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Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Titel: Eisrosensommer - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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denen hat sie doch wohl nicht mehr alle. Dem Typ gehört gewaltig eins auf die Mütze!«
    »Genau!« Demonstrativ zählte Pia Jonas Romeikes Sündenregister an den Fingern ihrer linken Hand auf: »Unbefugter Gebrauch eines Fahrzeugs, Sachbeschädigung, fahrlässige oder sogar vorsätzliche Körperverletzung, Fahrerflucht und Diebstahl.«
    Marlon kicherte. »Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum …«
    »Musst du immer wieder auf dem Thema rumhacken?!«
    Pia fuhr regelmäßig aus der Haut, wenn jemand sie auf die Canisius’sche Familientradition ansprach: Sie hatte nicht die geringste Lust, in die Fußstapfen von Mutter, Vater, Schwester, Großvater und Urgroßvater zu treten und Rechtsanwältin zu werden. Aber die ewige Paragrafen-Diskutiererei zu Hause färbte natürlich trotzdem ab.
    »Mensch, der Typ hat riskiert, dass Lennart Peters schwer verletzt wird! Wieso geht es dann plötzlich nur noch um Paragraf 248b und 142? Unbefugter Gebrauch eines Fahrzeugs und unerlaubtes Entfernen vom Unfallort: Das sind doch Bagatellen!«
    »Eben!« Fabian Schmücke ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen, ein Stück abseits vom Konferenztisch: Er gehörte schließlich nicht direkt zum Schülergremium, sondern hatte lediglich eine Art Aufsichtsfunktion. »Und nur darüber habt ihr hier und heute zu befinden. Alles andere ist nicht euer Bier.«
    »Aber… Dieser Jonas Romeike ist doch eindeutig ein Riesenarschloch!«
    »Vergiss es, Pia. Für Riesenarschlöchigkeit geht man nun mal nicht in den Knast. Sonst säße schließlich mehr als die Hälfte der Menschheit im Gefängnis.«
    »Haha …« Pia zog eine ungnädige Grimasse. Manchmal ging ihr Fabians unerschütterlich gute Laune mitsamt seinen lahmen Scherzchen wirklich auf die Nerven.
    Doch bevor sie sich weiter aufregen konnte, lenkte er ein. »Okay, Leute, ich versteh ja eure Bauchschmerzen. Aber fahrlässige Körperverletzung ist nun mal kein Offizialdelikt und Lennart Peters hat seine Anzeige keine vierundzwanzig Stunden später zurückgezogen. Die Sache mit dem Handydiebstahl hat er auch auf sich beruhen lassen. Das Ding war zwar uralt, aber es hat den Aufenthalt in der Mülltonne schadlos überlebt. Wahrscheinlich, weil es uralt war.« Er zuckte die Achseln. »Wo kein Kläger, da kein Richter.«
    Bevor Pia etwas erwidern konnte, stürmten Laura und Patrick – zwei weitere Teen-Court-Mitglieder – den Sitzungsraum.
    »Hi, Leute!«
    «Na? Kloppt ihr euch mal wieder um irgendwelchen Killefitt?«
    Während Fabian breit grinsend nickte, schüttelte Pia energisch den Kopf. »Von wegen Killefitt! Der hat den Typi doch eindeutig mit Absicht angefahren!«
    »Ach komm, Pia, reg dich ab!« Patrick kramte seine Zigarettendreh-Utensilien hervor und sprach, den Filter lässig zwischen die Lippen geklemmt, weiter. »Lennart Peters ist hingeknallt und hat sich die Rübe angeschlagen. ’n paar Schürfwunden, blaue Flecken und ’ne aufgeplatzte Lippe. Ist doch nichts Dramatisches.«
    »Genau.« Auch Laura hielt Pias Bedenken offenbar für reichlich übertrieben.
    Oder sie will einfach nur Patrick imponieren, dachte Pia resigniert. Während Patrick schwungvoll die zweite Zigarette in Angriff nahm, atmete sie tief durch und machte – um einen ruhigeren Tonfall bemüht – einen zweiten Versuch: »Überlegt doch mal! Dass das Ganze relativ glimpflich ausgegangen ist, ändert doch nichts dran, dass Jonas Romeike schuld an allem war!«
    Laura zog einen Flunsch. »Kann uns doch wurscht sein. Vielleicht ist Lennart Peters einfach nur gestolpert oder ausgerutscht.« Sie gierte bereits nach der Zigarette. »Kann doch jedem, der im Dunkeln irgendwo rumrennt, passieren.«
    »Er wär’ aber nicht im Dunkeln rumgerannt, wenn das mit dem Wagen nicht passiert wäre!«, trumpfte Pia auf. Aber Patrick und Laura waren bereits auf dem Weg zur Terrasse.
    Pia seufzte. Jedenfalls wird der Typ von mir kein Verständnis zu erwarten haben, schwor sie sich innerlich.
    Im Nachhinein war ihr klar, dass vermutlich noch nie jemand so schnell seinen Prinzipien untreu geworden war wie sie, als Jonas Romeike eine knappe Viertelstunde später den Besprechungsraum betrat: dunkelblaue Augen, lange, lockige schwarze Haare und ein Gesicht wie einer jener blassen romantischen Dichter des vorletzten Jahrhunderts, die lebenslang an Liebeskummer litten und irgendwann an Schwindsucht starben. Oder wie der bleichsüchtig-schwermütige Hauptdarsteller einer neuzeitlichen Vampirschmonzette.
    Kontaktlinsen!, dachte Pia
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