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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Autoren: Jürgen Föhr
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todmüde ins Bett. Die Sonne schien durch das Fenster und leuchtete auf Elwins Gesicht, doch der schlief schon tief und fest.

Mittsommerfest
    Groohi stand am Fenster und blickte auf die Gasse. Elwin und er hatten bis zum Mittag ausgiebig gefrühstückt.
    »Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele Leute in Longor gesehen zu haben«, bemerkte er. »Gestern Nacht die Feier auf dem Marktplatz und heute Abend das große Fest im Zelt. Der Bäcker sagte heute Morgen, die Leute kämen von überall her. Sogar Balbo hat seine Teilnahme zugesagt, was sehr ungewöhnlich ist, wie du weißt.«
    »Du meinst, weil er gerne allein lebt«, entgegnete Elwin.
    Groohi grinste: »Ja, so kann man es sagen.« Er sah Elwin an und strich sich nachdenklich über das Kinn. »Sie werden uns danken, werden große Reden halten und so. Ich wünschte, Noel hätte noch irgendeine Aufgabe, noch irgendetwas Sinnvolles für uns zu tun. Weißt du, man muss mir nicht vor großem Publikum auf die Schulter klopfen und sagen, wie toll ich das gemacht habe. Ich weiß es auch selbst.«
    »Mach dir keine Sorgen, Groohi. Du wirst nicht allein auf der Bühne stehen. Die Leute möchten allen danken und nicht so tun, als sei nie etwas Schreckliches geschehen. Was willst du machen? In der Wohnung sitzen, bis die Feier vorbei ist?«
    »Bist du verrückt? Ich feiere gerne, ich möchte nur nicht im Mittelpunkt stehen. Außerdem kennst du meine Nachbarn nicht. Die warten bestimmt schon draußen auf mich. Und wenn wir nicht bald die Wohnung verlassen, kommen sie herauf und werden uns hinaustragen. Wenn es sein muss, an Armen und Beinen. Nein, mein Lieber, wir müssen jetzt verschwinden, solange nur ein paar Leute in der Gasse sind.« Er schaute wieder zum Fenster hinaus.
    »Suchen wir Stella«, schlug Elwin vor. »Ich muss bald wieder nach Hause und meinen Freunden erzählen, was geschehen ist, damit sie sich keine Sorgen machen.«
    Die beiden spülten das Geschirr, räumten auf und verließen die Wohnung. Sie waren allein im Haus. Die Ehrenwächter waren mit der echten Schatzkiste sicher in Bogolan angekommen, wie Groohi erklärte, als er die Zeichen auf dem schwarzen Brett in der Eingangshalle sah. Die zweite wurde nach Longor gebracht.
    Groohi trat zur Tür, ließ Elwin passieren, blickte sich sorgsam um, sah aber niemanden und schlug frohen Mutes den Weg zum Osttor ein. Doch sie sollten nicht weit kommen. Die Familien an der Stadtmauer hatten in den Gärten ihrer Häuser gewartet, rannten jetzt in die Gasse, stürzten auf die beiden zu, umarmten sie oder drückten Hände und Pfoten.
    »Wir wussten, dass du nicht aus dem Haus kommst, wenn du uns siehst, und mussten dich deshalb überlisten!«, rief ihm eine Nachbarin zu und lachte über die gelungene Überraschung.
    »Ihr beide kommt nun mit«, sagte sie und stimmte mit den anderen ein Lied an. Groohi und Elwin hatten keine Chance zu flüchten und begleiteten die Leute zum Markt. Kinder packten die Freunde an Pfoten und Händen und waren sichtlich stolz, die Helden zu begleiten.
    Auf dem Marktplatz war ein unglaubliches Gedränge. Der Schuhmacher hatte einen Stand aufgebaut und pries seine Wunderstiefel an.
    »Stiefel, die dem Knisterfeu standhalten! Bestehen jedes Abenteuer!«, rief Zippo Zappo mit heiserer Stimme.
    Der Bäcker stand hinter einem Karren, auf dem Brote und Gebäck lagen. ›Groohi‘s Knabbereien‹ verhieß ein eilig gemaltes Schild darüber und die Leute bildeten eine Schlange, bis sie endlich Groohis Lieblingsgebäck kaufen konnten. Tische und Stühle standen draußen vor dem Gasthaus. An einem Tisch saß der alte Mann, der bedauerte, sein Vieh freigelassen zu haben. In Händen hielt er eine Tasse Tee.
    An einem Stehtisch drängten sich Leute. Elwin erkannte zwischen den Köpfen Rocko und den Holzgrafen. Sie hatten so viele Kunden, die den beiden ihr Geld aufdrängten, wollten sie doch so schnell wie möglich eine ihrer sagenhaften Schatzkisten für ihre Familien erwerben, da sie offensichtlich Glück brachten.
    Auf dem Marktplatz hörten die Leute die singenden Familien von der Stadtmauer, erkannten Elwin und Groohi in deren Mitte, stimmten in die Melodie ein und bildeten einen großen Kreis. Die beiden winkten, schüttelten Hände und wurden herzlich umarmt. Nach einem weiteren Lied boten die Jüngsten einen Tanz dar, dann löste sich die Gesellschaft auf und nahm wieder an dem bunten Treiben auf dem Platz teil.
    Der Beo des Schuhmachers saß auf seiner Stange. Vogelkundschafter kamen,
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