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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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hatte keine Lust, ihr zurückzuschreiben. Es war schön, so ohne drängelnde Agentin und ohne drohende Deadline. Ich fing gerade an, mein Leben in Freiheit zu genießen, auch, wenn ich dafür Fußball spielen musste.
    Um eine Antwort hinauszuzögern, nahm ich mir Leanders lose Seitensammlung vor und machte es mir damit im Bett gemütlich. Ich musste zugeben, dass ich schon so müde war, dass die Buchstaben vor meinen Augen zu schwimmen begannen. Simple Sätze machten keinen großen Sinn mehr. Es kann allerdings nicht nur daran gelegen haben, dass ich dann tat, was ich eben tat. Denn auch am nächsten Tag, im unbarmherzigen Sonnenlicht betrachtet, gefiel mir meine Spontanentscheidung noch.
    „Liebe Iris“, tippte ich etwa eine Stunde später unter der Decke. „Es geht mir gut. Ich bin mit Freunden unterwegs, die Fußballeuropameisterschaft verfolgen; deswegen bin ich nicht zu Hause. Es war eine spontane Idee von mir, ich habe ganz vergessen, dir davon zu erzählen. Was den Roman angeht, so habe ich einiges geändert. Um genau zu sein so ziemlich alles vom Titel bis zum Co-Autor. Das neue Projekt heißt ‚Flutlichter Aus – Die Memoiren des Leander Nie’. Sobald ich kann, schicke ich dir ein Treatment zu. Viele Grüße aus Frankreich, ich melde mich wieder, wenn ich zurück bin.“
    Den iPad brachte ich meinem Mannschaftskollegen nicht mehr zurück; ich glaube, er rutschte mir irgendwann einfach aus der bereits eingedösten Hand. Viel zu müde war ich, nichtmal die Zimmertür schloss ich noch ab – dazu hätte ich ja aufstehen müssen.
    Ich schlief wohl wie ein Stein, denn ich merkte nicht, dass jemand irgendwann in mein Zimmer kam und sich vor mein Bett kniete. Besagter jemand flüsterte mich heiser wach und bekam dafür ein granteliges Brummen zu hören. Es war Cem.
    „Lamia hat angerufen. Mein Papa liegt im Krankenhaus. Vespaunfall.“
    Sollte Tobias mich doch für immer hassen, dachte ich und lüpfte die Ecke meiner Bettdecke, um Cem darunter krabbeln zu lassen.
     
    Zwei volle Trainingstage später, die mir emotional wie physisch praktisch den Rest gaben, stand also das Halbfinale vor der Tür. Deutschland gegen Kroatien; und in mir keimte ein schlimmer Verdacht. In mühsamer Kleinarbeit hatten wir uns in den letzten Tagen alle Spiele der kroatischen Nationalmannschaft noch einmal angesehen und analysiert. Dabei war ich, die ich zum ersten Mal richtig aufpasste während dieser Besprechungen, auf folgende essentielle Erkenntnis gestoßen: Die Mannschaft spielte schlecht. Durchgehend. Es war noch nichtmal so, dass es zwischendurch Glanzmomente gab; am Fernsehschirm verfolgte ich mit, wie die kroatische Nationalelf sich mit viel Mühe durch die Spiele quälte. Das Eins zu Null gegen Italien im Viertelfinale war ein Glücks-, ja, ein purer Zufallstreffer, der eigentlich sogar ein unglückliches Eigentor der Italiener war. Es drängte sich mir die Frage auf, da ich ohnehin in den letzten Tagen daran geknabbert hatte während ich Teflon beobachtete, ob da mehr als der Zufall seine Finger mit im Spiel hatte. Denn ohne das Wegschauen der Schiedsrichter, ohne die Fehlverteilung von gelben Karten an die Gegner, ohne den ein oder anderen zu Unrecht erteilten Freistoß, hätte die Mannschaft die Vorrunde als gedemütigter Verlierer verlassen müssen. Statt dessen standen sie nun im Halbfinale.
    Ich ließ mir auch die Qualifikationsspiele besorgen, nicht nur von Kroatien, auch von seinen Gegnern. Oliver lobte mein tiefes Interesse als ich eines unser nächtlichen Gelage frühzeitig abbrach, um weiterzuschauen , doch ich hatte keine Muße, mich darüber zu freuen. Die Wahrheit ließ mich immer weiter in mich zusammensacken – es musste einen Grund geben, warum die Gruppengegner Kroatiens, die in den Qualifikationsspielen mehr als geglänzt hatten, urplötzlich ein Spiel ums nächste verloren.
     
     

Kapitel 16 – Viererkette
     
    Das Halbfinale war trotz des frühen Ausscheidens des Gastgebers auch in Frankreich eine Sensation. Wimpel schmückten die Straßen in so mancher großen Stadt, die Nachrichten brachten mehr und mehr Beiträge über Fan-Eskapaden, Mannschaftsaufstellungen, Favoritenrollen und Toto-Tips. Das erste Spiel lief einen Tag vorher und stellte klar: Der Sieger des nächsten Matches müsste gegen Finnland spielen; den großen Gegner, der sich innerhalb der wenigen Wochen vom Underdog zum Geheimtip gemausert hatte. Eine Welle der allgemeinen Euphorie ging durch Deutschland – Flaggen und Tröten
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