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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Autoren: Thomas Kielinger
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zugeschickt werden. Noch nie in der Geschichte hat ein britisches Staatsoberhaupt so viele Dokumente gelesen und pflichtbewusst markiert wie die heutige Queen. Der Vater wurde auch darin ihr Vorbild – das Bild eines hart arbeitenden konstitutionellen Monarchen, die Personifizierung dessen, was Sir Henry ihr in der Theorie als Ideal vor Augen gestellt hatte. Gelegentlich, während der Gelehrte sprach, zupfte der zahme Rabe, den er sich hielt, an seinem Ohr. Was muss im Ohr der jungen Elizabeth geklungen haben im Verlaufe der Lektionen? Eine drohende Botschaft? Ein Zuviel an Verantwortung? Ein Erschrecken vor dem, was auf sie zukam? Ein leises, schmerzhaftes Aufbegehren? Das verzeichnet die Chronik nicht einmal am 6. Februar 1952, als Prinzessin Elizabeth, die Herzogin von Edinburgh, in Kenia vom plötzlichen Tod ihres Vaters erfährt und in dem Moment weiß, was die Stunde geschlagen hat. «Sie war immer sie selbst,
très naturelle» –
das heißt: unerschütterlich beherrscht.
    Und ausgestattet mit der
stiff upper lip
ihrer Generation, «in sie eingepflanzt von Geburt an», wie Patricia Gräfin Mountbatten, eine Cousine von Prinz Philip, es formuliert hat. Patricia gehörte wie Elizabeth und Margaret zur «1. Buckingham Palace Girl Guide Company», die 1937 auf Initiative von Crawfie gegründet worden war und in der Kinder der erweiterten königlichen Familie und des Hofstaates zusammen kamen, sich im riesigen Park des Buckingham Palastes ein Obdach zimmerten und anderen Freizeitaktivitäten nachhingen. Leider nur bis 1939, als der Krieg dem allen ein Ende bereitete. «Sie war sich immer sehr bewusst, wie wichtig es war, welche Figur sie in der Öffentlichkeit machte», berichtete die Gräfin und bestätigte damit die frühe Gewöhnung des Kindes an öffentliche Rituale. «So durfte sie nicht in Tränen ausbrechen. Wenn sie sich bei unseren Spielen am Knie verletzte, wusste sie: Ich muss versuchen, nicht zu weinen.»
    Eine Goldfischexistenz, Einübung in Selbstgenügsamkeit, mit langen, nachdenklichen Blicken in die fremde Welt draußen, die sie von einem Hügel im Park von Buck House, wie der Volksmund den Buckingham Palast nennt, oder von den Fenstern desselben aus verfolgen konnte. Viel später, 1954, als sie Pietro Annigoni Modell saß für eines der berühmtesten Porträts ihrer ersten Jahre als Königin, verriet sie dem italienischen Maler, dass sie als Kind oft stundenlang aus dem Fenster des Buckingham Palastes geblickt habe, die Mall hinunter in Richtung Admiralty Arch. «Ich liebte es, den Menschen und den Autos in der Mall zuzuschauen», bekannte sie. «Sie schienen alle so beschäftigt. Ich fragte mich immer, was sie wohl taten und wohin sie wohl gingen, und was sie da draußen denken mochten über den Palast.» Ein Zitat mit einem Hauch von Melancholie, aus dem Mund einer in ihrer Aufgabe isolierten Persönlichkeit, die sich dennoch nie gegen ihr Lebenslos aufgelehnt hat.
    Die junge Elizabeth stellte so etwas wie das Charakterideal ihres Jahrgangs dar, das der Historiker Ben Pimlott so beschreibt: «Einfach, warmherzig, hart arbeitend, akkurat, wohlerzogen-kultiviert, humorvoll, und vor allem freundlich. Kurzum: eine typische Tochter Großbritanniens ihrer Zeit.» Hinzu kam ein sicherer Instinkt für das Konforme, das, was ihre Französischlehrerin ihren «Sinn für das Richtige» nannte. Statt sich von dem Kult um ihre Person anstecken zu lassen, schüttelte sie ihn ab, indem sie in die Umstände ihrer Pflichten hineinwuchs, alles, was sie nicht ändern konnte, auf sich beruhen ließ und strikt erfüllte, was von ihr erwartet wurde. Als größten Akt der Rebellion registrierte Crawfie in ihrem Buch, wie Elizabeth einmal, gelangweilt in einer Französischstunde, sich das Tintenfass auf dem Kopf ausschüttete. Immerhin.
    Umso überraschender, dass dieses so fügsame Mädchen 1939 einem Menschen begegnen wird, der die Dreizehnjährige im Handumdrehen erobert und an dem sie allen Widerständen zum Trotz festhält bis zum Happy End: der Hochzeit. Aber wir wollen der Erzählung nicht zu weit vorgreifen.

III
1936: König Edward VIII. dankt ab – ein Lehrjahr für die Monarchie und die spätere Queen
    «
Wird sie Königin werden

«Ja, und Kaiserin von Indien, die ganze Chose.»

Edward VIII. am 20. November 1936 im Gespräch
mit seinem jüngeren Bruder, dem Herzog von Kent,
dem er gerade eröffnet hatte, Wallis Simpson heiraten zu wollen
    «Ich weiß, es ist nichts Königliches an mir,
ich habe
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