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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten
Autoren: Orson Scott Card
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sie jetzt erreichte, vor allen anderen Flotten gestartet war. Bevor die besseren Schiffe gebaut wurden.
    Achtzig Jäger. Gegen fünftausend, vielleicht zehntausend feindliche Schiffe. Es war unmöglich, die Anzahl genau festzustellen.
    Bean sah, wie das Display immer wieder die einzelnen feindlichen Schiffe verlor, wie die Gesamtzahl fluktuierte. Es waren so viele, dass es das System überlastete. Sie blitzten auf und verschwanden wieder wie Glühwürmchen.
    Lange Zeit verging – viele Sekunden, vielleicht eine Minute. Normalerweise hatte Ender sie nach so langer Zeit schon alle ausgeschickt. Aber immer noch kam nur Schweigen von ihm.
    Ein Licht blinkte auf Beans Schaltpult. Er wusste, was das bedeutete. Er brauchte nur einen Knopf zu drücken, und das Kommando würde ihm gehören. Sie boten es ihm an, weil sie glaubten, dass Ender erstarrt war.
    Er ist nicht erstarrt, dachte Bean. Er ist nicht in Panik geraten. Er hat einfach nur die Situation verstanden, genau, wie ich sie verstehe. Es gibt keine Strategie.
    Nur, dass er es nicht einfach als eine Wendung des Kriegsglücks betrachtet, als eine Katastrophe, gegen die man nichts tun kann. Was er sieht, ist eine Prüfung, die sein Lehrer Mazer Rackham ihm vorgelegt hat, eine so absurd unfaire Prüfung, dass das einzige vernünftige Vorgehen darin besteht, sich zu weigern.
    Sie waren sich so schlau vorgekommen, weil sie ihm die Wahrheit stets vorenthalten hatten. Aber nun würde es auf sie zurückfallen. Wenn Ender begriff, dass es kein Spiel war, dass der echte Krieg so weit gediehen war, würde er vielleicht eine verzweifelte Anstrengung unternehmen, oder er könnte bei seinem Genie eine Lösung für ein Problem finden, das, soweit Bean sehen konnte, nicht lösbar war. Aber Ender begriff nicht, um was es hier wirklich ging, für ihn war es genauso wie damals im Kampfraum, als sie zwei Armeen gegenüberstanden und er die ganze Sache Bean überlassen und sich im Grunde geweigert hatte zu spielen.
    Einen Augenblick lang war Bean versucht, die Wahrheit hinauszuschreien. Es ist kein Spiel, es ist Wirklichkeit – das hier ist der letzte Kampf, und wir haben diesen Krieg verloren! Aber was würde er dadurch schon erreichen, außer dass alle in Panik gerieten?
    Noch war es absurd, auch nur daran zu denken, diesen Knopf zu drücken und das Kommando zu übernehmen. Ender war nicht zusammengebrochen oder hatte versagt. Der Kampf war einfach nicht zu gewinnen; er sollte nicht zu Ende geführt werden.
    Das Leben der Menschen auf diesen Schiffen sollte nicht in einem so hoffnungslosen Angriff verschwendet werden. Ich bin nicht General Burnside bei Fredericksburg. Ich schicke meine Männer nicht in einen sinnlosen, hoffnungslosen, bedeutungslosen Tod.
    Hätte ich einen Plan, würde ich den Befehl übernehmen. Aber ich habe keinen Plan. Also ist es weiterhin Enders Spiel, nicht meins. Ganz gleich, was daraus wird.
    Und es gab noch einen Grund dafür, nicht zu übernehmen.
    Bean erinnerte sich, wie er vor einem am Boden liegenden Schläger gestanden hatte, der zu gefährlich war, sich je zähmen zu lassen, und Poke geraten hatte: Töte ihn. Töte ihn jetzt!
    Ich hatte recht. Und wieder muss ein Schläger getötet werden. Und obwohl ich nicht weiß, wie wir es machen sollen, dürfen wir diesen Krieg einfach nicht verlieren. Ich weiß nicht, wie ich ihn gewinnen soll, aber ich bin nicht Gott, ich bin nicht allwissend. Und vielleicht sieht Ender auch keine Lösung, aber wenn überhaupt jemand eine finden kann, dann er.
    Vielleicht ist es ja gar nicht hoffnungslos. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, zur Oberfläche des Planeten zu gelangen und die Schaben aus dem Universum zu fegen. Jetzt ist es Zeit für ein Wunder. Für Ender werden die anderen ihr Bestes tun. Wenn ich übernehmen würde, wären sie so aufgeregt, so abgelenkt, dass es nie funktionieren könnte – selbst wenn ich einen Plan hätte, selbst wenn es irgendeine Chance gäbe – , weil sie nicht mit ganzem Herzen dabei wären.
    Ender muss es versuchen. Unternimmt er nichts, werden wir alle sterben. Selbst wenn sie nicht vorhatten, eine andere Flotte gegen uns zu schicken, werden sie es nach diesen Kämpfen tun müssen. Bisher haben wir all ihre Flotten geschlagen. Wenn wir diesmal nicht gewinnen, und zwar endgültig, und ihnen jede Möglichkeit nehmen, uns zu bekriegen, werden sie
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