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Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Titel: Eisrosensommer - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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80er-Jahre-Gestell ersteigert. Bei E-bay. Mit daumenbreiten Bügeln und Fassungen, die an alte Fernsehbildschirme erinnerten. Ziemlich genau das Gegenteil von schlicht und unauffällig.
    »Bei unserem Angebot des Monats würden Sie sogar noch gratis eine Sonnenbrill. . .«
    »Nein!«
    »Und unsere Versicherungspolice für den Fall, dass Ihnen das gute Stück einmal zu Bruch gehen sollte?«
    Pia kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    Achselzuckend und offensichtlich in seiner Berufsehre gekränkt tütete der junge Mann das blaue Monstrum ein und beschriftete den Abholzettel.
    »Ist morgen Nachmittag fertig.«
    Pia warf einen raschen Blick auf ihr Handy-Display.
    Kurz nach drei. Könnte knapp werden.
    Die Teen-Court-Sitzungen begannen zwar immer erst um vier, aber Fabian Schmücke, der betreuende Sozialarbeiter, hatte eine obligatorische Abchillphase eingeführt: Handys und iPods aus, zusammen Kaffee oder Tee trinken und erst mal runterkommen, bevor die eigentliche Verhandlung losging.
    »Danke. Tschüssi.«
    Der Optiker brummelte ungnädig: »Ja. Wiedersehn«, und Pia rannte zur Bahnhaltestelle.
    Während der Fahrt ließ sie in Gedanken noch einmal die Ereignisse Revue passieren, über die sie heute im Schülergericht zu urteilen hatten.
    Der Fall hatte vor drei Monaten reichlich Staub aufgewirbelt: »Nächtlicher Spuk auf dem Schulhof«, hatte der Leipziger Kurier getitelt. Von »unbekannten Vandalen« war die Rede gewesen und davon, dass »unsere Kinder selbst in der Schule nicht mehr sicher« seien.
    Typisch, dachte Pia, reine Panikmache.
    Der Zeitungsbericht hatte definitiv nicht den Tatsachen entsprochen, denn erstens hatte sich das Ganze zwar in winterlicher Dunkelheit, aber keineswegs nachts abgespielt, und zweitens handelte es sich bei der mysteriösen Gestalt hinter dem Steuer keineswegs um einen »unbekannten Vandalen«, sondern um Lennart Peters’ siebzehnjährigen Mitschüler Jonas Romeike, den einzigen Teilnehmer des abendlichen Bio-Tutoriums, der ein Mofa sein eigen nannte. Dass er zudem so unvorsichtig war, das gestohlene Handy in der Mülltonne vor der elterlichen Villa zu entsorgen, hatte dafür gesorgt, dass er gleich am nächsten Morgen dingfest gemacht werden konnte.
    Doof noch dazu, schoss es Pia durch den Kopf, typisch Söhnchen reicher Eltern.
    Doch sie rief sich sofort zur Ordnung: Mit Sicherheit waren nicht alle Kinder reicher Eltern wohlstandsverwahrloste Egozentriker; schließlich stammte sie selbst aus einer ausgesprochen gut betuchten Familie. Aber sie hatte festgestellt, dass die Reichen in Fernsehkrimis fast immer die Bösen waren, und es regte sie auf, dass dieses Vorurteil in Gestalt von Jonas Romeike womöglich wieder mal bestätigt wurde.
    Die Teen-Court-Sitzungen fanden im Leipziger Süden statt, in einem Gebäude, zu dem der prosaische Name »Jugendhaus« nicht so recht passen wollte: Außen sonnengelb und innen weiß gestrichen, mit hohen Räumen und fast überall noch erhaltenen Stuckdecken. Das Mobiliar bestand aus einem gemütlichen Sammelsurium ausrangierter Einzelstücke, und von der Terrasse im Hochparterre gelangte man über ein paar Stufen in einen herrlich verwilderten Garten. Fabian Schmücke, der zuständige Sozialarbeiter, hatte dort im vergangenen Sommer sogar einen kleinen Goldfischteich angelegt.
    Als Pia ankam, waren Marlon und Katja bereits dabei, Tee zu kochen. Katja hatte Kekse mitgebracht – ihre Eltern hatten einen Spätkauf-Kiosk, und da fiel immer mal das ein oder andere für die Sitzungen ab – und Fabian Schmücke legte die Fotokopien aus, auf denen noch mal alle wesentlichen Punkte zum aktuellen Fall zusammengefasst waren.
    Pia ließ ihren Rucksack fallen, verteilte rasch noch ein paar Kaffeebecher auf dem Tisch und vertiefte sich in die Unterlagen.
    »Sagt mal, findet ihr das nicht irgendwie seltsam? Seit wann landen denn solche Hämmer bei uns auf dem Tisch? Für mich sind das gleich fünf Straftaten auf einmal!«
    »Ist doch egal. Was letztlich auf unserem Tisch landet, bestimmen schließlich nicht wir, sondern die Staatsanwaltschaft«, brummte Marlon und machte sich über die Kekse her. »Außerdem gehört den Eltern von Jonas Romeike die älteste und renommierteste Tanzschule hier in Leipzig. Die räumen schon in dritter Generation regelmäßig Goldmedaillen ab. So jemandem pinkelt man nicht ans Bein, wenn’s sich vermeiden lässt, verstehste?«
    »Was heißt denn ans Bein pinkeln?!«, mischte Katja sich ein. »Das saubere Söhnchen von
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