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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord
Autoren: H Brennan
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zuliebe   … Henry spürte einen Kloß im Hals. Er bezweifelte, dass er es überleben würde, wenn Lorquin irgendetwas geschah. Aber das musste er vielleicht ohnehin nicht. Wenn nicht ein Wunder geschah, wären sie in ein paar Minuten ohnehin alle tot: Lorquin, Blue, Henry selbst.
    Er warf den nutzlosen Rest des Messers weg und duckte sich noch einmal, als der Drache mit dem krallenbewehrten Vorderfuß nach ihm trat. Das Vieh war riesig   – stärker und mächtiger als alle wilden Tiere, die er je in seiner eigenen Welt gesehen hatte, aber es war, wie viele riesige Tiere, langsam. Nein, nicht langsam: Es für langsam zu halten, konnte ein tödlicher Fehler sein. Aber manche seiner Bewegungen waren unbeholfen. Ganz offenkundig war es nicht daran gewöhnt, winzige Feinde wie ihn zu bekämpfen, die ständig umherflitzten. Vielleicht war das etwas, das er zu seinem Vorteil nutzen konnte.
    Die Krallen schossen an ihm vorbei und der Schwung des Drachen flog über Henry hinweg, wobei die silbergraue Masse bedrohlich über ihm aufragte wie ein vorbeirasender Jumbojet. Im nächsten Moment war Henry aber schon darunter hervorgekommen und beobachtete, wie der Drache auf etwas losging, das er nicht sehen konnte. Dann hörte er eine vertraute Stimme und begriff, dass Lorquin das Biest verhöhnte und ablenkte.
    Henry verspürte eine Anwandlung von Schuldgefühlen, aber er konnte dem Jungen jetzt nicht helfen. Es war besser, wenn er dessen Mut akzeptierte und versuchte, sich das zunutze zu machen. Vielleicht vermochte Henry, Blue zu erreichen und sie zu befreien, solange die Aufmerksamkeit des Drachen auf etwas anderes gerichtet war. Er drehte sich um, rannte zur Plattform und stoppte kurz vor dem Lavastrom.
    Er umfloss die Plattform wie ein Burggraben. Er war nicht besonders breit. Man hätte ihn wahrscheinlich überspringenkönnen, wenn auf der anderen Seite eine Stelle gewesen wäre, auf der er hätte landen können. Aber da gab es keine Stelle, nur die steil aufragende Seite der steinernen Plattform; und die Plattform selbst war ein klein wenig zu hoch, als dass er sie durch einen Sprung mit Anlauf hätte erreichen können. Blue konnte herunterspringen und den Lavastrom hinter sich lassen, aber Henry würde niemals zu ihr hinaufspringen können.
    »Blue!«, rief er hilflos.
    Sie zerrte an ihren Ketten wie verrückt und jetzt, aus der Nähe, konnte er sehen, dass sich ihre Fesseln an der Säule zu lockern begannen. Jedes Mal, wenn sie daran zog, stiegen kleine Staubwolken auf. Hinter ihm ertönte ein Geräusch und der Boden unter seinen Füßen vibrierte. Blue hörte auf zu kämpfen, drehte sich um und zeigte auf etwas. Henry wandte sich um und sah, dass der Drache wie ein monströser Expresszug auf ihn zustürmte.
    Einen Herzschlag lang hatte er gedacht, Blue zeige auf das Biest, aber dann sah er das Halekmesser. Die Kristallklinge lag nur einige Meter von ihm entfernt und auf ihrer Oberfläche schimmerte die gebändigte Energie.
    Henry hatte noch nie ein Halekmesser benutzt, aber Pyrgus hatte ihm alles darüber erzählt. Es waren Spezialanfertigungen in limitierter Auflage, von Zauberern aus Haleklind, die garantierten, dass man alles damit töten konnte, einfach alles. Man stach mit dem Messer zu und wenn die Klinge nicht abbrach, flossen die Energien in das ab, wo hinein man die Klinge gestoßen hatte, und töteten es augenblicklich. Man konnte mit einem Halekmesser nicht ritzen, nicht verletzen. Man konnte nur töten. Und zwar alles.
    Man konnte einen Drachen töten.
    Henry stürzte sich auf das Halekmesser, während das Monster auf ihn zu donnerte. Es gab nur ein Problem mit diesen Messern: Wenn die Klinge brach, flossen die Energien zurück in die Person, die es benutzt hatte, und tötetensie. Pyrgus hatte die ganze Zeit davon geredet. Aber Henry war es egal. Das Messer konnte einen Drachen töten. Er konnte den Drachen töten und Blue retten.
    Anstatt wegzulaufen oder auszuweichen, blieb Henry stehen, wo er war.
    Der Drache war schon fast bei ihm.

VIERUNDNEUNZIG
    H enry!«, schrie Blue. Er stand da wie ein Idiot mit diesem blöden Halekmesser, das in seiner Hand funkelte. Der Drache war fast schon über ihm und er stand einfach nur da und wartete. Wie blöd, blöd, blöd   –?
    Blue begriff abrupt, was los war. Henry dachte, das Halekmesser könne den Drachen töten. Pyrgus verbreitete sich andauernd über Halekmesser und wie erstaunlich sie wären   – er hatte wirklich einen Tick, was das anbelangte. Er hatte
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