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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord
Autoren: H Brennan
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sie die Angst in Henrys Augen erkennen, aber da war auch eine Entschlossenheit, sodass die Angst vielleicht gar keine richtige Angst war, sondern nur Wachsamkeit. Sie betete darum, dass es Angst war, denn wenn er Angst hatte, würde er wegrennen, und das bedeutete, dass er sich retten würde. Sie wollte unbedingt, dass er sich rettete. Wenn er dablieb, würde der Drache ihn Glied um Glied zerreißen. Sie fand es unerträglich, zu entdecken, dass Henry noch am Leben war, um ihn dann an einen Drachen zu verlieren, bevor   … bevor sie Zeit hatte   …
    Bevor sie Zeit hatte, ihn in den Armen zu halten.
    Blue zerrte wie wild an ihren Ketten. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierhergekommen war, an eine Säule gekettet. Loki, natürlich. Loki hatte das getan, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, wie. Eben hatte sie noch mit Loki gesprochen und im nächsten Augenblick stand sie aufder Plattform und war mit Handschellen angekettet, als sollte sie dem Monster als Opfergabe dienen. Das musste Lokis Magie sein, eine Art von Magie, die sie noch nie erlebt hatte.
    Loki war verschwunden.
    Sie hatte nicht gesehen, wie er verschwunden war. Als Henry sie erreicht hatte, war er schlicht   … nicht mehr da. Sie wusste auch nicht, was Loki wollte, warum er getan hatte, was er getan hatte. Es war, als hätte er diese Szene aufgebaut und sei dann einfach davongegangen, um die Dinge anschließend sich selbst zu überlassen. Das ergab doch alles überhaupt keinen Sinn   – aber die Gefahr war echt.
    »Geh zurück, Henry!«, schrie Blue. »Lauf! Bitte lauf!«
    Sie wand sich mit aller Macht, zerrte an ihren Ketten und meinte zu spüren, wie eine der Ketten an der Säule sich lockerte. Was auch immer das für eine Magie war, die Loki einsetzte, besonders gut hatte er es nicht gemacht. Vielleicht konnte sie sich, wenn sie mit aller Macht weiterzerrte, befreien. Aber noch war sie nicht frei und Henry starrte sie immer noch entgeistert an. »Henry, sieh zu, dass du wegkommst! Er wird dich töten!«
    Ein Junge mit blauer Hautfarbe trat aus dem Dunkel und stellte sich neben Henry. Blue hatte keine Ahnung, wer er war oder woher er kam. Sie hatte noch nie blaue Haut gesehen, erinnerte sich aber vage daran, irgendwo gelesen zu haben, dass es Rassen mit dieser Hautfarbe im Inneren der Wüste von Buthner gab. Sie fragte sich, was das Kind mit Henry zu tun hatte. Merkwürdigerweise schien es gar keine Angst vor dem Drachen zu haben.
    Etwas anderes tauchte hinter den beiden auf und einen Augenblick lang fragte sich Blue, was für ein neues Monster Loki da noch herbeigezaubert hatte. Dann erkannte sie das Charno, das sie draußen vor der Höhle zurückgelassen hatte. Es musste Henry in die Höhle gefolgt sein, Henry und dem seltsamen blauen Jungen.
    Es sei denn
, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf,
das ist Loki, der wieder mal einen seiner Gestaltwandler-Tricks vorführt. Er hat dich schon mal damit genarrt, dass du glaubtest, er sei das Charno
. Blue zerrte wieder an ihren Ketten. Loki oder das echte Charno   – es war egal. Alles, was zählte, war, Henry hier herauszukriegen, damit er sich in Sicherheit brachte. Die Lippen des Jungen bewegten sich, als er etwas zu Henry sagte, das Blue nicht hören konnte. Blue öffnete ihren Mund, um noch einmal zu rufen. Henry schrie: »Bleib da!« und rannte zu ihrem Entsetzen auf den Drachen zu.
    Der Drache brüllte auf.

DREIUNDNEUNZIG
    D er Drache brüllte auf und machte einen Satz auf Henry zu. Henry wich aus und zückte die Flintsteinklinge, die Lorquin ihm gegeben hatte. Er hatte keine Hoffnung, das Biest mit einer solchen Waffe töten zu können, aber er dachte, er könnte es damit lange genug ablenken, damit Blue eine Chance hatte, sich loszureißen. Vielleicht konnte er ihn sogar ein wenig erschrecken, so wie Wespen Leute erschrecken konnten, wenn die ihrem Nest zu nahe kamen. Lorquins Flintsteinmesser konnte den Drachen vielleicht zumindest stechen, ihn dazu bringen, dass er sich den Angriff noch einmal überlegte.
    Er tauchte unter den Kopf des Drachen und stach ihm ins Vorderbein. Lorquins Messer traf eine Schuppe und brach in seiner Hand ab.
    Aus dem Augenwinkel sah Henry etwas Blaues aufblitzen, als Lorquin in die Höhle rannte. Henry sank das Herz. Konnte er den Jungen denn absolut nicht dazu bringen, zu tun, was er ihm sagte? Er war doch noch ein Kind, ganzgleich, was er über sich selber dachte, aber er schien bereit, es mit allem aufzunehmen! Mit allem! Mit allem, seinem Gefährten
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