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Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen

Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen

Titel: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Autoren: Verena Themsen
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Alebins Tun. So wie die meisten Crain würden auch die Anwesenden sich nur mit ihm beschäftigen, wenn es unumgänglich war. Nicht umsonst nannte man Wesen wie ihn
Meidling.
Man mied ihn, wo man konnte. Er hatte an Gwynbaens Seite gegen Fanmór gekämpft, doch als der Moment der Entscheidung kam, war er nicht freiwillig mit ihr ins Exil gegangen, sondern hatte den Meidlingsschwur abgelegt.
    Es war ihm nicht schwergefallen, denn niemals hatte er gegen das Volk der Crain kämpfen wollen. Ihm war es stets nur um Fanmór gegangen, der kein Crain war und dennoch die Herrschaft über sie an sich gerissen hatte.
    Diese Tat hatte Alebin zum doppelten Verräter gemacht, mit dem niemand mehr etwas zu tun haben wollte. Nur seinen Fertigkeiten in der Brennkunst war es zu verdanken, dass er bei Hof bleiben und seinen Dienst verrichten durfte. Wenn es um ihr Vergnügen ging, konnten die Elfen durchaus großzügig sein. Aber seit diesem Tag war er einsam, ohne Freunde, und selbst die wenigen Elfen, die mit ihm Umgang pflegten, taten dies widerwillig. Seine besten Freunde waren und blieben die Erzeugnisse seiner Kunst.
    Aber ich werde mich nicht beklagen
, dachte Alebin.
Nicht nur, dass mir das Schattenland erspart geblieben ist; ich kann aus meiner Position auch helfen, unser Volk zu retten. Was dieser Usurpator nicht zu tun gewillt scheint oder zumindest nicht mit den angemessenen Mitteln betreibt.
    Der Blick des Elfen wanderte über die Wartenden zum Kopfende des Saales. Dort saß Fanmòr auf seinem mit Fellen und Stoffen gepolsterten Thronsessel und hielt Hof. Neben ihm standen seine Berater, und gerade jetzt trat Regius vor und reckte sich, um seinem Herrscher etwas ins Ohr zu flüstern. Alebin fragte sich, woher die grünen Ranken stammten, die der Corvide um sein Geweih gelegt hatte. Kein einziges verfärbtes Blatt war an ihnen. Vermutlich hatte er magische Hilfsmittel angewandt, um die Blätter zu färben, oder alle verwelkten einfach herausgepickt.
    Neben dem Hirschköpfigen flatterte eine Blumenelfe auf und ab. Wie die neben ihr Stehenden das stete Klingeln der über ihr hängenden Glockenblumen wohl ertrugen? Weder den Baummann, dessen oberste Kopfzweige schon nahezu die Decke berührten, noch die in hauchdünne Gischt gekleidete Flussnixe schien es zu stören. Vielleicht hatte schon jemand einen Stillezauber über die Blumenelfe verhängt. Es würde das hektische Flattern erklären und zu der Sorglosigkeit passen, die alle so gekonnt an den Tag legten.
    Niemand schien daran zu denken, was draußen geschah: an das Altern, das Sterben. Niemand erinnerte sich des alten Morvidian, der vor Kurzem noch als Fels an den Toren des Schlosses gestanden hatte. Alebin hatte zugesehen, wie er verblasst und schließlich ohne Wiederkehr verweht war. Damals begriff er, dass die Dinge zu langsam vorangingen. Es war seine Pflicht, sie zu beschleunigen. Er musste seinen Herrscher darauf hinweisen, dass es eine große Macht zu nutzen galt, bevor es zu spät war.
    Alebin sah zu Fanmór und runzelte die Stirn. Am Vortag hatte der König seine Kinder in die Welt der Sterblichen geschickt – nun hielt er Hof, als sei nichts geschehen. Die anderen Elfen klammerten sich an die Zuversicht ihres Herrschers und zogen es vor, ebenfalls so zu tun, als gäbe es den überall einsetzenden Verfall nicht. Alebin ballte seine Hand zur Faust, als er daran dachte. Erneut spürte er die brüchigen Blattkanten in seine Haut schneiden.
    Wie dumm musste man sein, um zu glauben, dass zwei Elfen, die zu jung waren, um den Krieg gegen Bandorchu miterlebt zu haben, in der fremden Welt der Sterblichen etwas erreichen konnten? Und wenn sie tausendmal vom herrschaftlichen Blut der Sidhe Crain und durch die Umstände ihrer Zwillingsgeburt hervorgehoben waren – sie hatten weder die notwendige Erfahrung noch genug Macht, um etwas gegen eine Kraft ausrichten zu können, welche die Tore zwischen den Elfenländern verschloss und zugleich die Bewohner Crains und vielleicht auch der anderen Reiche der Zeit überantwortete. Dem endgültigen Tod.
    Nein, die für einen solchen Kampf notwendige Macht musste woanders gesucht werden. Dort, wohin Fanmór sie verbannt hatte, damit sie ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. Alebin würde dem Herrscher eine letzte Gelegenheit geben, dies einzusehen und das Richtige zu tun.
    Sollte Fanmór das nicht erkennen, würde Alebin andere Wege gehen und dafür sorgen, dass sich die Dinge entsprechend entwickelten.

2 Im Reich der
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