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Elfenstern

Titel: Elfenstern
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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ihnen
herum und
zeichnete zwischen sich und Roland ein Sigel in die Luft.
    Die Rune zog eine rotglühende Spur durch die
magische Abenddämmerung, und ehe Roland überhaupt zu
einer Abwehrbewegung fähig
war, traf ihn ein ungeheuer wuchtiger Schlag gegen die Brust. Er
stürzte schwer
zu Boden; das Raztar wurde ihm aus der Hand geschlagen. Aleatha
stürzte herbei,
kniete nieder und nahm den blutigen Kopf des Mannes auf den
Schoß.
    »Wie typisch!« Haplo sprach leise, ohne
die
Stimme zu heben. »›Hilf mir!‹ wird
geschrien. ›Hilf mir – sonst!‹ Bei euch
Retter oder Erlöser oder Heiland zu spielen ist eine
undankbare Aufgabe. Die
Bezahlung nicht wert, weil ihr euch zu schade seid, auch nur einen
Finger krumm
zu machen. Diese Narren« – er deutete mit einer
Kopfbewegung auf den
Kristallpfeiler – »haben alles riskiert, um euch
vor uns zu retten und dann
euch vor euch selbst zu bewahren. Was dabei herausgekommen ist, sieht
man ja.
Aber wartet nur, ihr Jammergestalten. Eines Tages wird einer kommen, um
euch zu
erretten. Vielleicht wird es euch nicht gefallen, aber ihr werdet euch
erretten
lassen müssen.« Haplo lächelte.
»Sonst …!«
    Der Patryn ging weiter, blieb nach ein paar
Schritten stehen und blickte über die Schulter. »Was
ist übrigens aus dem alten
Mann geworden?«
    Keiner antwortete, alle vermieden es, ihm in die
Augen zu sehen.
    Mit einem zufriedenen Nicken stieg Haplo die
Bergflanke hinunter. Der Hund trabte gemächlich hinter ihm
her.
    Als Haplo nach einer ereignislosen Wanderung
durch den Dschungel wieder bei der Drachenstern eintraf,
war zwischen
den Elfen und Menschen eine erbitterte Fehde entbrannt. Beide Seiten
gingen ihn
um Hilfe an. Er schenkte keinem von ihnen Gehör und ging an
Bord. Als den
Streitenden zu Bewußtsein kam, daß er
beabsichtigte, sie allein zurückzulassen,
war es zu spät. Haplo horchte mit grimmigem Vergnügen
auf das bestürzte,
entsetzte Bitten und Flehen in zwei Sprachen, das wie ein monotones
Jammergeschrei
an seine Ohren drang.
    Das Schiff gewann langsam an Höhe. Vom
Bugfenster aus schaute er auf die gestikulierenden Gestalten hinunter.
    »›Denn er, der nach mir kommt, wird
größer sein
als ich‹«, rief Haplo ihnen zu, blieb am Fenster
stehen und beobachtete, wie
sie immer kleiner wurden und schließlich zu einem Nichts
schrumpften. Der Hund
saß unglücklich zu seinen Füßen
und jaulte, weil das Klagen und die flehenden
Rufe ihn in Aufregung versetzten.
    Die am Boden zurückgebliebenen Elfen und
Menschen konnten nichts weiter tun, als in
verbitterter, schmerzlicher
Machtlosigkeit dem entschwindenden Schiff hinterherzuschauen. Es war
noch lange
Zeit zu sehen; die auf den Rumpf gemalten Runen strahlten hell in der
von den
Sartan zum Trost erschaffenen künstlichen Dunkelheit.
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Kapitel 36
Die Zitadelle
    Als der Drache kam, standen sie zusammengedrängt
vor dem Tor der Zitadelle und bemühten sich vergeblich, eine
Möglichkeit zu
finden, um hineinzugelangen. Die Mauern waren spiegelglatt und boten
nicht
einmal dem Auge Halt. Sie hämmerten mit den Fäusten
gegen das Tor und warfen
sich in ihrer Verzweiflung dagegen – ohne den geringsten
Erfolg.
    Einer schlug Rammböcke vor, ein anderer Magie,
doch alle wußten, daß es nur leeres Gerede war.
Wenn Elfen- oder Menschenmagie
hier etwas auszurichten vermocht hätte, wäre die
Zitadelle längst von der einen
oder anderen Partei in Besitz genommen worden.
    Und dann strömte wieder wie eine schwarze Flut
die ungewohnte und erschreckende Dunkelheit aus der Stadt den Berg
hinunter und
über den Dschungel. Doch während unten Dunkelheit
herrschte, sandte über der
Stadt der gleißende Kristallpfeiler seinen leuchtenden Ruf in
eine Welt hinaus,
die vergessen hatte, wie man ihn beantwortete. Der scharfe Kontrast
zwischen
Hell und Dunkel bewirkte, daß jeder Gegenstand entweder
sichtbar oder
unsichtbar war – in helles Licht getaucht oder in
undurchdringlichen schwarzen
Schatten verloren. Die Dunkelheit wirkte um so unnatürlicher,
weil immer noch
die vier Sonnen am Himmel standen.
    Ihren Augen fiel es schwer, sich umzugewöhnen,
deshalb hörten sie den Drachen lange, bevor sie seiner
ansichtig wurden. Der
Felsen bebte unter ihren Füßen, der Zwerg konnte
spüren, wie die Stadtmauer
unter seinen Händen erzitterte. Instinktiv wollten sie in den
Dschungel flüchten,
aber der Anblick der im Dunkeln schemenhaft
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