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Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Titel: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Autoren: Verena Themsen
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dass Nidhögg immer noch da sein wird ... weil er danach aufräumen muss, für den Neubeginn. Die Asen gehen wohl davon aus, dass nichts endgültig verschwinden kann.«
    »So wie ich.« Sie lächelte schief.
    Vor Davids innerem Auge blitzte das Bild von Rians totem Körper auf, gestorben an der klaffenden Wunde in ihrer Brust, die Alebins Dolch gerissen hatte. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Das war etwas, worüber er nicht reden, woran er nicht einmal mehr denken wollte.
    »Aber die Frage ist: Weiß Nidhögg
wirklich
etwas über den Lebensquell?«, fragte er stattdessen.
    »Wir müssen uns an jeden rettenden Halm klammern«, antwortete Rian. »Zumindest wissen wir dann mehr.«
    David verzog das Gesicht. »Ein zerstörerischer Sammler und Fresser von Leichen ...«
    »Er steht auch für den Neubeginn, weil er Ordnung bringt«, erwiderte Rian. »Der Beiname ›Neumond‹ deutet darauf hin – der Neumond ist das erste Leben, die erste schwache Sichel nach dem ›Tod‹ des Mondes. Er steht ebenso für die Wiedergeburt wie für den Tod davor. Vielleicht ist Nidhögg selbst der Lebensquell für die folgende Welt, und er braucht die Toten, um diese Quelle zu öffnen.«
    »Hoffen wir es. Und hoffen wir, dass sich Nadjas Befürchtung nicht bestätigt und bei ihm die Quelle aller Probleme liegt. Andererseits könnte das auch die Lösung bedeuten.« David drückte die Pinne etwas beiseite, um einem im Fluss treibenden Ast auszuweichen. »Auf wen ist der Drache eigentlich neidisch?«
    Rian zuckte die Achseln und griff nach einer Nougatpraline. »Vermutlich auf alle, die im Freien leben. Insbesondere aber auf den Adler im Wipfel von Yggdrasil. Der ist wohl auch einer von denen, die auf Ragnarök warten, und wird sich genauso wie Nidhögg um die Toten kümmern, wenn es so weit ist. Aber der Adler hat da oben im Wipfel einen Logenplatz, von dem aus er alles sieht, was in den Welten passiert, während Nidhögg nur auf Wurzeln schaut und in seiner Höhle noch nicht mal seine Flügel strecken kann, geschweige denn fliegen. Kein Wunder, dass unter solchen Umständen so einiges an einem nagt und man auch selbst das Nagen anfängt.« Genüsslich an der Praline lutschend, streckte sie die Hand wieder nach der Linie aus. Ihr Blick versank in dem sich langsam lichtenden Nebel, und David spürte, wie die Gedanken seiner Schwester zu wandern begannen.
    Eine Weile glitten sie schweigend den Fluss hinauf, wie seit vielen Tagen schon der Strömung entgegen, die sie an den Ursprung aller Kalten Flüsse führen sollte. Der Wind, der sie vorantrieb, war stetig, halb aus dieser Welt und halb aus einer anderen geboren. Sie folgten auf verschlungenen, immer nach Norden führenden Wegen – ein Netz aus Flüssen verschiedener Welten, dem zu folgen nur den Elfen möglich war.
    Sie hatten Stromschnellen durchschnitten und Flussdeltas durchsegelt, in denen man kaum mehr die Ufer hatte sehen können, waren vorbei an Inseln aus Sand und Fels, an Wäldern, Feldern, Häuserfronten und Fabriken gezogen. Die Natur des Landes hatte sich verändert, je kälter es geworden war. Buchen waren Birken gewichen, die Nadelbäume häufiger und niedriger geworden, und der Fels, der aus dem Boden brach, war rund geschliffen von Wind, Eis und Wasser.
    David ließ seinen Blick auf den Bäumen ruhen, die noch immer in lockerer Reihe die Uferböschung säumten. Die Sonne hatte inzwischen auch die letzten Nebelstreifen vertrieben und trocknete den Tau von den Blättern, der unter der Wärme aus dem Reif entstanden war.
    »David?«
    Der Prinz drehte den Kopf und begegnete Rians nachdenklichem Blick.
    »Was ist? Sind wir nah dran?«
    Seine Schwester schüttelte den Kopf. »Nein. Oder ja, aber das war es nicht, was ich sagen wollte.«
    »Sondern?« Er hob die Augenbrauen. Es war selten, dass Rian die Dinge nicht direkt benannte. Eigentlich nahm sie kein Blatt vor den Mund, wie es die Menschen so schön ausdrückten.
    Dieses Mal schien sie sich jedoch zum Sprechen durchringen zu müssen.
    »Ich fand es sehr mutig, dass du Fanmór gefragt hast, ob er wirklich unser Vater ist«, sagte sie schließlich. »Und ... und dass du von unserer Mutter gesprochen hast. Mutiger als alles andere, was ich je von dir gesehen habe. Ich war seither noch nicht dazu gekommen, dir das zu sagen.«
    Davids Gedanken wanderten zu diesem Moment im Thronsaal zurück, an dem er so offen gegen den Herrscher der Crain angetreten war. Die kaum gebremste Wut des Riesen hatte ihm Angst gemacht, doch er
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