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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
Autoren: Thomas Kanger
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Antwort. Ich kann nicht ganz ausschließen, dass er es nicht ist.«
    Er wandte sich wieder zu der Frau um, die den Kopf schüttelte.
    »Wo ist Ihr Mann jetzt?«
    »In der Bibliothek«, sagte die Frau. »Er wollte um drei zu Hause sein. Ist etwas passiert?«
    Rosén sah auf die Uhr. Es war zehn Minuten vor drei.
    »Soll ich für die Überwachung des Hauses sorgen?«, fragte der Polizist.
    »Machen Sie das«, sagte John. »Wir müssen weiter nach Bälinge. Frau Johansson, es wird eine Polizeistreife kommen und Ihr Haus bewachen. Sobald ich kann, komme ich wieder und erkläre Ihnen, warum. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte die Frau.
     
    »Da ist es«, sagte der Polizist und bog auf einen Hof ein. Fünf Meter von einem roten Haus entfernt bremste er und stieg aus. Elina sah rasch auf die Uhr. Es war fünf Minuten vor drei. Sie öffnete die Tür und stieg ebenfalls aus.
    »Scheint alles ruhig zu sein«, sagte der Polizist.
    »Ja«, sagte Elina und sah sich um. »Keine Menschenseele zu sehen.«
    Es war fast still. Nur ein Vogel sang. Sie machte gerade einen Schritt auf das Haus zu, da zerriss ein Pistolenschuss die Stille.

39
    John Rosén versuchte zu fahren, während er gleichzeitig auf seinem Handy Elinas Telefonnummer drückte. Das Klingelsignal bremste ihren Impuls, ins Haus zu stürzen. Stattdessen zog sie sich zurück und suchte Schutz hinter dem Streifenwagen.
    »Wir sind unterwegs …«
    Elina unterbrach ihn.
    »Vor wenigen Sekunden ist in dem Haus geschossen worden.«
    »Geh nicht rein! Wir sind …«
    Seine Stimme verschwand.
    »… in fünf Minuten da, sagt der Kollege. Riskier jetzt nichts.«
    »Vielleicht kann ich Johansson retten.«
    »Nicht, wenn Olavi schon geschossen hat. Stell lieber die Sirene an.«
    Elina sah sich nach dem Kollegen um. Sie wusste nicht einmal, wie er hieß. Als sie den Kopf über das Auto reckte, sah sie ihn mit gezogener Waffe links vom Haus.
    »Gehen Sie nicht hinein!«, schrie Elina. »Die anderen sind in wenigen Minuten hier.«
    Sie hielt das Telefon wieder ans Ohr.
    »Es ist außerhalb des Dorfes«, sagte sie. »Du kannst den Streifenwagen von der Landstraße aus sehen. Halt die Telefonleitung frei.«
    Sie öffnete die Beifahrertür und stellte die Sirene an. Der Vogelgesang wurde von dem Heulsignal übertönt. Sie starrte auf das Haus. Der Polizist stand regungslos an der Hausecke. Hinter sich hörte sie ein Motorengeräusch. Der Mietwagen näherte sich mit mindestens hundertsechzig Kilometern in der Stunde.
    Kamikazefahrer, konnte Elina noch denken, bevor John mit quietschenden Reifen vor dem Streifenwagen bremste. Innerhalb einer Sekunde waren beide Männer aus dem Auto gesprungen.
     
    Olavi Andersson schaute auf seine Pistole. Sie ruhte still in seiner Hand. Langsam führte er sie zu seinem Kopf. Er legte sie an seine Wange und spürte ihre Wärme. Mit den Lippen liebkoste er die Mündung. Dann drückte er noch einmal ab.
     
    »Wir müssen rein!«, zischte Rosén.
    Er lief auf das Haus zu, Elina folgte ihm. John riss die Haustür auf und stürmte hinein. Er zielte mit seiner Pistole erst nach rechts und dann direkt nach links, auf eine Person, die mit dem Rücken vor ihm kniete.
    »Werfen Sie die Pistole weg!«, schrie John Rosén.
    Der kniende Mann warf die Pistole weg und fiel zu Boden. Elina ging langsam an John vorbei und bückte sich zu dem leblosen Körper. Dann richtete sie den Blick schräg nach oben. Im Schaukelstuhl saß ein alter Mann mit offenem Mund. Er sah sie an, als wollte er sie etwas fragen.
    Elina drehte sich um und schaute auf die Wanduhr. Sie war fünf Minuten vor drei stehen geblieben. Das Glas war von einem Schuss zersplittert. Neben der Wanduhr hing ein Gemälde mit einem Elch.

40
    »Warum?«
    »Warum ich sie umgebracht habe?«
    »Nein. Doch. Das auch. Aber im Augenblick frage ich Sie, warum Sie Rolf Johansson nicht erschossen haben.«
    Der Raum, in dem Elina saß, hatte geblümte Tapeten und auf dem Fensterbrett standen Blumen. Das Sofa war weich. Ihr gegenüber saß Olavi Andersson. Er trug blauweiße Kleidung, wie es in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie des städtischen Krankenhauses von Västerås üblich war.
    Olavi Andersson atmete lautlos. Er schaute auf seine Hände.
    »Ich bin hier falsch«, sagte er. »Ich bin nicht wahnsinnig.«
    »Darüber entscheide nicht ich«, entgegnete Elina. »Aber als wir Sie vor drei Tagen gefasst haben, waren Sie vollkommen weggetreten. Sie hatten einen totalen
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