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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition)
Autoren: Susanne Gerdom
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Prickeln.
    »Du wirst dich in der Stadt umsehen und nach einem geeigneten Objekt Ausschau halten. Und während du das tust …« Sein Blick bohrte sich in Ibrams Augen, die sofort zu tränen begannen. »Hast du den Dieb berührt?«
    Ibram nickte. Sein Herr lächelte kurz und fuhr fort: »Halte deine Augen offen, Ibramarbi. Vielleicht begegnest du dem Jungen ein zweites Mal.«
    Ibram nickte zweifelnd. Zorn nahm seine Hand fort. »Morgen früh kümmerst du dich um Lucas Ausrüstung.« Er zog eine kleine Börse hervor. »Geh sorgsamer damit um als mit der ersten«, mahnte er. »Diese ist nicht unerschöpflich, hörst du?«
    Ibram neigte den Kopf. »Wenn Ihr mich nun nicht mehr benötigt, würde ich mich gerne zurückziehen.«
    »Geh nur.« Magister Zorns Lippen zuckten amüsiert. »Du hast nicht vor, hier im Gasthof zu übernachten, habe ich recht?«
    Ibram riss die Augen auf. »Herr, woher könnt Ihr das …«
    »Wir sind erst seit sechs Tagen in der Stadt«, sagte Zorn belustigt. »Du bist wahrhaft erstaunlich, Ibram.«
    Der kleine Yasemit hob die Schultern. »Reiner Zufall«, murmelte er. »Ich habe jemanden getroffen, den ich von früher kenne.«
    »Geh nur, geh«, lachte Zorn. »Solange du nur rechtzeitig zu deinem Dienst wieder hier bist, ist mir gleich, wo du übernachtest.«

    »Dein Name ist Luca.« Es war keine Frage, und der Söldner antwortete nicht darauf. Die Kleider, die Ibram ihm gekauft hatte, waren zwar nicht neu, aber sauber und ordentlich geflickt, und er trug einen neuen Brustpanzer aus dunklem Leder. Nur aus der Scheide auf seinem Rücken ragte noch immer das alte, schartige Schwert. Ibram hatte ihm vergebens zugeredet und gedroht, aber Luca hatte sich geweigert, es gegen eine neue Waffe auszutauschen.
    »Du weißt, was deine Aufgabe ist?«
    Luca blickte starr über den Kopf des Magisters weg. »Ich bin Euer Leibwächter. Meine Aufgabe ist es, Euer Leben zu schützen, Eure Feinde zu töten und Euer Hab und Gut zu bewachen.«
    »Ich sehe, dass Ibram dich eingewiesen hat. Du bist nicht zufrieden mit dieser Stelle?«
    Der Söldner wich seinem Blick aus. »Die Bezahlung ist angemessen.«
    »Das ist nicht die wahre Antwort.« Magister Zorn erhob sich und trat dicht vor Luca hin. Der Söldner zuckte mit den Lidern und presste die Lippen zusammen. »Du hast Angst«, konstatierte der Magister amüsiert.
    Luca stieß empört die Luft aus und blickte zum ersten Mal seinem neuen Dienstherren in die Augen. »Angst!« knurrte er. »Ich habe keine Angst vor einer K…«
    »Vor einer Kutte«, vollendete der Magister den Satz mit sanfter Stimme. »Du hegst Abneigung gegen meine Zunft?«
    Der Söldner stieß ein raues Lachen aus. »Abneigung. Ein vornehmes Wort, Herr!«
    Zorn ließ sich auf einen Stuhl sinken und schob die Kapuze seines Gewandes zurück. Er entblößte ein kahlgeschorenes Haupt, von dessen Scheitel ein schwarzer Zopf herabhing. An seiner Hand funkelten die roten Juwelenaugen des Spinnenrings. Luca musterte sie angewidert. »Der Spinnenorden.«
    »Die Schlimmsten von allen«, ergänzte der Magister spöttisch. Seine Augen belauerten den Söldner.
    »Warum habt Ihr ausgerechnet mich ausgewählt, Herr?«, fragte Luca geradeheraus.
    »Du hast mir gefallen.« Zorn hob seine Hand in einer auffordernden Geste. »Dein Diensteid.«
    Luca knirschte mit den Zähnen. »Ihr verzeiht, wenn ich nicht niederknie«, sagte er gepresst. Zorn nickte. Die linke Hand auf sein Herz gelegt, sprach der Söldner die alte Eidesformel. Der Magister beugte sich vor und berührte kurz seine ausgestreckte Rechte.
    »Folge Ibrams Weisungen. Du wirst ihn begleiten, während er nach einem angemesseneren Quartier für uns sucht.« Ein Lächeln zuckte über Zorns Gesicht. »Achte auf seine Börse. Er ist in der letzten Zeit ein wenig unaufmerksam.«
    Luca nickte und wandte sich zum Gehen. »Noch etwas«, hielt Magister Zorns sanfte Stimme ihn zurück. »Ich finde es inakzeptabel, wenn mein Leibwächter im Dienst trinkt. Ich hoffe, du hattest nicht vor, diesem Laster zu frönen.«
    »Das sollte Euch nicht bekümmern«, erwiderte Luca. »Ich kenne die Regeln, Herr!« Er schloss die Tür mit großer Bedachtsamkeit hinter sich und stieß einen gedämpften Fluch aus.
    »War es sehr schlimm?«, erkundigte sich Ibram mit geheucheltem Mitgefühl.
    Luca fuhr herum und hob eine Hand wie zum Schlag. »Du hast an der Tür gelauscht, Krummnase!«
    Ibram grinste. »Das war nicht nötig. Dein Gesicht erzählt mir alles, was ich wissen muss.« Er
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