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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie
Autoren: David Eddings
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Ein Feldscher war nicht zu finden, also ließ ich der Natur ihren Lauf.«
    Kurik nickte. »Das merkt man! Steig jetzt in die Wanne. Ich hole dir was zu essen.«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Spielt keine Rolle! Du siehst ja aus wie ein Gerippe! Aber nun, da du zurück bist, werde ich dich nicht in diesem Zustand umherwandeln lassen!«
    »Willst du mir sagen, was ich zu tun habe? Wer gibt dir das Recht?«
    »Mein Zorn! Du hast mich halb zu Tode erschreckt! Zehn Jahre warst du fort, und man hat kaum etwas von dir gehört – und das Wenige war unerfreulich genug!« Kuriks Augen wurden plötzlich weich und er umfaßte Sperbers Schultern so kraftvoll, daß es einen anderen in die Knie gezwungen hätte. »Willkommen zu Hause!« sagte er mit belegter Stimme.
    Sperber umarmte seinen alten Freund mit rauher Herzlichkeit. »Danke, Kurik. Es ist gut, zurück zu sein.«
    »So«, Kuriks Gesicht war wieder hart, »aber jetzt marsch ins Bad! Du stinkst!« Er drehte sich um und verließ die Stube.
    Sperber lächelte und ging in die angrenzende Kammer. Er stieg in die hölzerne Wanne und ließ sich behaglich in das dampfende Wasser sinken. Er war so lange ein anderer Mann mit einem anderen Namen gewesen – Mahkra hatte man ihn genannt –, daß kein Bad diese andere Identität hätte wegwaschen können, aber es tat gut, sich zu entspannen und vom heißen Wasser und der körnigen Seife den Staub der trockenen, sonnenverbrannten Küste von der Haut lösen zu lassen. Während er seine hageren narbigen Gliedmaßen schrubbte, zog sein Leben als Mahkra in der Stadt Jiroch in Rendor vor seinem inneren Auge vorbei. Er entsann sich des kleinen, kühlen Ladens, in dem Mahkra als einfacher Bürger Messingkrüge, Süßwaren und exotische Duftwässer verkauft hatte, während die dicken weißen Wände auf der gegenüberliegenden Straßenseite den grellen Sonnenschein blendend zurückgeworfen hatten. Er erinnerte sich an die Stunden endlosen Plauderns in der kleinen Weinstube an der Ecke, wo Mahkra den sauren rendorischen Weißwein geschlürft und heimlich Informationen gesammelt hatte, die er dann an seinen Freund und Mitpandioner Voren weiterleitete – Informationen über die neue eshandistische Gesinnung in Rendor, über geheime Waffenlager in der Wüste und über die Tätigkeiten der Agenten Kaiser Othas von Zemoch. Er dachte an die schwülen dunklen Nächte und den Duft von Lillias, Mahkras schmollmundiger Liebsten, und an den Beginn jeden neuen Tages, an dem er ans Fenster getreten war, um zuzusehen, wie die Frauen im Morgengrauen zum Brunnen gegangen waren. Er seufzte. »Und wer bist du jetzt, Sperber?« fragte er sich leise. »Ganz gewiß kein Händler mehr, der Messing, kandierte Datteln und Duftstoffe verkauft, sondern wieder ein pandionischer Ritter? Ein Zauberer? Streiter der Königin? Nun, vielleicht nicht. Vielleicht nichts weiter als ein arg mitgenommener und müder Mann, der ein paar Jahre und Narben zuviel besitzt und viel zu viele Gefechte hinter sich hat.«
    »Bist du denn überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, deinen Kopf vor der Sonne zu schützen, während du in Rendor warst?« fragte Kurik. Er stand mit vorwurfsvoller Miene in der Tür und hielt einen Morgenmantel und ein rauhes Badetuch in den Händen. »Wenn einer erst anfängt, Selbstgespräche zu führen, ist es ein sicheres Zeichen, daß er zu lange in der Sonne war!«
    »Ich habe nur laut nachgedacht, Kurik. Ich war lange von zu Hause fort, und es wird ein paar Wochen dauern, bis ich mich wieder eingelebt habe.«
    »Ein paar Wochen hast du aber vielleicht nicht. Hat dich jemand erkannt, als du in die Stadt gekommen bist?«
    Sperber erinnerte sich an den Gecken auf dem Marktplatz. »Einer von Harparins Speichelleckern hat mich auf dem Platz beim Westtor gesehen.«
    »Da haben wir's schon! Du wirst morgen im Schloß deine Aufwartung machen müssen, sonst wird Lycheas auf seiner Suche nach dir jeden Stein in Cimmura umdrehen!«
    »Lycheas?«
    »Der Prinzregent – ein unehelicher Sohn von Prinzessin Arissa und vermutlich irgendeines besoffenen Seemanns oder ungehenkten Taschendiebs.«
    Sperber richtete sich plötzlich auf und blickte ihn hart an. »Ich glaube, du solltest mir erst einmal einiges erklären, Kurik!« sagte er. »Ehlana ist die Königin. Wieso braucht ihr Reich einen Prinzregenten?«
    »Wo warst du denn, Sperber? Auf dem Mond? Ehlana ist vor einem Monat erkrankt.«
    »Sie ist doch nicht tot?« Ein schwerer Klumpen drückte auf seinen Magen, als er
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