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Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Autoren: Alfred Bekker
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nicht diese Krankheit namens Lebensüberdruss, bekommst. Du brauchst noch keinen Nachfolger.“
    „Aber es könnte mir etwas zustoßen, Daron. Und dann wäre es gut, wenn mein Enkel bereitstünde, die Krone zu tragen. Mein erwachsener Enkel wohlgemerkt.“
    Sie tauschten einen etwas längeren Blick. Ja, das war der Kern des Problems. Daron sollte König werden, das war von Anfang beschlossene Sache gewesen. Aber Daron wusste noch gar nicht, ob er das überhaupt wollte. Seit er am Hof von Elbenhaven lebte, hatte Daron mitbekommen, wie groß die Erwartungen waren, die die gesamte Elbenheit an ihren König stellten. Er hatte dafür zu sorgen, dass in Elbiana Wohlstand und innerer Frieden herrschten, dass es genügend ausgebildete Magier gab, die Brücken und Bauwerke instand hielten und dass das Land vor potentiellen Feinden geschützt war.
    Daron glaubte nicht, dass er klug und stark genug war, um diesen Ansprüchen immer und jeder Zeit gerecht zu werden.
    „Elbenkinder bestimmen ihr Wachstum selbst“, sagte Keandir. „So ist es immer schon gewesen …“
    „Dann lass auch mich selbst bestimmen, wie schnell ich wachse! Habe ich nicht die gleichen Recht wie andere Elben auch?“
    „Elbenzwillinge richten sich bei ihrem Wachstum oft nach ihrem Geschwister“, fuhr Keandir fort. „Wächst ein Zwilling, macht es der andere ihm nach. Eigentlich besteht eher die Gefahr, dass sie zu schnell wachsen, weil sie sich dabei gegenseitig zu übertreffen versuchen, nicht umgekehrt.“
    „Dann sprich doch mit meiner Schwester“, schlug Daron vor. „Wenn sie wächst, werde ich auch wachsen, wenn du mit deiner Vermutung richtig liegst.“
    König Keandir lächelte milde und schüttelte den Kopf. „Nein, umgekehrt wird ein Elbenstiefel daraus: Deine Schwester würde gern wachsen, aber sie tut es deinetwegen nicht. Also hat es keinen Sinn, wenn ich mit ihr rede, denn sie wird sofort zu wachsen beginnen, wenn du wächst.“
    Daron schwieg eine Weile. Die Wahrheit war so einfach. Alles hatte damit zu tun, dass Daron daran zweifelte, ob er wirklich König werden sollte. Aber sobald er erwachsen war, bestand die Gefahr, dass man genau das von ihm verlangte. Solange er ein Kind war, war es hingegen völlig ausgeschlossen, dass der Thronrat ihn zum König wählte.
    Genau deshalb unterdrückte Daron jedes weitere Wachstum.
    Aber konnte er dies seinem Großvater gegenüber eingestehen? Er durfte es ihn nicht einmal durch einen besonders starken Gedanken spüren lassen, denn schließlich war es König Keandirs größter Traum, dass Daron ihm eines Tages auf dem Thron folgte. Und um nichts in der Welt wollte Daron seinen Großvater enttäuschen.
    „Dein Geist ist verschlossen“, stellte der König fest. „Darum ist es besser, wir reden ein anderes Mal weiter …“

    „Er hat mit dir wieder über das leidige Thema gesprochen, nicht wahr?“, fragte Sarwen ihrem Bruder später, als sie beide noch einmal bei Rarax' Stall vorbeischaute.
    Sie hatte gleich gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Erstens hatte Daron seit dem Gespräch mit König Keandir kaum ein Wort gesprochen, und zweitens verschloss er seine Gedanken vor ihr, was nur selten vorkam.
    Daron nickte. „Ja, so war es“, gab er zu. „Wir haben dieses Gespräch schon vor zwanzig Jahren geführt und vor noch mal zwanzig Jahren auch …“
    „Du kannst von Glück sagen, dass er dich damit nicht häufiger bedrängt“, meinte Sarwen.
    „Du hast gut reden!“
    „Wieso?“
    „Weil von dir niemand erwartet, einmal Herrscher von Elbiana zu werden. Aber von mir schon.“
    Sie schwiegen eine Weile. „Also ich würde sofort wachsen, wenn du auch wachsen würdest“, erklärte sie. „Ich habe dir ja schon des Öfteren gesagt, dass ich es gut fände, bald wieder zu wachsen. Ich möchte Schamanin werden, aber solange ich ein Kind bin, nimmt man mich im Orden der Schamanen nicht an.“
    Die Aufgabe der Schamanen war es, sich um die Verbindung zu den Eldran zu kümmern. So nannte man diejenigen Elben, die sich bereits im Jenseits befanden. Und da die Zwillinge ihre Eltern früh verloren hatten, interessierte Sarwen das Jenseits und alles, was damit zu tun hatte, brennend.
    „Warum wächst du dann nicht allein für dich?“, fragte Daron.
    „Du würdest mir das nicht übel nehmen?“
    „Nein.“
    „Aber wenn einer von uns wächst und der andere nicht, dann wird die enge Verbindung zwischen uns nicht mehr da sein. Und das möchte ich nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich kann
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