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Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Titel: Eisrosensommer - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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wegen »Verlobte« und so…
    Aber ihre Befürchtungen waren unbegründet: Tamara Peters lud sie zu einer Cola in die Cafeteria ein und war sichtlich froh, Pia ihr Herz ausschütten zu können.
    »Weißt du, unser Hof gehört der Familie von meinem Mann. Seit Generationen. Seine Großeltern hatten bis in die Fünfzigerjahre noch Milchvieh, ein paar Felder und eigenes Gemüse. Und jedes Jahr wurde ein Schwein geschlachtet. Wie schon bei den Urgroßeltern. Dann kam die Zwangskollektivierung, und schließlich mussten sie sich wohl oder übel ’ner LPG anschließen. Erst seit Mitte der Neunzigerjahre ist der Hof wieder in Familienbesitz. Aber da war mit Landwirtschaft nichts mehr zu verdienen. Deshalb sind mein Mann und mein Schwager auf die Idee mit dem Reiterhof gekommen.«
    Pia nickte, und ohne es zu wollen, fiel ihr die erste Begegnung mit Jonas wieder ein. »Das sind eigentlich Bauern«, hatte er abschätzig gesagt, und Marlon hatte sich furchtbar über seine arrogante Haltung aufgeregt.
    De mortuis nihil nisi bene: Über die Toten nichts Schlechtes. Aber während Jonas’ Eltern im Namen der DDR Pokale eingeheimst haben, ist Lennarts Familie verdammt übel mitgespielt worden…
    »Natürlich sind wir davon ausgegangen, dass unser Sohn den Hof weiterführt. Und wir haben uns nie um das gekümmert, was ihn wirklich interessiert. Aber dann…«
    Sie nahm Pias Hand und drückte sie dankbar.
    »…Dann hast du dich so toll gekümmert. Um seine Pflanzen. Und überhaupt. Und da haben wir erst kapiert, wie wichtig ihm das alles ist. Na ja: dir geht’s ja schließlich nicht viel anders.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du hast doch erzählt, dass du Bühnenbauerin werden willst. Oder Kostümschneiderin oder so was.«
    Pia schmunzelte. »So was Ähnliches, ja.«
    »Na, deine Eltern würden es doch sicher auch lieber sehen, wenn du Jura studieren würdest, oder?«
    Pia verschwieg, dass ihre große Schwester nebst Schwager in spe diesen elterlichen Wünschen voll und ganz Genüge taten.
    »Ja«, sagte sie. »Aber das mit dem Theater«, sie zuckte die Achseln, »das macht mich eben einfach glücklich.«
    »Siehst du: Genau das mein’ ich! So komisch wir das finden, aber dieses exotische Grünzeug zu erforschen, macht unseren Sohn nun mal glücklich. Also soll er nach dem Abi studieren. Was mit dem Hof passiert, wenn wir alt und grau sind, wird man dann schon sehen.«
    Auf dem Weg zu Lennarts Zimmer kam ihnen der allzeit muntere Oberarzt entgegen. Diesmal war sein Zahnpasta-Strahlen allerdings berechtigt. »Tja«, sagte er. »Wunder gibt es immer wieder! Hier sind Sie ab heute jedenfalls falsch: Wir konnten Lennart in ein ganz normales Zimmer verlegen!«
    Alles wird gut…

17
    Der zweite Bettplatz im Zimmer war leer; entweder es gab nicht genug Patienten, oder man wollte Lennart zunächst einmal jeden Stress ersparen.
    Der Blick aus dem Fenster bescherte sattgrüne Baumwipfel und einen strahlend blauen Sommerhimmel.
    Zu Pias und Tamara Peters’ Enttäuschung schien die neue Umgebung – ohne Überwachung, Schläuche und Monitoren – Lennarts Stimmung jedoch eher zu verschlechtern.
    Pia war froh, dass die für den Abend geplante Cavalleria- Vorstellung ausfallen musste: Eine der beiden Sopranistinnen war überraschend krank geworden.
    So blieb noch die Zeit, ein wenig zu bleiben, nachdem Lennarts Mutter gegangen war.
    »Irgendwas bedrückt dich doch, stimmt’s?«
    Ein leichter Druck von Lennarts Hand bestätigte ihre Vermutung.
    »Vielleicht war der Wechsel in die neue Umgebung anstrengender für dich, als du gedacht hast. Soll ich dir noch ein bisschen was vorlesen?«
    Zu Pias Überraschung signalisierte Lennarts Hand »Nein«.
    »Willst du mir was sagen? Was Bestimmtes?«
    Lennarts Händedruck bejahte ihre Frage.
    »Kannst du irgendeinen Gegenstand hier im Zimmer angucken so wie bei dem Fenster und der Karte? Damit ich weiß, worum es geht?«
    »Nein.«
    »Aber es scheint wichtig zu sein, oder?«
    Lennart drückte ihre Hand so fest, dass Pia vor Schreck leise aufschrie. Ratlos sah sie sich im Zimmer um, auf der Suche nach etwas, das vielleicht hilfreich sein könnte.
    »Oh, shit«, murmelte sie, »du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich darauf freue, dass das alles hier irgendwann vorbei ist!«
    Sie ertappte sich dabei, wie sie sich in den leuchtendsten Farben einen Herbstspaziergang an Lennarts Seite vorstellte. Er würde ihr erklären, warum manche Blätter sich gelb und andere rot verfärbten, und sie würde ihm
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