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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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die frische Luft zu wollen.
    Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig auf die nächste Toilette .

Kapitel 14 – Ersatzbank
     
    Peter hatte vor der EM gesagt, dass die letzten beiden Spiele irgendwo im Süden stattfinden würden. Wenn wir es also bis ins Halbfinale schaffen würden, dann würden wir vorher in ein anderes Hotel ziehen. Bloß den Namen, den hatte ich natürlich sofort wieder vergessen. Irgendwo mit einem T, aber wo, wusste ich nicht mehr.
    Als also die anderen sechsundzwanzig Leute aus unserem Camp endlich fertig waren mit Feiern, wartete ich auf Evelin. Ziemlich lange. Bestimmt bis halb drei oder so. Ich stand wie so ein Depp bei unserem Baum und fiel fast um, so müde war ich.
    Na und irgendwann bin ich dann hin zum Hotel. Sie hatte mir mal gesagt, in welchem Zimmer sie schlief. Ich also die Efeuranken hochgekraxelt. Die Evelin ist zum Glück total leicht, das hat der Efeu gut ausgehalten. Als ich oben war hab ich an die Scheibe geklopft, aber sie machte nicht auf. Ich konnte dann auch sehen warum: Das Bett war leer. Nur, das Feld auf dem wir uns immer trafen, das konnte ich von dort oben auch sehen, und da war sie ja auch nicht. Wo trieb die sich denn rum? Die konnte mich doch nicht so einfach hier zurücklassen! Die musste mir doch sagen, wo die hinfuhren!
    Auf dem Weg zurück zum Zeltlager machte ich mir selbst ganz schön Vorwürfe. Ich wusste immer noch nicht, warum uns das passiert war. Ausgerechnet uns! Ich wollte zurück in mein Leben. Der blöde Schlafsack, den André mir geliehen hatte, der war ganz eng und im Zelt war es nachts kalt. Das war wie campen mit der Schulklasse, und das hatte ich damals schon nicht leiden können. Ordentlich waschen war ja auch nicht drin. Bloß baden im Fluß und der war morgens nicht so richtig warm. Alles was ich wollte, war zurück. In mein Bett. In meine Mannschaft. In mein Leben. Sogar der Leander, der immer alle nervte weil er seine Biographie schreiben wollte, sogar den vermisste ich.
    Ich wusste auch mittlerweile, was ich als erstes machen würde, wenn ich wieder zurück war. Ich musste mit Cem Schluss machen. Titus hatte sicher recht: Wenn man der erste war, der sich outete, würde man bestimmt voll Probleme kriegen. Ich wollte nicht, dass Cem Probleme kriegte. Der war eh so sensibel, das würde der gar nicht aushalten. Vielleicht würden die uns ja sogar aus der Mannschaft kicken. Und dann? Fußball war mein Leben! Blieb es also bei einer Wohnung, die möglichst neutral aussah, und so tun als sei man voll der Frauentyp, mit Hard-Rock CDs und so. Das könnte ich vielleicht hinkriegen. Musste ich ja wohl.
    Mit diesen trüben Gedanken wollte ich schon wieder in meinen engen, kalten Schlafsack kriechen. Aber auf dem saß Titus.
    „Was wanderst du denn noch so spät hier herum?“, flüsterte er lächelnd. Titus lächelte oft, der war immer gut gelaunt. Ich zuckte mit den Schultern.
    „Konnt nicht pennen“, murmelte ich zurück. Und jetzt konnte ich wohl auch nicht schlafen, weil auf meinem Platz hockte er ja.
    „Setz dich zu mir, schlaflose Frau.“
    Es war eh nirgendwo anders was frei. Wir waren ja zu sechst in einem Viererzelt. Und ich glaube, in Andrés Schlafsack schliefen sogar zwei. Also setzte ich mich neben Titus.
    „Schwere Gedanken?“, fragte er leise.
    Klar, schwere Gedanken, aber das konnte ich ihm ja nicht sagen.
    „Geht’s um nen Typen?“
    „Vielleicht“, gab ich irgendwann zu. Ich sackte in mich zusammen. „Den seh ich vielleicht eh nie wieder.“ Denn wenn ich Pech hatte, blieb ich für immer in Evelins Körper und dann war mir auch alles egal. Aber echt alles. So egal, dass ich nicht wegrückte als Titus mich in seine Arme nahm. Vielleicht brauchte ich das auch echt einfach mal wieder. Ein bisschen kuscheln, dann sieht die Welt wieder ganz anders aus. Sagt meine Mama immer.
    „Mach dir keinen Kopf wegen irgendeines Deppen“, flüsterte er. „Wenn er nicht nett zu dir war, dann verdient er dich auch nicht. Du bist eine viel zu tolle Frau, als dass du dich schlecht behandeln lassen müßtest.“
    Klar, dachte ich, ich war ja auch voll die super Frau. Ich hätte am liebsten geheult, ehrlich.
    „Jetzt fahren wir erstmal weiter und dann kannst du dir in Ruhe überlegen, ob du dich noch mit dem abgeben willst.“ Er sah mich an. „Oder ob du es vielleicht mit mir probieren möchtest. Ich bin ein ganz Netter, echt.“
    Das war er sicher, das wusste ich ja schon. Aber darauf konnte ich mich da nicht konzentrieren. Weiterfahren?
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