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Elfenstern

Titel: Elfenstern
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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doch der Abakus ließ sich nicht
einschüchtern.
    »Vierzehntausendsechshundertfünfundachtzig
plus
siebenundzwanzig ergibt nicht
vierzehntausendsechshundertzwölf, sondern
vierzehntausendsiebenhundertzwölf. Du hast vergessen, die Eins
mitzurechnen.«
    »Es wundert mich, daß ich
überhaupt noch rechnen
kann! Da siehst du, was du angerichtet hast, Vater.«
    Für einen kurzen Moment sah Lenthan
niedergeschlagen aus, doch schon im nächsten Augenblick war er
wieder vergnügt.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange«,
verkündete
er und schnippte unternehmungslustig mit den Fingern.
»Diesmal ist die Rakete
ein gutes Stück in die Höhe gestiegen, bis
über meinen Kopf. Es kann nicht mehr
viel an der richtigen Mischung fehlen. Ich bin im Labor, meine Lieben,
falls
jemand mich braucht.«
    »Nicht sehr wahrscheinlich!« murmelte
Calandra.
    »Sei nicht so hart mit dem alten Herrn«,
sagte
Paithan, der belustigt zuschaute, wie der Elf sich unbeholfen einen Weg
zwischen den kostbaren Möbelstücken suchte und
schließlich durch eine Tür in
der Rückwand des Speisezimmers verschwand.
»Möchtest du ihn wieder in dem
Zustand sehen wie damals, nach Mutters Tod?«
    »Ich möchte gerne, daß er wieder
zu Verstand
kommt, aber ich vermute, das ist zuviel verlangt! Theas
Herumkokettieren und
Papas Spinnereien haben uns mittlerweile zum Gespött der
ganzen Stadt werden
lassen.«
    »Mach dir keine Sorgen, Schwesterherz. Die Leute
mögen kichern, aber in Anbetracht deiner
Geschäftstüchtigkeit tun sie es hinter
vorgehaltener Hand. Wäre der Alte außerdem bei
Verstand, würde er wieder die
Führung des Geschäfts übernehmen.«
    »Schon gut«, sagte Calandra.
»Und hör auf,
diesen Jargon zu benutzen. Du weißt, ich kann das nicht
ausstehen. Daran ist
nur dein Umgang schuld! Diese faule, arbeitsscheue Bande von
…«
    »Falsch!« meldete sich der Abakus.
»Das Ergebnis
lautet …«
    »Ich mache das!« Calandra
überprüfte
stirnrunzelnd ihren letzten Eintrag und rechnete erneut die
Beträge zusammen.
    »Warum läßt du das …
das Ding nicht die Arbeit
tun?« fragte Paithan und zeigte auf den Abakus.
    »Ich habe kein Vertrauen zu Maschinen. Still
jetzt!« fauchte Calandra, als Paithan den Mund
öffnete, um etwas zu sagen.
    Paithan saß eine Zeitlang schweigend in seinem
Stuhl, fächelte sich Kühlung zu und spielte mit dem
Gedanken, von einem Diener
ein frisches Glas Vindrech bringen zu lassen – eines, in dem
kein Deckenmörtel
schwamm, aber er brachte die Energie nicht auf. Nach einer Weile wurde
ihm das
Schweigen zuviel, denn er war ein gesprächiger junger Elf.
    »Da wir von Thea sprechen, wo steckt sie?«
fragte er und schaute sich um, als erwartete er, sie unter einem der
Antimakassare hervorkommen zu sehen.
    »Im Bett, selbstverständlich. Es ist noch
nicht
Weinzeit«, antwortete seine Schwester. Sie bezog sich auf den
Ausklang der
›Sturm‹ genannten Phase eines jeden Zyklus 5 ,
wenn die Elfen ihre Arbeit niederlegen und sich bei einem Glas
gewürzten Weins
entspannen.
    Paithan schaukelte, er begann sich zu
langweilen. Lord Durndrun hatte zum Segeln auf seinem Baumteich
eingeladen und
zu einem anschließenden Souper im Freien, und wenn Paithan
daran teilnehmen
wollte, wurde es höchste Zeit, sich umzukleiden und auf den
Weg zu machen.
Obwohl
    nicht von hoher Geburt, war der junge Elf reich
genug, hübsch genug und charmant genug, um Eingang in die
bessere Gesellschaft
zu finden. Ihm mangelte die Bildung und Erziehung des Adels, doch er
war klug
genug, das einzugestehen und sich nicht als etwas anderes auszugeben
als das,
was er war – der Sohn eines mittelständischen
Geschäftsmanns. Die Tatsache, daß
dieser mittelständische Vater der reichste Mann von Equilan
war, reicher sogar
(wurde gemunkelt) als die Königin, machte Paithans
gelegentliche Ausrutscher
auf dem glatten gesellschaftlichen Parkett mehr als weit.
    Der junge Elf war ein angenehmer Gesellschafter.
Wie hatte einer der Lords von ihm gesagt: »Er ist ein
faszinierender
Teufelskerl – weiß die wildesten Geschichten zu
erzählen …«
    Paithan hatte seine Lektionen vom Leben gelernt,
nicht aus Büchern. Seit dem Tod der Mutter vor acht Jahren und
dem
darauffolgenden geistigen und körperlichen Verfall des Vaters
hatten Paithan
und seine ältere Schwester das Familiengeschäft
übernommen. Calandra blieb zu
Hause und kümmerte sich um die finanzielle Seite des
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