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Elfenstern

Titel: Elfenstern
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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gutgehenden Waffenhandels.
Zwar hatten die Elfen seit über hundert Jahren keinen Krieg
mehr geführt, aber
die Menschen mochten von dieser lieben Gewohnheit nicht lassen und
schätzten
nach wie vor die magischen Elfenwaffen, mit denen sie sich gegenseitig
bekämpften. Paithan fiel die Aufgabe zu, in der Welt
herumzureisen, Verträge
abzuschließen, für pünktliche Lieferung zu
sorgen und die Kunden bei Laune zu
halten.
    Infolgedessen hatte er ganz Thillia bereist und
war einmal sogar bis zum Reich der Seekönige im Norinth
vorgedrungen. Die
Angehörigen der Adelsfamilien dagegen verließen nur
selten ihre Besitzungen in
den Baumwipfeln. Viele von ihnen hatten noch nie die tiefergelegenen
Regionen
von Equilan besucht, ihrem eigenen Königreich. Deshalb
betrachtete man Paithan
als ein interessantes Unikum und hofierte ihn entsprechend.
    Paithan wußte, daß man ihn mehr oder
weniger aus
demselben Grund in der vornehmen Gesellschaft duldete, wie man sich
dort
kleine, dressierte Äffchen hielt – zur Belustigung.
Er wurde nicht wirklich
akzeptiert. Seine Familie wurde lediglich einmal pro Jahr in den
königlichen
Palast eingeladen – das Zugeständnis der
Königin an all jene, die ihre
Schatztruhen gefüllt hielten. Paithan fühlte sich
davon nicht getroffen. Anders
seine Schwester.
    Das Wissen, daß Elfen, die nicht halb so klug
oder ein Viertel so reich waren, auf die Quindiniars herabschauten,
weil diese
ihre Ahnenreihe nicht bis zur Großen Pest
zurückverfolgen konnten, schwärte wie
eine Pfeilwunde in Calandras Brust. Sie hatte nichts übrig
für die Hautevolee
und machte daraus kein Hehl, wenigstens nicht ihrem jüngeren
Bruder gegenüber.
Es ärgerte sie gewaltig, daß Paithan ihre
Gefühle nicht teilte.
    Paithan seinerseits fand die adligen Elfen
beinahe ebenso amüsant wie sie ihn. Er wußte, wenn
es ihm einfallen sollte,
irgendeiner Grafentochter die Ehe anzutragen, würde es
Tränen und Wehklagen
geben bei der Vorstellung, daß das ›arme
Kind‹ einen Bürgerlichen heiraten
sollte – um dann, so rasch es der Anstand erlaubte, die
Hochzeit auszurichten.
Fürstenhäuser sind nun einmal kostspielig im
Unterhalt.
    Der junge Elf hatte nicht die Absicht zu
heiraten, wenigstens vorläufig noch nicht. Er entstammte einer
abenteuer- und
reiselustigen Familie, deren Forscherdrang unter anderem die Entdeckung
von
Ornit zu verdanken war. Er hatte jetzt fast ein ganzes Quintal zu Hause
verbracht, und es wurde
    Zeit, daß er wieder auf Reisen ging – das
war
auch der Grund, weshalb er hier bei seiner Schwester saß,
statt eine
liebreizende junge Dame in einem Boot durch die Gegend zu rudern. Doch
sie
schien über ihren Berechnungen seine Anwesenheit ganz
vergessen zu haben.
Paithan glaubte allmählich, wenn er noch eine Perle klicken
hörte, würde er
›durchdrehen‹ – ein Ausdruck seiner
›Clique‹, bei dem Calandra sicher die Haare
zu Berge gestanden hätten. Er dachte an die Neuigkeiten, die
er eigens für eine
solche Situation aufgespart hatte. Das würde eine Explosion
geben, ähnlich dem
Raketenabschuß, der vorhin das Haus erschüttert
hatte, aber vielleicht lenkte
er damit Calandras Aufmerksamkeit in eine andere Richtung und konnte
endlich
entkommen.
    »Was hältst du davon, daß Vater
nach diesem
Menschenpriester geschickt hat?« fragte er.
    Zum erstenmal, seit er das Zimmer betreten
hatte, unterbrach seine Schwester ihre Rechnerei, hob den Kopf und sah
ihn an.
    »Wie bitte?«
    »Dem Menschenpriester. Ich dachte, du
wüßtest
davon.« Paithan bemühte sich um einen unschuldigen
Gesichtsausdruck.
    Calandras dunkle Augen begannen zu glitzern; sie
schürzte die schmalen Lippen. Nachdem sie den Federhalter
nachdrücklich und
sorgfältig an einem tintenfleckigen, ausschließlich
zu diesem Zweck bestimmten
Tuch abgewischt und an dem dafür vorgesehenen Platz am oberen
Rand der
Schreibunterlage abgelegt hatte, drehte sie sich um und schenkte ihrem
Bruder
ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Calandra war niemals hübsch gewesen. Alle
Schönheit der Familie, sagte man, war an ihre jüngere
Schwester gegangen.
Callie war nicht schlank oder dünn, sondern
spindeldürr. (Als Kind handelte
sich Paithan eine Tracht Prügel ein, weil er gefragt hatte, ob
die Nase seiner
Schwester in eine Traubenpresse geraten sei. ) Inzwischen war der
Schmelz der
Jugend längst dahin, und ihr
    ganzes Gesicht wirkte hager und
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