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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nach Abenteuer und Attraktionen, die auf eigene Faust losmarschierte und ihr entzükkendes Näschen liebend gerne in Dinge steckte, die sie nichts angingen. Nicht umsonst war sie in ihrem Beruf als Journalistin so erfolgreich. Aber heute schien sie aus irgendeinem Grund entschlossen zu sein, ihn nicht allein zu lassen.
    Es hatte aufgehört zu nieseln. Die untergehende Sonne schickte vereinzelte Strahlen über die eng beieinanderstehenden Häuser.
    »Sieht toll aus, nicht wahr?« Nadja lächelte.
    »Ja.« Robert schoss lustlos ein paar Fotos mit der Digitalkamera, während sie weiter in die Innenstadt vordrangen. Die uralten Ziegelbauten, ineinander verschachtelt und wie aus einer untergegangenen Welt stammend, boten Motive en masse. Das musste er insgeheim zugeben. Angelernte Reflexe ließen ihn die besten Blickwinkel erkennen.
    Er sog auf, was er sah. Machte sich über Lichteinfall Gedanken, speicherte witzige und skurrile Details. Egal, wie der Auftrag aussehen würde, den er morgen erfüllen musste – er konnte auch jetzt nicht aus seiner Haut.
    Zwei Betrunkene torkelten ihnen entgegen. Rotweiße Schals waren um ihre Handgelenke geknotet. Sie brüllten in kaum verständlichem Dialekt ihre Begeisterung über irgendein Sportergebnis hinaus, tranken dunkles Bier aus Kunststoffbechern – und taten dies meist gleichzeitig, was nicht unbedingt schön anzusehen war.
    Robert steckte die Kamera beiseite und betrachtete die Gesichter der Sportsfreunde. Ihre Nasen waren gerötet, die Wangenhaut unrein und grobporig.
Fans
, dachte Robert,
die sich anlässlich der Spiele ihrer Lieblingsmannschaft ein- oder zweimal die Woche volllaufen lassen
.
    Anders gesagt: Alkoholiker. Solche, die nicht einmal wussten, dass sie welche waren.
    War dies seine Zukunft? Würde er ebenfalls in irgendwelchen Spelunken verkommen, einen Schnaps nach dem anderen zwitschern, um lediglich an manchen Tagen einem halbwegs geregelten Leben nachzugehen?
    Nein
, dachte er erschrocken,
dies ist meine Gegenwart! Jahr für Jahr sitze und warte ich auf irgendwelche belanglosen Aufträge und vertreibe mir die leeren Tage dazwischen, indem ich die Kneipen Münchens durchkämme und nach irgendetwas suche. Würde es doch wenigstens mit dem Schreiben funktionieren
...
    In Gedanken hatte er seinen Roman bereits fertiggestellt, hatte Ideen und Erfahrungen längst in Worte gegossen. Pointiert, witzig und mit aller Leidenschaft. Doch sobald er sich an den Computer setzte, war alle Konzentration weg. Hunderttausend Gründe fielen ihm dann ein, mit denen er sich von der Schreibarbeit ablenken konnte. Kartenspiele; eine besondere Dokumentation, die er schon vor Jahren im Fernsehen sehen wollte; die Wäsche, die in die Reinigung gebracht werden musste; ein dringendes Telefonat mit einem Kumpel, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte; die Steuererklärung.
    Irgendwann des Nachts landete er dann oft in der Kneipe. Frustriert darüber, dass er einen ganzen Tag seines Lebens verloren hatte, trank er ein Weißbier, einen Korn oder einen Whisky und manchmal alle drei Getränke gleichzeitig. Und aus Frust darüber, dass er seinen Schwur, zu Hause zu bleiben und zu arbeiten, gebrochen hatte, bestellte er die nächste Runde ...
    »Du bist ruhiger als sonst«, sagte Nadja. Sie hängte sich bei ihm ein und lehnte sich an seine Schulter. Er konnte ihre Wärme, ihre tief empfundene Zuneigung spüren.
    »Ich muss über etwas nachdenken.« Robert blickte sich um. Er hatte längst die Orientierung verloren.
    Sie standen auf einem kleinen Platz. Ringsum drängten junge Menschen in Pubs. Kleine Männerrunden hatten sich vor den Eingängen versammelt; sie sogen an Zigaretten und tauschten mit jedem Neuankömmling ein paar Worte. Sie hatten sich wohl in eine Ecke abseits der Touristenströme verirrt.
    Eine Frauenstimme erklang. Sie sang. Ein Lied, das Sehnsucht und Liebe ausdrückte, und das möglicherweise in gälischer Sprache.
    Die Männer verstummten, blickten sich so wie Robert und Nadja suchend um. An einer Straßenecke sah er zwei glänzende Augen aus dem Halbdunkel auftauchen. Abrupt endete der Gesang, der Zauber des Moments brach.
    »Eine tolle Stimme«, sagte Nadja. »Die Dame hat sich wohl auf ihren morgigen Auftritt vorbereitet. Allerlei spielendes und singendes Volk wird auftreten, wie man so schön sagt.«
    »Wie bei einem spätmittelalterlichen Jahrmarkt?«
    »Anzunehmen. Der Guy-Fawkes-Tag bietet dafür den besten Anlass. Ich werde mir das Programm durchsehen, sobald
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