie eine Entscheidung getroffen hatten, als sie zu dieser Expedition aufbrachen.
    Ender setzte sie in Bewegung, ließ sie hierhin und dorthin ausweichen, durch die sich ständig verändernden Formationen des feindlichen Schwarms hindurch.
    Der Feind erkennt doch sicher, was wir vorhaben, dachte Bean. Sicher begreifen sie, dass jede dritte oder vierte Bewegung uns näher an den Planeten bringt.
    Jeden Augenblick hätte der Feind sie schnell zerstören können, indem er seine Kräfte konzentrierte.
    Warum unternahmen die Schaben nichts?
    Bean fiel eine Erklärung ein. Die Schaben wagten nicht, ihre Kräfte auf Enders enge Formation zu konzentrieren, denn in dem Augenblick, in dem sie ihre Schiffe zusammenzogen, konnte Ender den »Kleinen Doktor« gegen sie einsetzen.
    Und dann fiel ihm noch eine Erklärung ein. War es möglich, dass es einfach zu viele Schabenschiffe gab? Konnte es sein, dass die Königin oder die Königinnen ihre volle Konzentration, ihre gesamte geistige Kraft darauf verwenden mussten, diese zehntausend Schiffe durch den Raum schwärmen zu lassen, ohne dass sie einander zu nahe kamen?
    Anders als Ender konnte die Schabenkönigin nichts ihren Untergebenen überlassen. Sie hatte keine Untergebenen. Die einzelnen Schaben waren wie ihre Hände und Füße. Jetzt hatte sie Hunderte von Händen und Füßen, vielleicht sogar Tausende, die alle gleichzeitig wackelten.
    Deshalb reagierte sie nicht intelligent. Ihre Aufmerksamkeit wurde zu sehr beansprucht. Sie tat nicht das Offensichtliche, stellte keine Fallen und hielt Ender auch nicht anderweitig davon ab, seinen Zylinder immer noch näher an den Planeten zu bringen, mit jeder Ausweichbewegung, jedem kleinen Vorstoß.
    Tatsächlich waren die Manöver, die die Schaben durchführten, auf vollkommen absurde Weise falsch. Je tiefer und tiefer Ender in den Schwerkraftbereich des Planeten eindrang, desto dichter bildeten die Schaben ihre Formation hinter Enders Schiffen.
    Sie blockieren unseren Rückzug!
    Sofort verstand Bean, was der dritte und wichtigste Grund für das Geschehen war. Die Schaben hatten aus den vorangegangenen Kämpfen das Falsche gelernt. Bisher hatte Enders Strategie immer darin bestanden, das Überleben so vieler Menschen wie möglich zu sichern. Er hatte sich immer eine Rückzugsschneise gelassen. Nun waren die Schaben dank ihrer gewaltigen Überlegenheit endlich in einer Position,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher