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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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dass sein neues Leben ihm mehr Glück bringen würde, als es sein Piratenleben getan hatte.
    Wenn man den länger werdenden Schatten trauen wollte, war der ganze Tag an ihr vorübergezogen, und doch fühlte sie sich immer noch verwirrt. Langsam drehte sie den Kopf zur Seite und begegnete Valuars Blick. Wieso war er immer noch hier? Sein Platz war nicht an ihrer Seite, warum wich er dann nicht? Weshalb war er der Inbegriff eines Ritters und hatte sie dennoch fallen lassen?
    »Ich bin in dich verliebt, Marinel.« Die geflüsterten Worte kamen so unvermittelt aus Valuars Mund, dass Marinel einenMoment lang nicht wusste, ob sie sie wirklich gehört hatte. Doch Valuar sah sie mit seinen warmen Anthrazitaugen an, in denen sich das Abendlicht spiegelte, und plötzlich wusste sie, dass es die Wahrheit war. Sie hatte es immer gewusst, er hatte es ihr ja auf dem Weg nach Riniel gesagt, aber es war ihr so unbegreiflich erschienen.
    Sprachlos blickte sie ihn an, seine gemeißelten Züge, das weißgoldene Haar, das sich sanft im Wind bewegte, den dunklen Umhang und die funkelnden Broschen, die er mit solcher Würde trug. Sie sah einen Ritter vor sich, einen Kameraden und Freund. Wieso hatte er all das nur kaputtmachen müssen? Wieso wollte sie ihm dennoch verzeihen? Alles in ihr sehnte sich danach, sich in seine Arme zu werfen und den Schmerz hinauszuschreien. Sie war völlig allein in einer fremden Stadt. Das Wissen um ihre Magie, ihre vermutlich adligen Eltern, die Bilder des Krieges und die von Arns Hinrichtung brachten sie zur Verzweiflung. Sie wollte ihre Gefühle mit jemandem teilen, wollte sich beratschlagen, und da war nur Valuar. Valuar, der ihr ein Freund gewesen war, der ihr gerade seine Liebe gestanden hatte und der sie in einen finsteren Abgrund hatte fallen lassen.
    »Es brauchte einen Krieg und den größten Fehler meines Lebens, damit ich den Mut fand, diese Worte auszusprechen.« Er presste die Lippen aufeinander, und aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie er seine Hände in seinem Schoß zu Fäusten ballte. Als er fortfuhr, schien er um jedes Wort zu kämpfen. »Ich liebe dich, Marinel. Ich habe dich vom ersten Moment an geliebt.« Er lachte verzweifelt auf. »Jetzt ist es gesagt, und die Erde hat sich nicht aufgetan. Auch bist du nicht davongelaufen.«
    Marinel starrte ihn immer noch an, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Was ich dir angetan habe …« Er nahm wieder einen ernsten Ausdruck an. »Das lässt sich mit nichts entschuldigen. Ich will nicht behaupten, dass ich die Tat aus Liebe beging, sondern einzig, weil ein dunkler Teil in mir obsiegte, den ich am liebsten für immer begraben möchte. Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren, dass ich dich beinahe vernichtet hätte. Deine Vergebung verdiene ich nicht, die Seelen bei den Sternen wissen, dass ich selbst mir niemals vergeben werde. Aber du sollst wissen, dass ich es bereue und schwöre, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dir der Freund zu sein, den du verdienst. Ich will nichts von dir, Marinel, einzig, dass du mir erlaubst, für dich da zu sein. Und vielleicht irgendwann … vielleicht wird dein Hass auf mich nachlassen, und auch wenn wir nie wieder die sein können, die wir waren, wünsche ich mir doch, dass du mich wieder so ansiehst wie einst.« Er blickte ihr in die Augen, suchte darin nach einer Antwort auf seine Worte, doch Marinel konnte es nicht länger ertragen.
    Sie senkte den Blick und starrte auf ihre verstümmelte Hand. Das Meer rollte nur wenige Schritte von ihr entfernt an den Strand, und Dämmerlicht hüllte die Welt in einen friedlichen Schleier. »Ich will dich nicht hassen, Valuar.«
    »Ich weiß.«
    »Ich will niemanden hassen. Denn der Hass …« Er zerstört uns, alles von uns, so, wie er Arn zerstört hatte, der bereit gewesen war, seinen eigenen Vater in den Tod zu schicken. Sie wollte nicht hassen!
    Abrupt blickte sie auf, und als sie diesmal in Valuars Antlitz schaute, wich der dumpfe Schmerz in ihrem Bauch, das brennende Ziehen, das sie an seine Tat erinnerte. Es war immer noch da, aber sie könnte es besiegen. Valuar hatte auf dem Schiff seine Magie mit ihr geteilt, hatte die menschliche Kapitänin versorgt, Marinel vor dem Feuerprinzen beschützt undArns schnelle Hinrichtung ermöglicht. Er sah sie mit ehrlichen Augen an, die bewiesen, dass der dunkle Teil in ihm verschwunden war. Er liebte und er verzweifelte, er war lebendig. »Ich will dir vergeben, Valuar.« Sie sah ihm fest in die Augen. »Gib mir
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