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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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Die hässlichsten Drohungen schwirrten durch die Luft, die Schulhoferde bebte – kein Wunder, dass die Männer erst Schwäche zeigten.
    Aber am Ende siegte doch die rohe Kraft. So tapfer sich die Mütter auch hielten, der Feind war ihnen einfach überlegen. Die Männer waren alte Haudegen und trotzten dem ersten Bombenhagel, dann gingen sie ihrerseits zum Angriff über.
    Als Letzte gab sich Mikas Mutter geschlagen, die niemandem Makkaroniauflauf geben wollte, der sich nicht vorher die Hände wusch.
    Das alles mitansehen zu müssen war schlimm. Von einem bestimmten Augenblick an war es, als hörten die Männer nicht mal mehr zu, was die Mütter sagten. Wir konnten uns das nur so erklären, dass sie alle Väter waren.
    Wir hatten schon alle Hoffnung aufgegeben und sahen entsetzt, wie die Männer auch die Mütter in die Rosenhecke setzen wollten, als uns plötzlich die Stimme des Lehrers in den Ohren gellte.
    »Sieg!«, schrie er. »Sieg! Der Bagger ist besetzt!«
    Schlagartig flogen alle Köpfe in die Richtung, aus der die Stimme des Lehrers kam. Er war aus der Hecke geflüchtet und hatte sich an der Schaufel des ersten Baggers festgekettet.
    Wir mussten ein bisschen lachen, weil der Lehrer unten nur noch karierte Boxershorts anhatte, aber sonst hatte er sich eine tolle Finte einfallen lassen. Schade war nur, dass er zum Festketten keine Kette gehabt hatte. Die wäre nämlich besser gewesen als das Halstuch, das er stattdessen benutzte. Es brauchte nur einen kurzen Ruck, dann hatte ihn einer der Männer losgebunden. Das Halstuch hing praktischerweise noch an seinem Handgelenk, daran führte ihn der Mann zur Hecke zurück.

    Am Ende standen die Mütter neben der Rosenhecke, und die Lkw-Fahrer passten auf, dass sie sich nicht rührten. Den Lehrer hatten sie mit seinem Halstuch am dicksten Ast der Hecke festgebunden. Schon stieg der erste Baggerfahrer in sein Führerhaus. Die Lage schien aussichtslos, da ertönte plötzlich ein Geheul, dass es uns allen eiskalt den Rücken runterlief.
    »Ouuuuuuu-uuuu!«
    Erst dachten wir, es wäre wieder der Lehrer in der Hecke, aber dann sahen wir seine Frau. Sie stand im Kegel des Scheinwerfers, den der erste Baggerfahrer schon eingeschaltet hatte, und schaute fragend in die Runde. Weil sie den Kinderwagen dabeihatte, fragten wir uns, ob es vielleicht das Kind des Lehrers war, das so heulte. Aber dann sahen wir Koj und Ote. Noch einmal lief es uns eiskalt den Rücken runter, als nämlich die zwei Halbkojoten hinter dem Kinderwagen vorkamen und ihre langen, scharfen Eckzähne entblößten.
    Genauso kalte Schauer schienen auch den Männern die Rücken runterzulaufen, denn jetzt rannten die Hunde mit aufgestellten Nackenhaaren und gefletschten Zähnen auf sie zu.
    »Auf sie, Jungs! Aua! Sieg! Aua! Packt sie euch! Aua! Aua!«, schrie der Lehrer. Er war ganz aus dem Häuschen, aber die Dornen piksten wohl immer noch.
    »Los jetzt! Wir machen die Mistschule platt!«, brüllte der erste Baggerfahrer aus dem Führerhaus.
    Da stürzten auch die anderen beiden zu ihren Maschinen, und die Lkw-Fahrer zu ihren Lkw. Sie schafften es gerade noch, bevor die Hunde sie zu fassen kriegten. Dann wollten sie die Motoren starten.
    Aber es klappte nicht.
    Der Motor des ersten Baggers knatterte kurz und ging mit einem kraftlosen Plopp wieder aus. Der zweite Bagger schnaufte nur wie ein Marathonläufer, dem die Puste ausgegangen war. Die anderen Motoren knallten, husteten und spuckten, aber keiner sprang an. Da gaben die Männer auf, aber sie blieben schön in ihren Führerhäusern sitzen, denn draußen liefen Koj und Ote herum und beschnüffelten abwechselnd die Reifen an den Lkw und die schweren Ketten an den Baggern und dem Kran.
    »Was ist passiert?«, fragte der Lehrer.
    »Sie haben sich zurückgezogen! Wir haben den Kampf gewonnen!«, jubelte Pekkas Mutter.
    »Aber warum gehen die Motoren nicht an? Warum haben sie uns und die Schule nicht einfach niedergewalzt?«, wunderte sich der Lehrer.
    Darauf wussten die Mütter keine Antwort.
    Aber wir! Annas Rat, die fiesen Klopse mitzunehmen, war Gold wert gewesen. Man konnte damit nicht nur alles Mögliche reparieren – in den Auspuff gestopft, konnten sie auch die größten Monstermaschinen und Lkw stoppen.

Große Taten haben ihren Preis
    Wir feierten beim Lehrer zu Hause. Er und seine Frau hatten zu einer Siegesfeier mit Saft und Keksen eingeladen. Die Mütter mussten nach Hause zu den Vätern, aber wir nahmen die Einladung gern an. Diesmal passten
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