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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde
Autoren: Nele Neuhaus
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ich knallte unsanft mit der Stirn gegen den Sattel.
    »Bleib stehen!«, schluchzte ich voller Panik. »Bleib doch stehen!«
    Endlich hatte ich den Fuß im Bügel und zog mich hoch.
    »Hierbleiben!«, brüllte jemand.
    Ich hörte Melike schreien oder war es Kiki? Ein Pferd wieherte, der ganze Maschendrahtzaun vibrierte.
    »Reite, Elena, reite!«, schrie Tim.
    »Lasst das Mädchen nicht entkommen!«
    »Nicht!«, schrie Richard Jungblut. »Das ist mein Junge, du Idiot!«
    In diesem Moment krachte ein Schuss. Mein Pferd – es war Ronalda – schoss los, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Ich krallte mich in ihrer Mähne fest und angelte verzweifelt nach dem zweiten Bügel. Wenn ich jetzt stürzte, war alles aus!
    Ronalda stürmte quer durch das Weizenfeld. Ich saß nun richtig im Sattel, beugte mich tief über den Hals der Stute und jagte in halsbrecherischem Tempo quer durch das Feld auf die fernen Lichter des Städtchens Braunshart zu. Erst als ich mir sicher war, dass mir niemand folgte, parierte ich die Stute durch. Sie stolperte ein paarmal. Ihr feuchtes Fell dampfte in der Kühle der Nacht.
    Noch immer hatte ich das Geräusch des Schusses in den Ohren. Wer hatte geschossen? Hoffentlich war niemand getroffen oder verletzt worden! Und Fritzi hatten wir trotz allem nicht retten können.
    Ich wandte mich im Sattel um und erschrak. Keine fünfzig Meter hinter mir wühlte sich ein Geländewagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern durch den Weizen. Er kam sehr schnell näher. Ich spornte Ronalda wieder zum Galopp. Hoffentlich sah die Stute in der Dunkelheit mehr als ich! Mir liefen die Tränen übers Gesicht. Ich konnte das Motorengeräusch schon hören.
    »Bleib stehen!«, brüllte mir jemand zu. »Wir kriegen dich ja doch!«
    Das Weizenfeld war zu Ende. Ronaldas Hufe klapperten auf Beton, dann flog sie für ein paar Sekunden schwerelos durch die Luft. Ich hielt mich in ihrer Mähne fest und blickte gleichzeitig nach links. Der schwere Geländewagen war kein Springpferd und der Graben, den Ronalda im letzten Moment gesehen hatte, ziemlich breit und voller Wasser. Der Motor heulte auf. Das Auto bohrte sich mit der Nase ins Wasser, überschlug sich mehrmals und blieb dann mit den Reifen in der Luft liegen.
    Ich galoppierte weiter. Raschelnd strich das Getreide um Ronaldas Beine. Ein Tier sprang auf und huschte zur Seite, ein Fuchs oder ein Hase. In der Dunkelheit tauchten die Umrisse eines Gebäudes auf. Ich parierte die Stute durch. Ein Bauernhof! Die Hufeisen klapperten laut auf dem Kopfsteinpflaster. Eine Kette rasselte, ein Hund begann heiser zu bellen. Es roch nach Kühen. Im Haus ging Licht an und wenig später öffnete sich ein Fenster im ersten Stock.
    »Hallo!«, rief ich mit zittriger Stimme.
    »Aus, Blacky!«, sagte ein Mann und der Hund verstummte. »Wer ist denn da?«
    »Könnten Sie bitte die Polizei rufen?«, bat ich. »Auf dem alten Gutshof drüben sind die Pferdediebe und halten meine Freunde fest!«
    »Moment!«
    Das Fenster schloss sich mit einem Knall. Ich wagte nicht, abzusteigen. Meine Beine waren so weich, dass ich nie wieder in den Sattel gekommen wäre.
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich endlich ein Schlüssel im Schloss drehte und die Haustür aufging. Ein Außenstrahler flammte auf. Hinter dem Mann, der sich einen Bademantel angezogen hatte, erschien eine dicke Frau mit Lockenwicklern im Haar. Sie musterten mein Pferd und mich argwöhnisch.
    »Bitte«, wiederholte ich, »rufen Sie die Polizei!«
    Und dann begann ich zu weinen.

 
21. Kapitel
     
    Der Bauer half mir, vom Pferd abzusitzen. Er nahm Ronalda am Zügel und schob die Steigbügel hoch.
    »Ich … ich helfe Ihnen«, murmelte ich.
    »Nein, nein. Geh nur ins Haus. Meine Frau soll dir eine heiße Milch mit Honig machen.«
    »Passen Sie auf, Ronalda ist ein bisschen nervös.«
    »Ich kenn mich mit Pferden aus«, versicherte mir der Bauer. »Ich hab selbst welche.«
    Er verschwand mit der Stute Richtung Stall und ich schleppte mich die Treppenstufen hoch. Die Frau blickte mir neugierig entgegen.
    »Wir haben das von dem Pferdediebstahl heute im Radio gehört«, sagte sie. »Bist du nicht die Tochter von Michael Weiland?«
    Ich nickte schwach. Sie wies auf ein Telefon, das auf einer Anrichte in der Diele stand. Ich wählte die 110. Sekunden später meldete sich die Einsatzzentrale der Polizei. Ich sagte meinen Namen und was passiert war.
    »Sie haben auf mich geschossen. Ich bin mit einem Pferd geflüchtet, und das Auto,
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