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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann
Autoren: Aprilynne Pike
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sah ihr direkt in die Augen. »Man kann es niemandem vorwerfen, wenn er Zeit für sich braucht. Ich bin die Letzte, die dir erzählen würde, dass man ohne Mann nicht glücklich wird. Aber wenn du etwas nicht zulassen willst, nur weil du Angst hast, David zu verletzen, muss ich dich vielleicht daran erinnern, dass du dann Tamani wehtun würdest, und David gleich mit, weil du ihm nicht erlauben würdest, sich neu zu verlieben. Wenn – und damit sage ich nicht, du solltest dich für ihn entscheiden, aber wenn du Tamani wirklich liebst und nur wegen David immer wieder abweist, könnte es sein, dass er dich nicht mehr will, wenn du noch lange für diese Entscheidung brauchst.« Endlich war ihre Mutter fertig. Lächelnd wandte sie sich wieder dem Dessert zu, das sie aus einem Teigbeutel zu kleinen essbaren Kunstwerken spritzte.
    »Die isst kein Mensch, Mom.«
    Ihre Mutter betrachtete besorgt ihren schönen Nachtisch. »Und warum nicht?«
    »Weil sie einfach zu hübsch sind.«
    »Genau wie du«, erwiderte ihre Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Als es klopfte, flatterten wieder die Schmetterlinge in
ihrem Bauch. Es machte sie fertig, dass es anscheinend egal war, wer vor der Tür stand. Sie machten sie alle gleich nervös.
    Draußen wartete Tamani auf der Veranda. Er war allein und trug einen schwarzen Smoking. Das volle Programm mit Frackschößen, einer glänzenden weißen Weste und weißer Krawatte. Obwohl zum Winte rball geladen war, wusste Laurel, dass die meisten Jungen höchstens einen normalen Anzug mit Schlips tragen würden. Dennoch wäre Tamani wahrscheinlich nicht der einzige im Smoking – David stand auch darauf –, doch er würde am förmlichsten gekleidet sein. Als Laurel sich Sorgen um seinen Aufzug gemacht hatte, war sie nicht darauf gekommen, dass er zu gut angezogen sein könnte.
    Sie nahm seine umwerfende Erscheinung in sich auf und merkte, dass er fast so nervös aussah, wie sie sich fühlte. Das war sehr ungewöhnlich für Tamani. »Geht es dir nicht gut?«
    Er beugte sich vor. »Sind die anderen schon da?«
    Laurel schüttelte den Kopf.
    »Gut.« Tamani ging ins Haus und zog die Tür hinter sich zu. »Yuki hat mich gebeten, sie nicht abzuholen.«
    »Wie, sie hat abgesagt?«
    »Nein. Angeblich ist sie spät dran, wir sollen uns direkt auf dem Ball treffen. Irgendetwas stimmt da nicht.«
    »Sie weiß, dass ich ein Dessert geplant habe. Vielleicht will sie keine Aufmerksamkeit auf ihre Essgewohnheiten lenken. Sie weiß schließlich nicht, dass wir alle wissen, was sie ist. Also, außer Ryan natürlich. Ich würde das so machen, kann ich nur sagen«, fügte sie leise hinzu.

    »Kann sein. Aber sie hat sich komisch angehört, am Telefon.«
    Laurel hob den Kopf, als es klingelte. »Es sind aber Wachposten an ihrem Haus postiert, oder?«
    Tamani nickte. »Viel nützt das im Moment auch nicht. Sie hat ihr Haus heute Abend in eine Festung verwandelt. Die Vorhänge sind zugezogen und ein Bettlaken hängt über dem Vorderfenster. Da ist was faul.«
    »Wir können nicht viel machen, ehe wir uns mit ihr auf dem Ball treffen«, flüsterte Laurel. Nach einer Pause flüsterte sie noch leiser: »Du siehst fantastisch aus.«
    Tamani war überrascht, doch dann lächelte er. »Danke, du aber auch. So wie jeden Tag.«
    Es klingelte noch mal – direkt an ihrem Ohr – und Laurel schob Tamani in die Küche. Sie öffnete die Tür und begrüßte David, Chelsea und Ryan.
    »Mensch, Laurel!«, rief Chelsea und fiel Laurel um den Hals. Sie trug das rote Kleid, wie Laurel es ihr empfohlen hatte. Es schmeichelte ihrem Teint und betonte das Grau in ihren Augen. »Toll siehst du aus! Ist das das Kleid … von dem du mir erzählt hast?«
    »Ja«, sagte Laurel und breitete den Rock ein wenig aus. »Ich hatte echt Glück, so etwas Schönes zu finden.« Zu finden, ha! In Avalon fand man wirklich die schönsten Sachen auf dem Marktplatz und nahm sie einfach mit.
    »Tja, in einer Viertelstunde müssen wir zu dem Ball und man hat mir Nachtisch versprochen«, sagte Chelsea und lächelte keck. »Ryan hat mir zum Abendessen kein Dessert gegönnt, deshalb wäre ich echt froh, wenn ich hier eins kriegen könnte.«

    »So ein Quatsch«, widersprach Ryan und schob sie sanft Richtung Küche. »Ich habe gesagt, sie könnte auch zwei Desserts essen. Sie hat mich nur nicht beim Wort genommen.«
    Chelsea grinste ihn an und ging mit ihm in die Küche. Laurel sah ihnen wehmütig nach. Nach dem, was Chelsea ihr neulich erzählt
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