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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sekundenlang da, mit weit aufgerissenem Mund. Bis die Beine nachgaben und er wie ein Sack Mehl zu Boden stürzte.
    Unendlich müde geworden, drehte ich mich um. Fünf Wächter umringten mich, blickten entsetzt von mir zum Toten und dann wieder auf mich. Sie schienen nicht glauben zu können, was sie soeben miterlebt hatten. Einer der ruhmreichsten Kämpfer Venedigs war vor ihren Augen gestorben.
    Die Sonne ging glutrot auf. Sie warf ihre wärmenden Strahlen über die Häuser. Weit entfernt trällerte eine Lerche.
    Im Kampf hatten wir das Haus fast zur Gänze umrundet. Ich sah Julia auf ihrem Balkon stehen. Sie hielt beide Hände entsetzt vor den Mund und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, während mich die Wächter langsam einkreisten.
    Das Messer, meine letzte Waffe, fiel mir aus der Hand. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, es festzuhalten, geschweige denn es zur weiteren Verteidigung einzusetzen.
    Der Kreis um mich schloss sich. Gleich würde einer der Männer seine Scheu überwinden und mich töten.
    Gerade jetzt. Gerade als Julia und ich uns wiedergefunden hatten. Da sich die Zukunft als helles, breites Band zeigte, das wir gemeinsam beschreiten konnten.
    Ich wollte sie sehen, während ich starb. Julia sollte das Letzte sein, was ich erblickte, bevor ich ins Totenreich gerufen wurde.
    »Nein!«, schrie ich, als ich sah, was meine Geliebte vorhatte. »Nein! Tu’s nicht!«
    Die Wächter folgten meinen Blicken. Im Gegensatz zu mir verstanden sie nicht, was hier vor sich ging.
    »Wir sehen uns wieder!«, rief Julia – und stürzte sich vom Balkon hinab, kopfüber in den Tod.

10 Auf Heldenreise – Teil Vier
    Pirx jammerte und schrie, er schrie und jammerte.
    »Meine Samtpfötchen! Meine sorgsam gepflegten Hühneraugen! Ich halte das nicht mehr länger aus! Hitze, Staub, deine Gegenwart und seit mindestens einer halben Stunde keine Süßigkeiten. Ich ver-hun-ge-re, ich sterbe an Unterzuckerung!«
    »Hör gefälligst auf zu krakeelen, nichtsnutziger Pixie! Du solltest glücklich darüber sein, dass wir den Windgeistern entkommen sind.«
    »Nur dank meiner Hilfe, Kerl! Hätte ich nicht so ausgiebig um ein Stückchen Schokolade gejammert, hätten sie uns niemals aus ihrer Äolenharfe freigelassen.«
    »Hmpf.« Grog zerrte grob an der Hand des Kleinen, sodass er ihm folgen musste. Den endlos langen und staubigen Feldweg entlang, der parallel zu Gemüsefeldern verlief. »Mir scheint, dass wir das Unglück anziehen, wo auch immer wir auftauchen. Und ich glaube nicht, dass dies an mir liegt ...«
    »Willst du damit etwa sagen, dass ich mich nicht unauffällig genug verhalte?«, kreischte Pirx so laut, dass sich Hunderte Fasane aus den Feldern lösten und mit panischem Flügelschlag in die Lüfte erhoben. »Ich bin die Ruhe in Person, wenn ich ausreichend gefüttert werde. Aber das versteht der Herr ja nicht.«
    »Der Herr wird gleich dafür sorgen, dass du für immer verstummst, Nichtsnutz!«
    Die Kabbeleien halfen ihnen, die langen und heißen Stunden unter praller Sonne hinter sich zu bringen und ihre Suche fortzusetzen. Die Spur der energetischen Linie unter ihren Füßen war allmählich versiegt und hatte sich in viele kleine Äste verzweigt, ähnlich dem Quellgebiet eines Flusses.
    Das Klima dieses eintönigen Landstrichs, den die Einheimischen Kalabrien nannten, wirkte sich zunehmend katastrophal auf ihrer beider Sinne aus. Doch es war nicht nur die Hitze, die sie beeinträchtigte. Die Missmutigkeit der hier ansässigen Menschen übertrug sich aufs Land, ließ Stein und Erdreich wie tote Materie wirken.
    »So muss es den Menschen ihr ganzes Leben lang gehen«, sagte Grog. »Sie sehen und spüren nichts, gar nichts. Vielleicht fühlen sie ihre Behinderungen – aber sie können nichts dagegen unternehmen.«
    »Zumindest haben sie immer was zum Beißen«, merkte Pirx an.
    Er blieb abrupt stehen, hängte seine kleine Igelnase in die Luft und schnüffelte.
    »Was ist?«, fragte Grog. »Gibt’s hier etwa eine Konfektfabrik?«
    »Leider nein«, murmelte der Pixie geistesabwesend. »Aber ich glaube, ich hab eine neue Spur gefunden.«
    Grog horchte konzentriert in sich hinein. Nein, da war nichts. Doch die Sinne des Kleinen waren in vielerlei Hinsicht sensibler als seine. »Was spürst du?«, fragte er.
    »Einen Hauch von Kälte. Von eisiger Kälte.« Pirx deutete mit einer Hand über den Wall hinter dem Gemüsefeld rechts von ihnen. »Dort kommt er her.«
    Ängstlich und zugleich hoffnungsvoll blickten sie
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