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Elfenstern

Titel: Elfenstern
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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erkennbaren Bäume
schreckte sie ab,
außerdem war damit zu rechnen, daß der Drache genau
aus dieser Richtung
auftauchte. So drückten sie sich eng an die Stadtmauer, wider
besseres Wissen
nicht bereit, ihren trügerischen Schutz aufzugeben.
    Dann war der Drache über ihnen. Das Sternenlicht
glitzerte auf dem geschuppten Haupt und spiegelte sich in den roten
Augen. Er
öffnete den Rachen, das Blut an den messerscharfen
Zähnen wirkte schwarz in der
harten, weißen Helligkeit.
    Aufgespießt an einem der spitzen Hauer flatterte
ein Fetzen mausgrauer Stoff.
    Im Angesicht des sicheren Todes waren die zwei
Menschen und die zwei Elfen zusammengerückt; Roland hatte sich
schützend vor
Aleatha gestellt, Paithan und Rega standen nebeneinander, Hand in Hand.
Mit
schmerzenden Fingern hielten sie die Waffen umklammert, von denen sie
wußten,
daß sie nutzlos waren.
    Drugar wandte der Gefahr den Rücken zu. Man
konnte glauben, der Zwerg hätte das Erscheinen des Drachen
überhaupt nicht bemerkt.
Er studierte gebannt das Runenmuster am Tor, das von dem Sternenschein
in
scharfem Relief hervorgehoben wurde.
    »Ich erkenne jede einzelne«, sagte er und
ließ
die Finger liebevoll über das fremdartige, silbrig schimmernde
Metall gleiten,
in dem sich das helle Licht spiegelte.
    »Ich kenne jedes Sigel«, wiederholte er
und
benannte sie nach der Reihe, wie ein Kind, das zwar das Alphabet kennt,
aber
noch nicht lesen kann, die einzelnen Buchstaben hersagt, die es auf dem
Schild
vor dem Gasthaus sieht.
    Die anderen hörten den Zwerg in seiner eigenen
Sprache leise vor sich hinmurmeln.
    »Drugar!« schrie Roland, ohne sich
umzudrehen,
weil er es nicht wagte, den Blick von dem Drachen abzuwenden.
»Wir brauchen
dich!«
    Der Zwerg gab keine Antwort. Er starrte wie hypnotisiert
auf das Tor. Im Mittelpunkt des Hexagons befand sich eine freie Stelle.
Sie war
an allen Seiten von Runen umgeben, doch an ihrem Rand brachen die
Verbindungs-
und Unterscheidungssymbole ab, und es entstand eine Lücke in
der ansonsten
festgefügten Struktur. Vor seinem inneren Auge sah Drugar
Haplo, wie er Zeichen
in die Luft malte. Der Zwerg schob die Hand in den Hemd- ausschnitt und
griff
mit kalten Fingern nach dem Obsidianmedaillon auf seiner Brust. Er zog
es
hervor, hielt es vor die Lücke in dem Runenmuster und drehte
es prüfend hin und
her.
    »Laß ihn doch in Ruhe«, sagte
Paithan, als
Roland anfing, den Zwerg zu verfluchen. »Was kann er denn
schon tun?«
    »Da hast du auch wieder recht«, knurrte
Roland.
Schweiß vermischte sich mit dem Blut auf seinem Gesicht. Er
fühlte, wie
Aleathas kühle Finger seinen Arm berührten. Sie
schmiegte sich dichter an ihn,
ihr Haar streifte seine Schulter. Eigentlich hatten seine
Flüche gar nicht dem
Zwerg gegolten, sondern waren eine bittere Anklage gegen das Schicksal.
»Warum
kommt das verdammte Vieh nicht her und macht ein Ende?«
    Der flügellose Schlangenleib des Drachen
bäumte
sich vor ihnen auf, sein Kopf befand sich fast auf einer Höhe
mit der Krone der
Stadtmauern. Er schien sich am Anblick ihrer Todesangst zu weiden.
    »Warum mußte es erst soweit kommen, damit
wir
zueinanderfinden?« flüsterte Rega und klammerte sich
an Paithans Hand.
    »Weil, wie unser ›Retter‹
sagte, wir niemals
klug werden.«
    Rega blickte sehnsüchtig über die Schulter
auf
die schimmernden weißen Mauern, das verschlossene Tor.
    »Diesmal vielleicht doch. Ich glaube, diesmal
hätten wir es besser gemacht.«
    Der Drache senkte träge das Haupt, die
Todgeweihten erkannten ihr Spiegelbild in seinen glitzernden Augen.
Sein übler,
nach Blut riechender Atem strich warm über ihre Leiber. Sie
bereiteten sich auf
das Ende vor. Roland spürte einen zarten Kuß an der
Schulter und eine warme
Träne auf der Haut. Er wandte den Kopf zu Aleatha und sah ihr
Lächeln. Roland
schloß die Augen und betete darum, dieses Lächeln
mit in den Tod nehmen zu
dürfen.
    Drugars Aufmerksamkeit galt immer noch
ausschließlich den Runen am Stadttor und dem Medaillon, das
er in die Lücke
einzufügen versuchte. Mühsam fing er an zu begreifen.
W – A – L waren nicht
mehr zusammenhanglose Buchstaben, die einzeln auswendig hergesagt
wurden,
sondern wurden zu der Ahnung von einem gewaltigen Lebewesen, das in den
dunklen
Tiefen fremdartiger Meere seine Bahnen zog.
    In einem Taumel der Begeisterung zerriß er mit
einem Ruck das Lederband, an dem das Medaillon
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