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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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Reisebusses zu verstecken. Gerechterweise sollte ich allerdings anführen, dass ich mit meinen Plänen nicht sehr weit kam, denn wie schon in der Nacht vorher, stolperte ich über einen nächtlichen Heimsucher der Pension. Schlief denn hier nie jemand? Allmählich ging es in dem Hotel zu wie im Taubenschlag – es wurde tatsächlich höchste Zeit, umzuziehen.
    Diesmal stellte ich mich weniger geschickt an als beim letzten Mal; ich stieß in der Dunkelheit mit dem blanken Fuß gegen das Treppengeländer und stolperte die Stufen hinab, direkt in den Schlaflosen hinein. Glücklicherweise war es nicht Nikola Teflon, der mich galant auffing, sondern (ich hörte das Universum sich praktisch ins Fäustchen lachen) Oliver Brauhaus. An dieser Stelle weise ich jede Behauptung von mir, in jenem Moment ein mädchenhaftes Gickern von mir gegeben zu haben.
    Oliver stellte mich wieder auf meine geborgten Füße.
    „Alles in Ordnung, Tobias?“, fragte er.
    Als ob alles in Ordnung gewesen wäre! Mein Leben war so weit von ‚in Ordnung’ entfernt, das war schon nicht mehr ironisch! Dennoch nickte ich eilig, ehe ich in unmännliche Tränen auszubrechen drohte, und murmelte lediglich etwas von eingeschlafenen Füßen.
    „Wenigstens irgend jemand, der schlafen kann“, schmunzelte er. „Hast du auch noch Hunger?“
    Essen war mit Abstand das Letzte, was ich jetzt und für lange Zeit wollte. Nie wieder Mousse au Chocolat. Also schüttelte ich den Kopf und sagte: „Ja.“
    Das hatte ich ja fantastisch hinbekommen, resümierte der innere Lektor, der schon lange nichts mehr von sich hatte hören lassen. Ich ignorierte ihn und ließ mich von Oliver in die große Küche führen. In diesem Teil der Pension war ich noch nie gewesen, obwohl die Küche sonst das erste war, mit dem ich mich vertraut machte. Aus mir und meinem Großvater unbekannten Gründen, lebte ich in der ständigen Angst zu verhungern. Essen war mir stets das Wichtigste – außer zu diesem Zeitpunkt.
    Oliver überraschte mich, denn er schien genau zu wissen, wo sich was finden ließ. In kürzester Zeit hatte er zwei Teller mit Resten unseres Abendgelages gefüllt. Schon der Anblick ließ in mir Übelkeit aufwallen.
    „Ich find mich mittlerweile blind hier zurecht“, meinte er vertraulich, einen Löffel Käsesauce über die kalten Nudeln kippend. „Ich hab nachts immer so Hunger.“
    Es war eine warme Sommernacht. Zur Abwechslung schien der Mond halbvoll, aber dennoch klar in die Küche. In einer Ecke neben dem Fenster entklappte Oliver einen kleinen Tisch mit einer fließenden, vertrauten Bewegung, und rückte die einzigen beiden Stühle in dem Raum daran.
    „Voilá“, lächelte er. „Das Restaurant de N uit ist hiermit geöffnet. S’il vous plaît, Monsieur .“
    „Merci beaucoup“, hatte ich geantwortet, ehe sich mir die Frage stellte, wie es mit Tobias’ Französisch stand. Das war wohl ein Fauxpas, denn sogleich fragte Oliver, seit wann ich denn die Landessprache beherrschte. Wieder zuckte ich mit den Schultern, wieder murmelte ich etwas, das sich nach nichts Bestimmten anhörte; etwas in der Richtung von, Bitte und Danke könne wohl jeder.
    „Ich glaube, ich unterschätze dich manchmal“, gab er zu und stellte den einen der beiden Teller vor mir ab. Verachtend schien das Mousse au Chocolat zu mir aufzublicken, als schien es mir zurufen zu wollen, das hätte ich nun davon. Ich brachte es mit einem determinierten Dessertlöffel zum Schweigen, indem ich es als erstes verputzte.
    „Du bist in letzter Zeit nicht so ganz bei der Sache, wie mir scheint“, machte Oliver zwischen zwei Bissen Konversation. „ Geht es dir gut?“
    Ich nickte mit vollem Mund. Mein Plan war, so schnell meinen Teller zu leeren, dass Tobias’ Magen keine Chance hatte, zu revoltieren.
    „Du hast dir meine Worte nicht zu sehr zu Herzen genommen, oder?“
    Ich versuchte, möglichst untangiert dreinzublicken, da ich ja keinen Schimmer hatte, wovon er sprach. Allerdings brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, eventuell eine falsche Antwort zu geben, denn er redete prompt weiter: „Ich will dir nicht in dein Leben reinreden. Und Cems nicht in seines.“
    Es ging also mal wieder darum. Mir lief ein winziger, heißer Schauer über den Rücken – bis jetzt hatte Oliver Brauhaus unbewusst sein Bestes getan, um bei mir einen hervorragenden Eindruck zu hinterlassen. Hoffentlich ruinierte er das nicht alles mit einer homophoben Bemerkung. Meine Sorgen waren jedoch unberechtigt.
    „Ich
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