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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman
Autoren: Ken Follett
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seine Komplizen.
    Dann gab es natürlich noch den Werkschutz, der neuralgische Punkte über eine interne Videoanlage im Auge behielt und stündlich das Gelände patrouillierte. Die Monitore der Videoüberwachung waren mit Sabotagekontakten versehen, die auch einen möglichen Geräteaustausch bemerken würden – zum Beispiel wenn jemand auf die Idee käme, das Kamerabild durch die Aufnahmen eines Videorecorders zu ersetzen.
    Auch für dieses Problem hatte sich Kit eine Lösung ausgedacht.
    Darüber hinaus wurde der Zutritt zum Gebäude und zu den sicherheitsrelevanten Bereichen durch eine ausgeklügelte Personenkontrolle geregelt: Alle Mitarbeiter hatten Plastikausweise im Kreditkartenformat, die nicht nur mit einem Foto des Benutzers, sondern auch mit den gespeicherten Daten seines Fingerabdrucks versehen waren.
    Dieses System auszutricksen war außerordentlich schwierig – aber Kit wusste, wie es ging.
    Er war studierter Informatiker und hatte die Abschlussprüfungen als Jahrgangsbester bestanden. Viel wichtiger jedoch und vorteilhafter war ein anderer Umstand: Die Software für die Sicherheitsvorkehrungen im Kreml hatte er selbst geschrieben; sie war gewissermaßen sein eigenes Geisteskind. Damit hatte er seinem undankbaren Vater ein fantastisches Sicherheitssystem eingerichtet, das für Außenstehende praktisch unüberwindbar war. Nur er, Kit, kannte die Geheimnisse des Systems.
    Heute Nacht, ungefähr zur Geisterstunde, würde er mit seinem Kunden, einem in seiner stillen Art etwas bedrohlich wirkenden Londoner namens Nigel Buchanan, und zwei Komplizen ins Allerheiligste vordringen – ins BSL - 4 -Labor, das der vermutlich am besten bewachte Raum in ganz Schottland war. Dort würde er mit einem einfachen vierstelligen Code den Kühlschrank öffnen, und Nigel würde Proben des wertvollen neuen Anti-Viren-Medikaments von Stanley Oxenford entwenden.
    Lange würden sie die Proben nicht behalten. Nigel hatte rigorose Zeitvorgaben: Bis zehn Uhr vormittags am ersten Weihnachtsfeiertag musste er die Proben abliefern. Die Gründe für dieses strenge Terminkorsett kannte Kit nicht. Er wusste auch nicht, wer der Endabnehmer der Proben war, obgleich er es sich denken konnte, denn im Grunde kam nur ein internationaler Pharmakonzern in Frage, dem eine Analyse der Probe jahrelange Forschungsarbeit ersparen würde. Der Konkurrent wäre dann imstande, binnen kürzester Zeit eine eigene Version des Medikaments zu entwickeln, und Oxenford Medical würden Lizenzgebühren in Millionenhöhe entgehen.
    Dergleichen war natürlich unredlich und illegal, doch je höher der Einsatz, desto erfinderischer werden die Leute mit ihren Ausreden. Kit konnte sich durchaus einen Konzernchef vorstellen, würdevoll mit Silberhaar und Nadelstreifenanzug, wie er heuchlerisch fragt: »Können Sie mir hundertprozentig zusichern, dass von keinem Mitarbeiter unserer Firma bei der Beschaffung dieser Probe gegen ein Gesetz verstoßen wurde?«
    Am besten gefiel Kit an seinem Plan, dass der Einbruch erst bemerkt würde, wenn er und Nigel längst über alle Berge waren. Heute, Dienstag, war Heiligabend. Die beiden folgenden Tage waren arbeitsfreie Feiertage. Es würde also frühestens am Freitag Alarm geschlagen, wenn der eine oder andere arbeitswütige Forscher ins Labor käme. Ob der aber den Diebstahl überhaupt bemerken würde, stand auf einem ganz anderen Blatt. Gut möglich, dass Kit und seinen Komplizen noch bis Montag in einer Woche Zeit blieb, ihre Spuren zu verwischen. Das war mehr als genug.
    Woher also die Angst? Vor Kits geistigem Auge tauchte plötzlich das Gesicht von Toni Gallo auf, der Sicherheitsbeauftragten seines Vaters. Er fand die sommersprossige Rothaarige in ihrer robusten Art sehr attraktiv, doch war ihre Persönlichkeit zu dominant, jedenfalls für seinen Geschmack. War sie der Grund für seine Befürchtungen? Er hatte sie schon einmal unterschätzt – mit katastrophalen Folgen.
    Aber diesmal war sein Plan schlichtweg brillant. »Brillant«, sagte er laut, wie um sich selbst davon zu überzeugen.
    »Was ’n los?«, murmelte eine weibliche Stimme neben ihm.
    Kit räusperte sich überrascht. Er hatte ganz vergessen, dass er nicht allein war, und öffnete rasch die Augen. Es war stockfinster im Schlafzimmer.
    »Was is’ ›brillant‹?«, wollte die Stimme wissen.
    »Na … wie du tanzt, meine ich«, improvisierte Kit. Er hatte sie am vergangenen Abend in einem Nachtklub aufgegabelt.
    »Du tanzt auch nicht schlecht«, sagte sie mit
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