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Ella und die Tischoma

Ella und die Tischoma

Titel: Ella und die Tischoma
Autoren: Lina Ebhard
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fast täglich zu Konradine, um mit Chili spazieren zu gehen. Sie vertraute ihm ihre Sorgen an, erzählte von der Schule, den coolen Mädchen, von Eddie und Katharina. Ella fühlte, dass der Labrador sie verstand. War sie traurig, schmiegte er sich an sie und schleckte ihre Hand ab. War sie glücklich, hatten sie die tollsten Nachmittage.
    „Ist das, was ich denke, dass es ist?“, fragte Simon erstaunt, als er in Konradines Wohnzimmer einen Laptop entdeckte.
    Alexander stellte sich neben ihn. „Der ist funkelnagelneu!“
    Ella schmunzelte. Für was brauchte Konradine einen Laptop? Oma Johanna hatte auch keinen. Obwohl Ella es schräg fände: Sie könnte Oma Johanna Fotos mailen, von sich und Chili, Mama und Papa. Oma Johanna müsste nicht mehr auf Post warten. Oma Johanna liebte es, zwischen ihren Rechnungen einen Brief zu finden. Ellas Briefe bewahrte sie in einer kleinen Holzkiste auf, die ihr ihre Oma einst geschenkt hatte.
    Die Kinder bemerkten nicht, dass Konradine hinter ihnen stand. „Da staunt ihr!“ Stolz tätschelte sie ihren Laptop. „Darf ich vorstellen. Das ist Alberich.“ Sie gab ihrem Laptop einen Namen? Das war in der Tat durchgeknallt.
    „Alberich?“, sagte Ella verdutzt. „Warum Alberich?“
    „Und für was brauchst du ihn?“, fragte Simon.
    „Ich weiß jetzt, wer Lady Gaga ist! Und angehört habe ich sie mir auf ... Wie heißt es doch gleich? Juuhtjuub.“
    Ellas Kinnlade klappte nach unten. Sie konnte nicht glauben, welche Worte soeben aus Konradines Mund gepurzelt waren. „Dieses Internet ist phänomenal! Da gibt es alles! Ich habe mir heute meine Wunschschokolade zusammengestellt. Morgen kommt sie schon! Ist das nicht herrlich?“
    Simon blickte sie an wie der ungläubige Thomas. „Wie hast du das gemacht?“
    Konradine lächelte. „Ich bin mit dem Bus in die Stadt gefahren und habe mich in einem Elektrofachmarkt erkundigt. Der junge Mann hatte sich bereit erklärt, mir den Umgang mit diesem
Läbtopf
zu zeigen.“
    Simon lachte. „
Läptop
.“
    „Läbtopf, sag ich doch.“
    „Nein, ohne f und mit p statt b“, erklärte Simon.
    „L-ä-p-t-o-p.“
    Simon nickte zufrieden.
    „Wieso Alberich?“, fragte Ella erneut.
    „In meiner Klasse gab es einen Jungen. Er hieß Alberich und war wahnsinnig schlau. Er studierte und ist sogar Professor für Techniksachen. Das Internet weiß bestimmt noch mehr als mein Alberich.“ Sie tätschelte Alberich erneut. „Los, Kinder! Wir müssen anfangen.“
    Ella wunderte sich. „Gibt’s heute kein Gebet zu Beginn?“
    Konradine schüttelte den Kopf. „Die heutige Stunde beginnen wir mit einer Frage, oder zwei. Die Antworten werden unterschiedlich ausfallen. Und weil es keine falschen gibt und sich keiner wegen seiner Antworten schämen sollte, werdet ihr eure Gedanken zu diesen Fragen aufschreiben.“ Konradine hob ein grünes Blatt hoch. Auf dem stand:
Wie stellt ihr euch Gott vor?
Sie legte das Blatt in die Mitte und verteilte weitere grüne Blätter. „Wenn ihr keine Worte findet, dürft ihr Gott gerne malen.“
    Ella las die Frage immer und immer wieder, während Simon schon fleißig malte und Katharina einen Aufsatz verfasst hatte. Ella hatte noch nie darüber nachgedacht, wie Gott aussehen könnte. Wie Jesus, nur älter? Mit einem weißen Bart? Welche Kleidung trug er? Eine Robe, einen Anzug, einen Kittel? So viele Fragen und keine Antworten! Ella starrte aus dem Fenster. Mit Gott konnte sie über alles reden. Er hörte stets zu. Ein echter Freund eben. Weil Gott alt war und weil Gott ein Mann war, entschied sich Ella für das Bild eines Opas. Diese Gedanken schrieb sie nieder.
    Als Ella den Stift beiseitelegte, stellten sie reihum „ihren“ Gott vor. Ella fing an. Sie las ihren Text vor. „Ich glaube, er ist alt und weise, aber nicht tattrig. Er kann gut zuhören und gute Ratschläge geben.“
    Katharina war an der Reihe. „Für mich ist Gott ein Allroundtalent.“
    Konradine unterbrach sie. „Ein Ollwas?“
    „Ein Alleskönner. Er hat den Menschen, die Tiere, die Natur, die Welt erschaffen. Er ist sehr klug.“
    Alexander fiel ihr ins Wort. „Wenn er alles kann, warum gibt es arme Menschen und Krankheiten? Ich weiß nicht, wie ich mir Gott vorstellen soll. Er hat die Welt erschaffen. Das war bestimmt eine kniffelige Aufgabe. Wenn er so genial ist, warum kann er Armut, Hunger und Krankheiten nicht aus der Welt verbannen?“ Darauf wusste niemand eine Antwort.
    „Mit der Zeit ist die Welt gewachsen. Gott bräuchte ein paar
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