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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Autoren: Jana Paradigi
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reagierte nicht. Vielleicht weil sie es nicht gehört hatte, vielleicht weil sie insgeheim doch wütend auf ihn war. Vielleicht auch, weil sie sich Sorgen machte. Ihre Beziehung war für Robert schwer zu greifen. Immer wieder glitt sie ihm durch die Finger und hing im nächsten Moment über einem klaffenden Abgrund. Manchmal wusste er selbst nicht mehr, ob er diesen Recherchemarathon tatsächlich für sein Buch veranstaltete oder aber, um mit Anne noch ein paar Stunden und Tage länger zusammen zu sein.
Was für eine seltsam verdrehte Welt
, dachte Robert bei sich.
    Mit stampfenden Schritten erreichte schließlich auch er ebenen Grund, blieb stehen und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab, um zu verschnaufen.
    »Was genau erhoffst du dir hier zu finden?«, fragte Anne, die an der massiven Außenmauer lehnte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Robert. »Vielleicht das Gefühl von Authentizität beim Schreiben, weil ich den Ort mit eigenen Augen gesehen, gerochen und berührt habe. Der Versuch, dem Grauen nachzuspüren. Irgendetwas in diese Richtung.«
    Die schleichende Ausnüchterung hatte seinen journalistischen Jagdtrieb in eine Ist-mir-doch-egal-Stimmung verkehrt. Müde blickte er die schmucklose Steinwand hinauf, die sich über mehrere Stockwerke erstreckte. Ganz oben befanden sich ein paar Schießscharten und auf der anderen Seite wahrscheinlich ein Wehrgang, wenn er nicht schon eingestürzt war. Ein einfacher, torloser Rundbogen führte in die Burg hinein und war so schmal und niedrig, dass höchstens zwei berittene Soldaten nebeneinander und mit eingezogenen Köpfen hindurchgepasst hätten.
    Also los. Reiß dich zusammen und dann ran an die Story
, redete Robert sich gut zu und betrat die ehemalige Heimstatt von Elisabeth Báthory, der sogenannten Blutgräfin von Čachtice.
    Zu seiner grenzenlosen Enttäuschung standen im Inneren nur noch einzelne Mauerreste. Der Grundriss und die Raumaufteilung ließen sich nur mit viel Fantasie erahnen. Und es kam noch schlimmer.
    Nachdem er sich kletternd über die mit Erdhaufen überwucherten Trümmer bis zum eigentlichen Ziel vorgearbeitet hatte, musste er feststellen, dass der berühmte Turm, in dem die Gräfin angeblich eingemauert worden war, weder Dach noch Treppenaufgang besaß. Halb niedergerissen kauerte er zwischen mit Gras bedecktem Schutt und wild wuchernden Nadelsträuchern. Kein dekorativ drapiertes Gerippe, kein Grabstein oder auch nur eine Gedenktafel. Nichts. Falls die Blutgräfin tatsächlich an diesem Ort gestorben war, so hatte man ihre Überreste weggeschafft – und auch alles andere. Was für eine Pleite!
    Wütend kickte Robert ein paar Steine zur Seite. Anne stand in derselben Richtung und schien ihn mitleidig anzublicken. »Wo steckst du, Elisabeth?«, rief er, als er sie bemerkte. »Komm raus, du verdammter Geist!«
    Statt einer Antwort fegte eine Windböe durch den zerklüfteten Innenhof. Ein vielstimmiges Krächzen erklang, gefolgt von einer wahren Armee von Krähen, die in die Ruine einfielen. Sie flatterten aufgeschreckt durcheinander, um gleich darauf durch die unterschiedlichen Öffnungen des Gemäuers zu verschwinden.
    Robert hielt vor Schreck die Luft an. Von einem Moment auf den anderen schien die Welt stillzustehen. Einzufrieren. Die Härchen auf seinen Armen stellten sich auf. Abermals glaubte er im Schatten einer Mauer jenes Wesen vorbeihuschen zu sehen, das ihn schon auf der Wanderung verfolgt hatte. Ohne groß nachzudenken, jagte Robert den Geröllhaufen hinunter und hinter dem Schemen her.
    Anne rief ihm etwas zu, doch er registrierte es nur beiläufig. Im Nu war er schon um die nächste Ecke, balancierte einen Felssteg entlang, sprang durch die Mauerreste eines Fensters und fand sich auf einem kleinen Innenhof wieder.
    Ein weiterer Windstoß riss Robert beinahe von den Füßen. Wie ein eisiger Hauch streifte er seine Wange, und dann geriet die Welt endgültig aus den Fugen. Tag wechselte mit Nacht, Sommer mit Winter. Ähnlich einer Hologrammprojektion legte sich ein zweites Bild über die Szenerie. Wände entstanden, wo nur Trümmer gelegen hatten. Schnee und Eis überzogen das Gemäuer, und es strahlte eine solche Kälte ab, dass Robert schlotterte.
    Er hatte alkoholisiert schon einige schräge Dinge erlebt, aber das überstieg sein Fassungsvermögen bei Weitem.
Beruhige dich. Atme. Das sind Halluzinationen. Dein kaputtes Hirn spielt dir einen Streich. Wahrscheinlich hast du dich in letzter Zeit zu viel mit
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