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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht
Autoren: Bernhard Hennen
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Hand aus Schatten. Sie streckte sie über den Abgrund hinweg. Wenn sie das Herz des Elfen umklammerte, würde es aufhören zu schlagen. Er würde einfach ...
    Skanga zuckte zurück. Da war noch jemand! Eine machtvolle Präsenz hatte sich an die Seite des Kriegers gestellt und schirmte ihn mit einem goldenen Schild ab.
    Die Schamanin zog die Schattenhand zurück. Emerelle! Die Königin erwartete sie. Skanga zögerte. Würde die Elfenkönigin kämpfen, wenn es keine Aussicht auf einen Sieg gab? Hundert junge Trollkrieger würde sie dem Opferdolch überlassen, wenn sie dafür in Emerelles Gedanken sehen könnte, dachte Skanga.
    »Wann geht es los?«, fragte Branbart ungehalten. »Worauf warten wir noch?«
    Die Schamanin nickte in Richtung des leuchtenden Pfades, der durch das Nichts schnitt. »Emerelle erwartet uns am Ende des Weges. Sie wird kämpfen.«
    Branbart spuckte auf das Eis. »Kann sie gewinnen?«
    »Nur ein einziger Krieger ist an ihrer Seite. Der Elfling, der die Verteidiger von Phylangan befehligt hat.«
    Der König lachte. »Den haben wir schon einmal besiegt. Der wird uns auch diesmal nicht aufhalten.« Er winkte den Kriegern seiner Leibwache. »Vorwärts! Ihr habt die Ehre, das
    erste Blut zu vergießen. Und schlagt nicht nach den Köpfen der Elflinge. Ihr wisst ja, die brauchen wir noch.«
    Skanga betrachtete die jungen Krieger, die mit Feuereifer durch das dunkle Tor stürmten. Vielleicht war sie zu alt? Zweifel zu haben war eine Schwäche. Sie lächelte zynisch. Eine Schwäche, die einen davor bewahrte, blindlings ins Verderben zu rennen. Von diesen Kriegern würde wohl kaum einer an der Siegestafel des Königs sitzen. Branbarts Art, Schlachten zu gewinnen, war ebenso einfach wie verschwenderisch. Er ertränkte seine Feinde in Strömen von Blut. Trollblut! Auf seinem Weg von Sieg zu Sieg würde er noch sein ganzes Volk auslöschen ...
    Aber dies war die letzte Schlacht, berichtigte sich Skanga in Gedanken. Sie konnten nicht verlieren. Welche Möglichkeiten blieben Emerelle, gegen die Flut von Trollkriegern anzukämpfen? Der Albenstein des Elfenvolkes verlieh ihr schreckliche Macht. Sie würde ein paar Hundert ins Verderben stürzen. Vielleicht brachte sie sie durch ein Trugbild vom goldenen Pfad ab und ließ sie ins Nichts stürzen?
    Skangas knotige Hand schloss sich um den Stein, den sie verborgen zwischen unzähligen Amuletten trug. Sie würde ihr Volk vor der Elfenkönigin schützen. Auch sie hatte Macht, dachte sie trotzig. Sie war es gewesen, die das Volk der Trolle aus der Verbannung nach Albenmark zurückgeführt hatte.
    In den zwei Monden, die seit der Schlacht um Phylangan vergangen waren, hatten sie die Snaiwamark, ihre alte Heimat, vollständig in Besitz genommen und ihr Heer neu aufgestellt. Es waren vor allem die jungen Krieger, die den Krieg weiter fortsetzen wollten, um sich einen Namen zu machen. Und auch Branbart, ihr König, dachte nicht daran, Frieden zu suchen. Sein Hass gegen Emerelle war maßlos. Einst hatte die Elfenkönigin ihn und alle anderen Trollfürsten von der Shalyn Falah, der weißen Brücke an der Grenze zum Herzland, in den Tod gestürzt. Fünfmal war Branbart seitdem wiedergeboren worden und König gewesen. Es war sein Fluch, dass er die Vergangenheit nicht vergessen konnte. Jahrhunderte hatte er sich nach Rache an Emerelle gesehnt. Jetzt wollte er keine Stunde mehr warten! Die Gefahr, noch einmal durch das Nichts zu gehen, hatte keinen Schrecken für ihn, so sehr hasste er die Elfenkönigin.
    Skanga wäre es lieber gewesen, wenn das Trollheer einfach nach Süden gezogen wäre. Zwar mochte es Jahre dauern, bis sie auf diesem Wege ins Herzland vorstießen, aber wer sollte sie letztlich aufhalten? Ihr Volk war stark, und die übrigen Völker der Albenkinder waren zu zerstritten, um ihnen auf Dauer Widerstand leisten zu können. Ja, vielleicht würden sie sogar Verbündete finden?
    Die Zeit der Elfen war vorbei; ihre drei schweren Niederlagen hatten das deutlich gezeigt. Sie waren das jüngste der Völker Albenmarks, und sie herrschten, seit die Alben, die großen Träumer und Schöpfer aller Welten, ihre Kinder verlassen hatten. Das war schon immer ungerecht gewesen, und es konnte gewiss nicht der Wille der Alben gewesen sein! In welcher Familie herrschte der Jüngste der Erben? Die Elfen hielten sich als Letztgeborene für die vollkommensten Geschöpfe. Doch nun hatte die Dämmerung ihres Zeitalters begonnen! Das Licht der Elfen verblasste. Und wenn sie sich nicht
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