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Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Titel: Eisrosensommer - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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Cavalleria.«
    Barbara Canisius seufzte. »Na gut, ausnahmsweise. Ich bring dir nachher dein Tiramisu nach oben.«
    Als ihr Nachtisch um halb sechs immer noch nicht in ihrem Zimmer angekommen war, schlich sich Pia diskret aus dem Haus und machte sich auf den Weg zum Opernhaus. Wahrscheinlich würde ihrer Mutter irgendwann im Laufe des Abends der berüchtigte innere Schweinehund erscheinen und sie beschwören, ihrer jüngsten Tochter die schöne, große, sahnig süße Portion Tiramisu wegzuessen. Pia gönnte es ihr von Herzen.
    Im Opernhaus herrschte die übliche Hektik vor der ersten Bühnenprobe. Geduldig ließ sich Pia in mehrere Lagen kratzender braunroter Röcke und Tücher stecken und von Daniel, dem Masken-Azubi, mittels Flüssig-Make-up und schwarzer Perücke auf süditalienische Bauernschönheit trimmen.
    Der Statisten-Job brachte zwar nicht allzu viel Geld, aber wenn Pia hinter den Kulissen auf ihren Auftritt wartete, überlief sie jedes Mal wieder ein kleiner Glücksschauer: Es roch nach Staub und parfümierter Körperschminke und auch bei der x-ten Vorstellung lag noch ein erwartungsvoll gespanntes Flirren in der Luft. Pia war sich noch nicht sicher, ob sie Kostüm- oder Bühnenbildnerin werden wollte oder gleich beides in einem; aber auf jeden Fall etwas mit Zeichnen, Bauen, Basteln oder Nähen und ganz sicher nichts mit Paragrafen und Gesetzesnovellen.
    Die Probe war – wie üblich, wenn das Ensemble das erste Mal mit allem Drum und Dran auf der Bühne stand – ein Desaster, und Pia war redlich erschöpft, als sie gegen elf die Statisten-Garderobe verließ.
    Er stand direkt vor dem Bühneneingang.
    »Na?«, sagte er, legte den Kopf schief und lächelte, und Pia war augenblicklich klar, dass sie sich endgültig und unwiderruflich in Jonas Romeike verknallt hatte.

3
    Am folgenden Montag erreichte Bernhard und Tamara Peters eine überaus höfliche Nachricht, geschrieben auf cremefarbenem Papier, mit dem Wappen der Tanzschule Romeike oben rechts im Briefkopf:
    »Sehr geehrte Familie Peters,
    ich möchte mich hiermit bei Ihnen in aller Form für mein unverantwortliches Verhalten und den Ihnen daraus entstandenen Schaden entschuldigen. Ich bin gerne bereit, Ihnen – wie vom Teen-Court vorgeschlagen – an den kommenden vier Wochenenden auf Ihrem Hof zu helfen. Bitte teilen Sie mir mit, um welche Uhrzeit ich am nächsten Samstag bei Ihnen erscheinen soll.
    Mit freundlichen Grüßen Jonas Romeike«
    »Anständiger Junge«, brummte Bernhard Peters und reichte den Brief an seine Frau weiter.
    Tamara Peters überflog das Schreiben. »So ein netter Brief! Lennart, ich weiß wirklich nicht, was du hast.«
    Lennart Peters schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken; eine Geste, die er sich bereits im Grundschulalter angewöhnt hatte, wenn ihm Widerworte auf der Zunge lagen oder ein Wutanfall drohte, bei dem er womöglich Dinge sagen würde, die er anschließend bereute.
    »Wir erwarten von dir, dass du dich dem Jungen gegenüber anständig verhältst, verstanden?«
    Lennart antwortete nicht. Er murmelte eine Entschuldigung, stellte seinen Teller neben der Spüle ab und verließ die elterliche Wohnküche.
    Tamara Peters schaute ihrem Sohn kopfschüttelnd hinterher. »Verstehst du, was er hat?«
    »Was weiß ich, was in seinem Kopf vorgeht.« Bernhard Peters griff nach seiner Lederjacke und wandte sich zum Gehen. »Jedenfalls sollten wir den jungen Romeike im Auge behalten, wenn er am Samstag kommt. Nicht dass es Ärger gibt, weil Lennart ihn…« Er suchte vergeblich nach den richtigen Worten, und da seine Frau bereits damit begonnen hatte, das Abwaschwasser einzulassen, ließ er es dabei bewenden.
    Auf dem Weg zu den Pferdeställen sah Bernhard Peters seinen Sohn die Außentreppe zu seinem Zimmer hochsteigen. Nach dem Ausbau des alten Wohnhauses hatte Lennart die Miniaturwohnung über der Doppelgarage bezogen, mit eigener Dusche und einer winzigen Kochnische; ganz für sich allein, lediglich geteilt mit Nagual, seiner Bordercollie-Hündin.
    »Euer Sohn ist ein Eigenbrötler«, sagten die Nachbarn. »Ihr Sohn ist hochbegabt«, sagten die Lehrer. »Euer Junge ist irgendwie komisch«, sagten Freunde und Verwandte. Und Bernhard Peters fragte sich zum hundertsten Mal, warum sein einziges Kind nicht sein konnte wie alle anderen.
    Während seine Mutter sich um die beiden Stutfohlen kümmerte und sein Vater begann, die Achsen der Kremserkutsche zu schmieren und die Girlanden für die nächste Touristen-Rundfahrt
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