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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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Zeit, um dir zu vergeben, denn ich will es wirklich, nur jetzt ist es noch so schwer.«
    Valuar nickte, und einige Augenblicke lang schauten sie sich einfach nur schweigend in die Augen. Dann stieß sich Valuar plötzlich ab und sprang das kleine Stück von der Mauer auf den Strand. Er stand unter ihr und löste seinen Schwertgurt. Mit einer Verneigung reichte er ihn ihr. »Es gehört dir.«
    Marinel riss die Augen auf. »Was?«
    »Das Schwert. Nevliins Schwert. Es soll das deine sein.«
    Jetzt rutschte auch Marinel von der Mauer und stieß die Schwertscheide fort, die Valuar ihr immer noch entgegenstreckte. »Was redest du da? Wenn du glaubst, dass du damit erreichen kannst …«
    »Nein!« Schreck klang aus seiner Stimme, und als Marinel sich abwenden wollte, trat er ihr in den Weg. »Marinel, glaube mir, das hat nichts mit meinem Wunsch zu tun, deine Vergebung zu erlangen. Ich wollte es dir schon eher geben, schon als ich dir den Brief der Königin brachte, aber ich wusste, Arns Hinrichtung … Ich wusste, dass du mit deinen Gedanken ganz woanders warst. Aber es gehört dir, Marinel.« Er streckte es ihr wieder entgegen, doch Marinel konnte nur voller Entsetzen auf die mit Brillanten verzierte Scheide starren. »Ich kann nicht damit umgehen«, sagte er, fast schon verzweifelt. »Die geschwungene Klinge, das geringe Gewicht … Ich kann damit nicht richtig kämpfen, konnte es nie, und außerdem …« Er atmete hörbar ein. »Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe das Gefühl, es müsste deines sein. Mir scheint, du und dieses Schwert, ihr gehört zusammen. Mit diesem Schwert würde es dir leichterfallen, deine Linke zu benutzen, als mit jenem klobigen Ding.« Er zeigte an ihre Seite, wo eines der alten Schattenritterschwerter hing, das der Befehlshaber ihr geschenkt hatte. »Dieses Schwert hier ist wie für dich gemacht.« Ein singender Laut, und Nevliins Schwert fuhr aus seiner Scheide, blitzte auf in den letzten Strahlen des Tages. »Es ruft geradezu nach dir, Marinel. Bitte nimm es an. Es gehört dir.«
    »Aber …« Zitternd streckte sie ihre Hand nach der filigranen Klinge aus, ließ sie dann aber in der Luft hängen. »Es gehört deiner Familie. Nevliin hat es euch hinterlassen. Was wird dein Vater dazu sagen?«
    »Mein Vater gab es mir, und somit kann ich damit machen, was ich will. Und Nevliin hätte gewollt, dass eine würdige Hand es führt. Du weißt dieses Schwert zu schätzen, Marinel, während es für mich nur eine lästige Klinge ist.«
    Unvermittelt packte er ihre Linke und legte den Griff in ihre Hand. Marinel keuchte, als ein Kribbeln von ihren Fingern durch ihren ganzen Körper fuhr. Sie erbebte, und einen Moment lang hatte sie das Gefühl, Magie läge in dem Schwert, die sich nun auf sie übertrug.
    »Siehst du?« Valuar klang zufrieden. »Es gehört dir.«
    Immer noch konnte sie nur auf das mit Golddraht umspannte Heft starren, das ohne Parierstange in Elfenstahl überging. Es fühlte sich so richtig an, mächtig und leicht, als wäre es eine Verlängerung ihres Arms. Aber es gehörte Valuar.
    »Denke nicht einmal daran, es wieder aus der Hand zu legen.«
    Langsam blickte sie auf in die ihr so vertrauten Augen, und plötzlich verschwamm sein Anblick vor ihr. Etwas Nasses floss über ihre Wangen und benetzte ihre Lippen mit einem salzigen Geschmack, wie von Meerwasser. Es war ihr Schwert!
    »Bei den gütigen Seelen«, keuchte Valuar, den ihr Anblickaufs tiefste zu erschüttern schien, doch Marinel kümmerte sich nicht darum. Sie hielt Nevliins Schwert in der Hand, und es gehörte tatsächlich ihr.
    »Valuar …«
    »Danke mir nicht. Ich habe es lediglich seiner rechtmäßigen Besitzerin gegeben, und ich werde dafür sorgen, dass niemand es wagt, es dir wegzunehmen. Dies ändert nichts zwischen uns. Du bist mir nichts schuldig. Irgendwann …« Er hob hilflos die Schultern. »Irgendwann werden wir wieder Freunde sein. Ich habe Zeit. Wir Elfen altern ja nicht.«
    Marinel sah ihn voller Wehmut an, ihr Herz war erfüllt von einer Sehnsucht, die sie nicht zu verstehen vermochte. Es gab nichts zu sagen, und so streckte sie ihm wortlos ihre Rechte entgegen. Der Schleier vor ihren Augen löste sich gerade so viel, dass sie erkennen konnte, wie sich freudiges Erstaunen und Hoffnung in seinem Gesicht widerspiegelten. Er sah zu ihr auf, zurück zu ihrer Hand und dann wieder in ihre Augen. Schließlich atmete er aus, als fiele eine enorme Last von seinen Schultern. Er ergriff ihre Hand und schloss seine
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