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Elantris

Elantris

Titel: Elantris
Autoren: Brandon Sanderson
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ganz genau wusste, wie er die Dinge haben wollte. Das war kein schlechtes Zeichen. Zögerlich kam Sarene zu dem Schluss, dass dies ein Mann war, mit dem sie eventuell zusammenarbeiten könnte.
Es sollte nicht lange dauern, bis sie ihre Meinung von Grund auf revidierte.
König Iadon winkte sie zu sich. Sie verbarg sorgsam ihren Ärger über die Wartezeit und näherte sich ihm mit der angemessenen vornehmen Ergebenheit. Er unterbrach sie mitten in ihrem Knicks.
»Mir hat niemand gesagt, dass du so groß bist«, erklärte er.
»Mylord?«, fragte sie und hob den Blick.
»Tja, der Einzige, dem das etwas ausgemacht hätte, ist wohl nicht mehr da, um sich daran zu stören. Eshen!«, rief er unwirsch, woraufhin eine geradezu unscheinbare Frau in der Nähe des entgegengesetzten Saalendes gehorsam aufsprang.
»Bring sie auf ihre Gemächer und sorge dafür, dass sie alles hat und beschäftigt ist. Stickzeug oder womit auch immer ihr Frauen euch vergnügt.« Nach diesen Worten wandte der König sich an seine nächsten Besucher, eine Gruppe Kaufleute.
Sarene stand einfach nur da, ohne ihren Knicks zu Ende zu führen. Sie war wie gelähmt von Iadons eklatanter Unhöflichkeit. Nur ihre jahrelange höfische Ausbildung verhinderte, dass ihr die Kinnlade herunterklappte. Rasch, aber alles andere als energisch, hastete die Frau herbei, der Iadon den Befehl erteilt hatte Königin Eshen, die Gattin des Monarchen. Sie nahm Sarene beim Arm. Eshen war klein und zierlich gebaut, in ihrem dunkelblonden aonischen Haar zeigten sich erst vereinzelt graue Strähnen.
»Komm, mein Kind«, sagte Eshen mit hoher Stimme. »Wir dürfen die Zeit des Königs nicht verschwenden.«
Sarene ließ sich durch eine der Seitentüren des Saales ziehen. »Gütiger Domi«, murmelte sie in sich hinein. »Was habe ich mir da nur eingebrockt?«
»... und du wirst es lieben, wenn die Rosen blühen. Ich lasse sie so von den Gärtnern pflanzen, dass man sie riechen kann, ohne sich aus dem Fenster lehnen zu müssen. Ich wünschte nur, sie wären nicht so groß.«
Verwirrt runzelte Sarene die Stirn. »Die Rosen?«
»Nein, Liebes«, fuhr die Königin fort, die kaum innegehalten hatte, »die Fenster! Du glaubst ja gar nicht, wie hell es ist, wenn die Sonne morgens durchscheint. Ich habe sie gebeten - die Gärtner, meine ich - orangefarbene aufzutreiben, weil ich Orange ja so schön finde, aber bisher haben sie nur grässlich gelbe gefunden. Wenn ich gelbe Blüten hätte haben wollen<, habe ich ihnen gesagt, >hätte ich euch Aberteenen anpflanzen lassen.< Du hättest sehen sollen, wie sie sich entschuldigt haben! Ich bin mir sicher, dass wir bis Ende nächsten Jahres orangefarbene Rosen haben. Meinst du nicht auch, dass das ganz reizend wäre, Liebes? Natürlich werden die Fenster dann immer noch zu groß sein. Vielleicht kann ich ein paar von ihnen zumauern lassen.«
Sarene nickte fasziniert - nicht von der Unterhaltung, sondern von der Königin. Bisher war Sarene immer davon ausgegangen, dass die Lehrer an der Akademie ihres Vaters geschickt darin gewesen waren, mithilfe vieler Worte nichts zu sagen, doch Eshen stellte sie allesamt in den Schatten. Die Königin flatterte von einem Gesprächsstoff zum nächsten wie ein Schmetterling, der nach einem Landeplatz suchte, aber niemals auf einen stieß, der für einen längeren Aufenthalt geeignet war. Jedes einzelne Thema hätte zu einem interessanten Gespräch fuhren können; die Königin ließ Sarene allerdings nie lange genug bei einem Punkt verharren, als dass man ihm hätte gerecht werden können.
Sarene atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und mahnte sich zur Geduld. Sie konnte der Königin nicht deren Wesensart zum Vorwurf machen; Domi lehrte, dass die Persönlichkeit eines jeden Menschen ein Geschenk sei, das man zu genießen habe. Die Königin war auf ihre eigene, abschweifende Art reizend. Leider beschlich Sarene jedoch nach ihrer Bekanntschaft mit dem König und der Königin der Verdacht, dass es ihr nicht leicht fallen würde, in Arelon politische Verbündete zu finden.
Und noch etwas anderes bereitete Sarene Kopfzerbrechen: Das Verhalten der Königin hatte etwas entschieden Merkwürdiges an sich. Kein Mensch konnte tatsächlich so viel reden wie die Königin, die keinen einzigen Moment schweigend verstreichen ließ. Es war fast so, als bereite Sarenes Gegenwart der Frau Unbehagen. Da traf Sarene die Erkenntnis wie ein Schlag, Eshen sprach von jedem Thema, das man sich nur vorstellen konnte, abgesehen von dem
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