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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition)
Autoren: Susanne Gerdom
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gesagt hatten.
    Luca überraschte sie alle mit einem ausgeklügelten yasemitischen Fluch und hinkte davon.
    Ibram reichte der Alten den geleerten Becher. »Sei abermals bedankt, Hüterin der Schätze. Möge dein Kessel sich niemals leeren und deine Börse immer gefüllt sein.« Er führte die zusammengelegten Handflächen zur Stirn, und die alte Händlerin neigte graziös den Kopf.
    Ibram beeilte sich, den Söldner einzuholen. Er hielt ihn am Arm fest und redete auf ihn ein.

    Tajo löste sich von der Mauer, an der sie gelehnt hatte und schlenderte langsam auf die beiden Männer zu. Sie taxierte den Kleineren der beiden, dessen Börse links in einer seidenen Schärpe steckte. Die geckenhafte Kleidung des Yasemiten, von seinen weichen Lederstiefeln mit den gebogenen Spitzen über die verzierte Schärpe bis zu dem bestickten Käppchen mit der seidenen Quaste, lenkte mehr davon ab, als sie es unterstrich, dass er ein ausgesprochen gutaussehender Mann war. Der Eindruck wurde zwar von dem unübersehbaren Bauchansatz unter seinem farbenprächtigen Kaftan ein wenig gestört, aber die Blicke der Frauen, die den Yasemiten trafen, legten deutlich Zeugnis dafür ab, dass sie dieses Detail für unerheblich hielten. Tajo grinste und machte sich bereit.
    Die beiden Männer blockierten den schmalen Weg, und Tajo drängelte sich rücksichtslos an ihnen vorbei. Dabei kam sie ins Stolpern, sie fiel schwer gegen den Yasemiten und brachte ihn beinahe zu Fall.
    »Hoppla«, sagte er freundlich und stützte sie. »Nicht so hastig, junger Freund.«
    Tajo murmelte eine Entschuldigung und ging langsam weiter. Nichts passierte - anscheinend hatte ihr Opfer nichts bemerkt.
    Erst in ihrer sicheren Zuflucht holte sie die Börse hervor und wog sie nachdenklich in der Hand, ehe sie sie öffnete. Enttäuscht schüttelte sie den Inhalt auf ihre Hand: drei magere Kupferstücke fielen hinaus. Zwei Viertel- und ein Achtelmhred, mehr hatte die Krummnase nicht bei sich gehabt.
    Tajo fluchte und schleuderte die Börse von sich. Das reichte gerade für einen mageren Imbiss unten im Hafen. Dabei hatte der Kerl in seinen papageienbunten Kleidern recht wohlhabend ausgesehen. Wie hätte sie ahnen können, dass auch er nur so ein Hungerleider war, der gerade seine letzten Kröten für ein gefülltes Fladenbrot ausgegeben hatte?

2
    M it einer Mischung aus Drohungen und Schmeicheleien war es Ibram gelungen, Luca zu besänftigen und den Rest des Weges zu ihrer Unterkunft zurückzulegen.
    Ibram klopfte an Magister Zorns Zimmertür, nachdem er den Söldner in einer Kammer neben dem Stall untergebracht hatte.
    Der Magister antwortete nicht sofort, aber gerade als Ibram sich abwenden wollte, öffnete sich die Tür.
    »Ibramarbi«, sagte der Magister förmlich. Er schob die Tür weit auf und ließ Ibram ein. Der Yasemit blieb neben der Tür stehen, um seinem Herrn Bericht zu erstatten.
    »Du hast ihm seine Kammer gezeigt? Gut.« Magister Zorn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Hände zusammen. Die leichte Kapuze seines Gewandes fiel ein wenig zurück und enthüllte seinen kahlgeschorenen Schädel und ein erstaunlich junges Gesicht. »Morgen kümmerst du dich darum, dass er anständige Kleidung bekommt. Danach will ich mit ihm sprechen.«
    »Sein Schwert ist in ebenso elendem Zustand wie sein Äußeres, Magister. Sollten wir nicht auch noch einen Waffenschmied aufsuchen?«
    »Du hast immer noch die Börse. Was du für notwendig erachtest, kannst du erwerben.«
    Ibram nickte und fuhr mit den Händen über seine Schärpe. Dann erbleichte er und fühlte genauer nach. »Herr«, stammelte er und grub hektisch in den Falten seines Kaftans. »Herr, die Börse …« Er verstummte und schloss die Augen. »Der Junge«, murmelte er. »Der Junge, der mich im Basar angerempelt hat. Satt'ka entsende ihn in die unterste Hölle!«
    Er verstummte und wartete auf das Strafgericht. Die kostbare Börse war ihm anvertraut worden, und er hatte sie sich stehlen lassen. Er hob ergeben den Blick, um seiner Bestrafung mannhaft entgegenzusehen, und entdeckte verblüfft, dass der Magister mit abwesender Miene auf seinen schwarz-goldenen Ring blickte, ein winziges Lächeln auf den Lippen.
    Endlich wandte sein Herr den Kopf. »Es ist an der Zeit, dass wir uns wieder ein festes Quartier suchen«, sagte er zu Ibrams Erstaunen. Er winkte den Yasemiten zu sich und legte seine Hand auf Ibrams Schulter. Sein langer Zeigefinger legte sich an Ibrams Halsansatz und hinterließ dort ein
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