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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition)
Autoren: Susanne Gerdom
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befahl Ibram. »Was soll das?«
    »Ich arbeite nicht für eine verdammte Kutte!«
    »Du hast das Handgeld akzeptiert. Wenn du einen Vertrag brichst, wird der Magister dafür sorgen, dass kein Brotherr in der Provinz dich mehr einstellt. Du kennst die Regeln!«
    Luca spuckte erbittert aus. »Fahr zur Hölle«, knurrte er. Er bückte sich steifgliedrig, um das Geldstück aus dem Matsch zu klauben. »Fahr zu Hölle mitsamt deinem verfluchten Magister!«
    Luca führte Ibram in grimmigem Schweigen zu seiner Unterkunft in einer der vielen billigen Dkhev-Absteigen der Stadt. Ibram blieb naserümpfend neben dem Strohlager stehen, während Luca ein paar Kleidungsstücke zusammenrollte. Er warf Ibram einen schrägen Blick zu und murmelte etwas, ehe er unter das Stroh griff und ein sorgsam in eine Decke eingewickeltes schmales Bündel hervorzog.
    Ibram trat neugierig einen Schritt näher und berührte den hellen Wollstoff, der aus dem Bündel hervorsah. Seine Finger ertasteten etwas Hartes, das in den Stoff eingewickelt war.
    »Nimm deine dreckigen Pfoten von meinen Sachen, Krummnase«, bellte der Söldner. Er warf das Bündel auf seine Kleider und schlug die zerschlissene Decke des Lagers um den Packen, verschnürte ihn mit einem Ledergurt und warf ihn sich über die Schulter.
    »Fertig?«, fragte Ibram. »Hast du eigentlich kein besseres Schwert?« Der Söldner antwortete nicht. Ibram zuckte mit den Schultern. »Magister Zorn wird für deine Ausrüstung sorgen.«
    Luca knurrte wütend und spuckte aus. Danach begnügte Ibram sich damit, den Söldner schweigend zu ihrer Herberge zu geleiten.
    Lichtschein ergoss sich aus den Gewölben der Händler auf die schmalen Gassen des Basars. Essensgerüche durchzogen die warme Luft, brachten die Flügel von Ibrams Nase zum Beben und seinen Magen zum Knurren.
    Er blieb neben einer alten yasemitischen Frau stehen, die neben einer Feuerstelle hockte und in einem Kessel rührte, aus dem es verlockend duftete.
    »Sei gegrüßt, schöner Fremder«, rief die Alte in ihrer Sprache und grinste ihn zahnlückig an. »Probiere mein Ras-Tal, du siehst aus, als hättest du eine Stärkung dringend nötig. Sieh nur, wie deine prächtigen Kleider dir schon am Leibe schlottern.« Sie schöpfte eine große Portion auf ein frischgebackenes Fladenbrot, rollte es zusammen und hielt es ihm lockend entgegen.

    Das halbwüchsige Mädchen, das neben der Alten hockte und Teig auf einen heißen Stein goss, kicherte leise und zog den Schleier vor ihr Gesicht, als sie Ibrams Blick auf sich spürte.
    »Mein Dank sei dir gewiss, Blume der Nacht«, erwiderte Ibram. »Deine Gabe hat mich vor der sicheren Auszehrung errettet.«
    »Du bist mir allzeit willkommen, großzügiger Fremder. Lass es dir wohlschmecken« Die Alte schloss ihre Hand um das Geldstück, das Ibram ihr reichte.
    Er biss in das gefüllte Brot. »Der Wohlgeschmack des Paradieses entspringt deinem Kessel, o Zierde des Basars.« Ibram wischte sich den Mund und rülpste wohlerzogen.
    Die Alte stieß das Mädchen an, das pflichtvergessen neben ihr hockte und den kleinen Yasemiten anstarrte. Er konnte durch ihren dünnen Schleier hindurch erkennen, wie ihre dunklen Wangen sich noch etwas dunkler färbten, ehe sie sich wieder über das Brot beugte. Die silbernen Glöckchen, die in ihr Haar geflochten waren, klingelten sacht.
    »Was ist mit deinem übel gelaunten Freund, mein nachtigallenzüngiger Gast?«, fragte die alte Frau mit einer Kopfbewegung auf Luca. »Solltest du ihm nicht ein wenig Wärme für seinen Magen gönnen, auf dass es vielleicht auch sein kaltes Herz erwärme?« Sie lachte breit und reichte Ibram einen winzigen Becher mit heißem Rosentee.
    Ibram grinste und drehte sich zu dem Söldner um. »Was ist mit dir, hast du Hunger?«
    Luca trat einen Schritt näher und spähte misstrauisch in den brodelnden Topf.
    »Was du denken, was das sein?«, rief die Alte nun in gebrochenem Ledonisch. »Gedünstet Ratten und Hundedreck sein, was Krummnasen fressen!« Sie gackerte.
    Ein hochgewachsener Berg-Yasemit, der im Gewölbe nebenan Dakh-Fleisch verkaufte, machte auf Yasmit eine anzügliche Bemerkung über ledonische Essgewohnheiten, die alle seine Landsleute in Hörweite in lautes Lachen ausbrechen ließ. Dann schickte er noch eine Bemerkung über käsegesichtige Fremde hinterher, die eine weitere Woge von Gelächter hervorrief. Alle sahen Luca an und feixten in der sicheren Überzeugung, dass der Ledonier kein Wort von dem verstanden hatte, was sie
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