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Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Titel: Eisrosensommer - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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ein klares Misstrauensvotum gegen das Richtergremium! Sofort redeten alle gleichzeitig auf Jonas ein:
    »Quatsch!«
    »Wir sind doch nicht bescheuert!«
    »Komm, jetzt setz dich erst mal wieder hin!«
    »Darum geht’s doch hier überhaupt nicht!«
    Jonas ließ sich noch einen Augenblick lang bitten, dann ging er zurück an seinen Platz, stützte die Ellenbogen auf und schaute, als er weitersprach, niemanden an.
    »Lennart Peters ist das Schulgenie! Und ’n Heiliger noch dazu! Gibt uns Normalsterblichen jeden Freitag kostenlos Nachhilfe: Bio-Tutorium! Hat er erfunden! Und dafür sogar den Schlüssel vom Hausmeister gekriegt.«
    »Ja und? Ist doch nett von ihm. Ich meine: von Lennart Peters.« Pia dachte an die neun Euro, die sie pro Nachhilfestunde verdiente und die sie verdammt gut brauchen konnte. Dieser Peters schien ein komischer Kauz zu sein, wenn er darauf verzichtete.
    Jonas zuckte die Achseln. »Was heißt denn nett? Die Eltern von dem ham ’n Reiterhof. Also: Das sind eigentlich Bauern.« Er zog geringschätzig eine Augenbraue hoch. »Aber der Herr Sohn macht einen auf Super-Intellektueller!«
    »Nana, nun mal langsam«, murmelte Marlon.
    Oje. Das gibt zumindest von Marlons Seite Punkteabzug für Vorurteile, dachte Pia. Andererseits…
    Andererseits schien dieser Peters tatsächlich kein angenehmer Zeitgenosse zu sein.
    »Der Typ macht sich ständig bei den Lehrern lieb Kind. Und hinter unserem Rücken quatscht er mit denen über uns! Wie wir bei ihm im Tutorium mitmachen und so. Sogar Hausaufgaben gibt der uns auf!«
    Marlon gab einen Grunzlaut von sich. »Kapiert. Kommt nicht gut, so was. Und da wolltest du ’s ihm mal so richtig heimzahlen, ja?«
    »Nein! Ich wollt’ ihn nur ’n bisschen… erschrecken. Mehr nicht.«
    Pia war hin und her gerissen. Einerseits schien dieser Peters ein ziemlich mieser Strebertyp zu sein, andererseits hieß das natürlich noch lange nicht, dass man deswegen seinen Autoschlüssel klauen, ihn über den Haufen fahren und dann einfach abhauen durfte.
    »Ich geb ja zu, dass ich den Peters nicht abkann, aber…« – einen Moment lang sah es so aus, als ob Jonas Romeike in Tränen ausbrechen würde – »…aber ich bin doch kein Monster! Ich hab doch gesehen, dass ihm nichts weiter passiert ist.«
    »Ach? Mediziner oder was?« Patrick konnte manchmal richtig schnippisch sein.
    »Nee! Der Wagen hat ihn doch gar nicht berührt. Es hatte geschneit an dem Abend. Und er ist einfach nur beim Laufen ausgerutscht.«
    Die weitere Besprechung dauerte keine halbe Stunde. Dann waren sich alle Beteiligten darin einig, dass es sich um nichts weiter als einen blöden Streich gehandelt hatte, und da Jonas’ Eltern den Blechschaden widerspruchslos bezahlt hatten und Lennart Peters nicht ernsthaft verletzt worden war, fiel das Urteil entsprechend milde aus:
    »Wir schlagen vor, dass du dich bei Lennart Peters und seinen Eltern in aller Form entschuldigst…«
    »…und als Wiedergutmachung an vier Wochenenden auf dem Peters-Hof bei der Arbeit hilfst. Einverstanden?«
    Die Sache mit dem Helfen auf dem Reiterhof war Marlons Idee gewesen, von wegen Vorurteile und so weiter.
    Jonas nickte. »Okay«, sagte er leise, »danke.«
    Dann griff er nach seiner Tasche, warf das mittlerweile völlig zerfledderte Tempotaschentuch nach einem höflichen »Darf ich?« in den Papierkorb neben Fabians Schreibtisch und verabschiedete sich bei jedem einzelnen der Teen-Court-Mitglieder mit Handschlag.
    »Danke«, sagte er in der Tür stehend noch einmal.
    Dann war er verschwunden.
    Schade eigentlich, dachte Pia.
    Dass sie im Anschluss an die Sitzung noch eine – wahrscheinlich wie immer mordsanstrengende – Latein-Nachhilfestunde mit Rebecca Matussek zu absolvieren hatte, passte Pia überhaupt nicht in den Kram. Sie beschloss, die Stunde ausnahmsweise abzusagen. Zu ihrem Leidwesen ging jedoch nicht Rebecca selbst, sondern deren Mutter an den Apparat.
    »Frau Matussek, es tut mir wahnsinnig leid, dass ich so kurzfristig…«
    »Piiiia! Wie schön!« Therese Matussek pflegte jedes Mal das i wie eine Koloratursopranistin lang zu ziehen, und selbst bei den banalsten Anlässen erweckte sie den Eindruck, sie spiele die Hauptrolle in irgendeiner großen Oper.
    Pia hatte mehr als einmal den Versuch gemacht, die Sache mit den Nachhilfestunden zu beenden, aber Rebeccas Mutter schaffte es jedes Mal, sie zum Weitermachen zu überreden. Selbst diesmal, wo es nur um die Absage einer einzigen Stunde ging, hatte sie sofort eine
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