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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Autoren: Thomas Kielinger
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Königtums, seine sozialistischen Freunde davor, sich ja nicht auch nur von einem Lord auf die Schulter klopfen zu lassen – dann sei es mit ihrer braven sozialistischen Gesinnung auch schon vorbei.
    Peter Mandelson, Minister unter Tony Blair und dessen einflussreichsterBerater, war in seiner Jugend Mitglied der englischen «Liga junger Kommunisten» und buchte zusammen mit Freunden für den Tag der Hochzeit von Charles und Diana im Juli 1981 eine Tagesfähre nach Frankreich, um, wie er und die Gruppe lauthals wissen ließen, der «royalistischen Orgie» in London zu entfliehen. Drei der damaligen jugendlichen Daytripper sitzen heute im Oberhaus, auf dem Hermelin-Hochsitz des Establishments gewissermaßen. Lord Mandelson war bis Mai 2010 sogar Präsident des Kronrats und als solcher damit beauftragt, der Königin die jeweils verhandelte Agenda zur Abzeichnung vorzulegen. Saulus zu Paulus. Eine Begründung, warum es mit der Monarchie in Großbritannien zu Ende gehe, versuchte Stephen Haseler von der Metropolitan University London mit seinem Buch «The End of the House of Windsor» (1993). Die jetzige Queen werde «Elizabeth die Letzte» sein, so folgerte der Autor, denn «ihre Zuneigung zum Commonwealth steht dem europäischen Ideal im Wege».
    Ein solches Urteil kann uns heute nur noch erstaunen, wenn nicht geradezu belustigen. Die EU steht in der englischen Beliebtheitsskala auf einem der hinteren Plätze oder vielleicht sogar auf dem letzten. Brüssel gegen die Monarchie auszuspielen, signalisiert wie nichts sonst die Sackgasse, in die sich Republikaner zuweilen verlieren. Überhaupt hat der Ansehensverlust, den alles Politische in den letzten Jahren erlitten hat, in England noch verstärkt durch den Spesenskandal im Unterhaus, nach Einschätzung vieler Beobachter dem dynastischen Gedanken neuen Auftrieb gegeben in der öffentlichen Wertschätzung. Die vorhin zitierte Dienstbeschreibung auf der Website des Hofs findet man allenthalben bestätigt: «Die Monarchie steht für die dauerhafte Stabilität der Nation, sie übersteigt das Ebben und Fluten der Parteipolitik.»
    Das renommierte Meinungsforschungsinstitut Ipsos MORI ermittelt seit 40 Jahren für «die Firma» das Meinungsklima im Land und kommt dabei im Schnitt auf folgendes Resultat: Die Zustimmung zur Monarchie liegt konstant bei 60–65 Prozent, etwa 19 Prozent sind konstant ablehnend, mit 3 Prozent Schwankungen nach oben oder unten, der Rest ist unentschieden. «Wir haben es durchaus nicht mit einem 95-Prozent-Ergebnis zu tun», meinte derehemalige langjährige Privatsekretär der Queen, Lord Janvrin, im Gespräch mit dem Verfasser, «der Hof darf also nicht überheblich werden und sich für selbstverständlich nehmen». Aber im Monat der Hochzeit von Prinz William und Catherine Middleton lag der Rückhalt der Republikaner bei nur 13 Prozent, wie ein anderes Meinungsforschungsinstitut, YouGov, für die Zeitschrift «Prospect» ermittelte. Im selben Heft kam der marxistische Historiker Eric Hobsbawm zu dem Schluss: «Die konstitutionelle Monarchie ohne Exekutivgewalt hat sich als verlässlicher Rahmen für die liberale Demokratie erwiesen.»
    Von den Republikanern, so scheint es, droht langfristig keine Gefahr, falls es dem Königshaus weiterhin gelingt, Veränderungen in der Gesellschaft zu absorbieren, unter Beibehaltung des traditionellen Bestandes der Institution. Ominös dagegen sind andere Entwicklungen. Wie die Politik müssen sich auch die Queen und ihre Erben der Frage stellen, ob die britische Gesellschaft unter den Bedingungen ihrer zunehmend multiethnischen Gestalt noch eine erkennbare Identität aufweist und ob die Akzeptanz der Monarchie unter solcher Auffächerung der Bevölkerung nicht auf die Dauer leiden muss. Lässt sich britische Identität, was immer man darunter versteht, mit den diversen Loyalitäten versöhnen, welche die Einwanderer bei ihrer Ankunft auf der Insel in ihrem Gepäck mitführen? Von Zeit zu Zeit setzt Elizabeth Akzente, die erkennen lassen, wie sehr sie sich dieses Problems bewusst ist. Jahre vor dem Terroranschlag von Islamisten im Juli 2005 in London berührte sie 1997 in einer Rede in Islamabad die heikle Frage der Identität und äußerte im Blick auf die britischen Moslems, deren Mehrheit aus Pakistan stammt, den Wunsch, «dass britisch und pakistanisch zu sein ein neuer
way of life
werde». Die Versöhnung der Kulturen ist auch für die Krone eine beständige Herausforderung, nicht anders als die
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