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Elvira, Rubina und Sabine

Elvira, Rubina und Sabine

Titel: Elvira, Rubina und Sabine
Autoren: Regina Noessler
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Stunden darauf, über Jans Kopf zu streichen und diesen Akt mit den Worten zu begleiten:
     
    „Jan hat es schwer gehabt. Er war nämlich ein Regime-Gegner. Er hatte Schwierigkeiten in der Schule. Er hat es wirklich schwer gehabt.“
     
    Endlich war die Stunde der Befreiung gekommen: Jan und Sandra hatten die Sexvideos, um die sie trotz unüberwindbarer Klüfte mit glänzenden Augen gebeten hatten, an sich genommen, artig Gute Nacht gesagt und das Zimmer verlassen. Sabine sackte endgültig auf ihrem Sessel zusammen, und Claudia brach in so lautes hysterisches Gelächter aus, dass Jan und Sandra es eigentlich nicht überhören konnten.
     
    Claudia stand auf und trat an Sabine heran. „So Schatz“, sagte sie und tatschte zuerst an Sabines Bein, dann, nach einigem Zögern, an ihrer Brust herum, woraufhin Sabine erschrak und zusammenzuckte, „noch eine rauchen, dann gehen wir ins Bett.“
     
    Sabine blieb auch nach der Zigarette noch auf ihrem Sessel sitzen, denn sie war sich nicht im klaren darüber, welche Nachtkleidung es nun anzulegen galt, vor allem wieviel Kleidung, auch wenn solcherlei Fragen um vier Uhr nachts nach mehrstündigen Debatten über Ost und West, Ideologien und eklige Insekten vielleicht nicht mehr so wichtig waren.
     
    Claudia indessen zog sich aus, ganz aus, und legte sich ins Bett. „Na komm schon, du Döfchen!“ sagte sie und klopfte aufmunternd auf den freien Platz neben sich, „wie lange willst du da noch sitzen bleiben?“ Manche Fragen des Lebens beantworteten sich überraschend und einfach.
     
    Das Bett war ein brettharter Futon. Aber als umso kuscheliger erwies sich Claudia. Und einige kleine Träume, die im Laufe des Tages, vor allem am Nachmittag in der Galerie, in Sabine entstanden waren – sie wusste noch nicht so genau, ob diese Träume weiter oben oder weiter unten anzusiedeln waren –‚ wurden wahr. Sie war sich nun auch dessen sicher, dass Claudia mit ihr in einem Bett schlafen wollte.
     
    Dann fiel Claudia ein, dass in der ausgeräumten rosa Tasche noch immer etwas steckte, ihr Reichtum war noch nicht erschöpft. Sie stand auf, raschelte im Dunkeln in der Tasche herum und kam mit Brot und Käse ins Bett zurück. Ohne Sitte und Anstand verschlangen Claudia und Sabine den Reiseproviant und krümelten dabei das Bett voll; das Pieksen musste schleunigst beseitigt werden, also fegten sie die Krümel vom Bett auf das neue Parkett. Stinkenden Käse zu essen, der den ganzen Tag in einer hässlichen rosa Tasche verbracht hatte, verschaffte angesichts der frischen Feigen auf dem Tisch besondere Genugtuung.
     
    Als alles restlos verzehrt war, führten sie ihre kleinen Erkundungen am Körper der anderen fort, angenehm wohlig und schläfrig.
     
    So cosy, sagte Claudia. Zwar wusste Sabine nicht genau, was das Wort bedeutete, aber es klang gut und schien die Situation treffend zu beschreiben.
     
    Und als es noch eine ganze Weile so hätte weiter- und weitergehen können, in diesem Dös- und Dämmerzustand kurz vorm Einschlafen, in Seligkeit, klopfte es an der Zimmertür. Claudia, die gerade halb auf Sabine lag und ihren Hals küsste, wandte ihren Kopf zur Tür, ohne sich vom Fleck zu rühren und sagte: „Ja?“
     
    Mit leiser, schüchterner Stimme – „Entschuldigung, ich wollte nicht stören“ – trat Sandra geräuschlos ins Zimmer. Ein Hausgeist, bekleidet mit einem langen Schlaf-T-Shirt, der nicht stören wollte.
     
    „Ah“, sagte der Geist, „äh also“ – Sabine hielt indessen Claudia fest, damit sie nicht von ihr herunterrutschen konnte – „äh, kann ich mir vielleicht, also, kann ich mir was von den Sachen ausleihen?“
     
    „Ja klar“, sagte Claudia freundlich zu der schemenhaften Gestalt an der Zimmertür und küsste weiter an Sabines Hals herum, „such dir was aus.
     
    „Mach dir doch Licht an“, sagte Sabine voller Hilfsbereitschaft und dachte: Die geht ja wohl hoffentlich gleich wieder.
     
    Sandra war inzwischen bei den Dildos angelangt und erwiderte auf die erneute Aufforderung, das Licht anzumachen, mit großem Ernst: „Nein, ich fühle es.“
     
    „Was willst du denn haben?“ fragte Claudia.
     
    Sie wird doch keine Plauderei mit Sandra anfangen? bekam es Sabine mit der Angst zu tun – aber nein, Claudia biss jetzt ganz leicht in ihren Hals, schob die Hand auf ihren Bauch und langsam weiter nach unten.
     
    „Ich fühle es!“ wiederholte Sandra feierlich, fühlte eine Weile vor sich hin, und dann kam: „Ja – ja – aah jaa – ich
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