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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nicht, dass du mir mit deinem Angstschweiß die neue Bluse vollgetröpfelt hast. Und erst recht nicht, dass du deinen ersten von vier Whiskys während des Steigflugs über mich gekleckert hast.« Ihre Stimme, bis jetzt sanft, gewann an Schärfe. »Aber wenn ich nicht augenblicklich aufstehen kann, werde ich wohl oder übel den Sitz anpinkeln.«
    Unter Mühen brachte es Robert fertig, die Hand von Nadja zu lösen und die Augen endgültig zu öffnen. Er atmete mehrmals tief durch, vertrieb die Ängste in seinem Inneren. Geräusche, Bilder, Gerüche – ein wildes Durcheinander seltsamster Sinneseindrücke machte der Wirklichkeit Platz.
    »Du hast keine Ahnung, wie schlimm diese Flugangst ist«, murmelte er. »Ich verstehe nicht, wie ich mich von dir habe überreden lassen, gleich nach den Ereignissen in Paris wieder einen Auftrag anzunehmen und eineinhalb Stunden in diesem wackligen Dingsda Todesängste auszustehen.«
    »Du kannst mir nun mal keinen Gefallen abschlagen.«
    Robert wurde die Schweißnässe seines Körpers mit unangenehmer Plötzlichkeit bewusst. Hose und Hemd klebten schwer an ihm, ebenso wie die Haare an seiner Stirn. »Ich habe dieses Martyrium auf mich genommen, um auf dich aufzupassen. Damit du ja keinen Unsinn mehr anstellst. Diese Elfengesch...«
    »Scht!«, zischte Nadja, hieb ihm auf die Finger und deutete auf eine Flugbegleiterin. Die schlanke Blondine überprüfte soeben die geöffneten Reihen der Handgepäckfächer und schenkte ihnen ein gequältes Lächeln.
    »Mir geht’s gut!«, sagte Robert übertrieben laut. »Alles bestens. War ein toller Flug. British Airways: The way to fly. Ha. Ha.«
    »Du bist unmöglich, wenn du getrunken hast«, sagte Nadja leise. »Komm jetzt endlich!«
    Robert stand auf, packte seine speckige Lederjacke und begab sich zum hinteren Ausgang. Der Boden schwankte leicht. Vielleicht war er es auch selbst, dessen Gehirnzellen vom Alkohol benebelt waren. Kalter Wind wehte ihm entgegen und der hässliche Geruch halb verbrannten Kerosins.
    »Soll ich dir hinabhelfen, alter Mann?«, fragte Nadja spöttisch.
    »Es geht schon«, murmelte Robert. »Ich muss mich bloß an die wunderbare englische Luft gewöhnen.«
    Ein voller Bus erwartete sie. In dicke Mäntel verpackte Briten blickten Robert an, pikiert wegen der Wartezeit, schwiegen aber höflich. Sie versenkten ihre Nasen in bunte Gazetten oder plauderten über das Wetter.
    »Es sind etwas mehr als fünfzig Kilometer vom Leeds-Bradford International Airport nach York«, sagte Nadja. »Sieht so aus, als ob
ich
fahren müsste.«
    »Warum? Ich schwimme gerade auf der richtigen Welle.« Roberts Augen verliefen. Nur mühsam gewann er die Kontrolle über seine Sehkraft zurück. »Kommt mir gelegen, dass die Jungs hier auf der falschen Seite fahren. Da brauche ich mich nicht anzustrengen, um auf der linken Seite zu bleiben. Oder war’s doch die rechte?«
    »Du wirst unter keinen Umständen das Lenkrad anrühren.« Nadja wandte sich von ihm ab und atmete tief durch. Stank er denn tatsächlich so?
    Der Zubringerbus hielt am Terminal und entließ die Passagiere. Beide hatten sie lediglich Handgepäck mit sich. Die Kameras hätte Robert ohnehin niemals aus seinen Händen gegeben, und für den geplanten zweitägigen Aufenthalt reichten eine Zahnbürste und eine Garnitur Unterwäsche.
    Schweigend lotste ihn Nadja durch die Gänge des Flughafens. Routiniert übernahm sie die Auswahl eines Leihautos und bezirzte dabei den völlig überforderten Schalterbeamten. Sie plapperte fröhlich vor sich hin, klimperte ein paarmal mit den Wimpern und schenkte dem Briten schließlich ein strahlendes Lächeln, als sie die Fahrzeugpapiere für ein Auto gehobener Kategorie in Händen hielt.
    »Wie machst du das bloß?«, fragte Robert, während sie zum Abstellplatz der Verleihfirma marschierten. »Du zahlst für Kategorie C und erhältst Kategorie A. Und auf die Zusatzversicherung bekommst du auch noch einen Rabatt von fünfzig Prozent.«
    »Ich bin ja so ein armes, schüchternes Mäuschen«, sagte Nadja fröhlich. Sie stülpte die Unterlippe ein wenig vor und setzte ein unsicheres Lächeln auf. »In jedem Mann mittleren Alters erwacht das unbedingte Bedürfnis, mir zu helfen, wenn er mich so sieht.«
    »In mir nicht«, sagte Robert und gähnte.
    »Warum begleitest du mich dann?«, fragte Nadja und grinste schelmisch.
    »Weil ich ... Ach, was soll’s.« Alles in seinem Kopf drehte sich. Es fiel ihm schwer, irgendeinen Gedanken zu Ende zu verfolgen.
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