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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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in der Öffentlichkeit, wo uns wirklich
jeder sehen konnte. Aber das war Raleigh, was kümmerten ihn die Konventionen
des Hofes?
    „So
macht Ihr nun Ernst und werdet uns verlassen? Ihr werdet schmerzlich vermisst
werden. Darf ich so vermessen sein und fragen, ob wir einander Briefe schreiben
können? Ihr seid mir eine liebe Freundin geworden, deren Rat mir viel
bedeutet.“ Ach du Schande, was sollte ich denn jetzt machen? Ihm meine Adresse
und Handynummer geben, mit dem Hinweis, wenn er mal in meine Gegend kommt,
könne er gerne vorbeikommen? Äh, wohl besser nicht. Aber vor den Kopf stoßen
wollte ich ihn auch nicht. Was sollte ich also tun?
    „Sobald
ich mich in meinem neuen Heim eingelebt habe, werde ich Euch schreiben!“,
antwortete ich vage. Selbstverständlich wusste ich, dass er niemals einen Brief
von mir bekäme, aber so hatte ich ihm wenigstens die Hoffnung darauf gegeben,
dass ich ihm schrieb. Wenn in einigen Monaten immer noch keine Briefe von mir
eingetroffen waren, war die Erinnerung an mich sicherlich schon verblasst und
er würde es nicht so schwer nehmen.
    „Ich
werde jeden Tag nach einem Boten Ausschau halten. Meine Liebste, ich werde Euch
vermissen, dessen seid Euch gewiss und wüsste ich nicht, dass Ihr einen Mann
zum Gatten nehmt, der Euch gefällt, würde ich Euch nicht kampflos aufgeben!“
Seine Worte waren ein gut verstecktes „Ich liebe Dich“ gewesen und es berührte
mich zutiefst.
    „Sir
Walter, Ihr werdet immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, seid
Euch sicher. Die Zeit mit Euch wird mir für immer im Gedächtnis bleiben!“ Und
das war ganz sicherlich nicht gelogen, denn wie sollte ich dieses Abenteuer
jemals vergessen?
    „Abschiede
machen mich immer traurig. Lasst uns von erfreulicheren Dingen sprechen. Ich
habe um eine neue Erlaubnis gebeten, die mir die Möglichkeit gibt neue Länder
in Amerika in Besitz zu nehmen. Ihr seht, die Idee Eures Bruders hat Früchte
getragen.“
    „Dann
wünsche ich Euch für Eure Unternehmung viel Erfolg!“ Wünschen konnte ich ihm
viel. Wusste ich doch, dass es noch lange dauerte, bis es mit der
Kolonialisierung etwas wurde. Doch wollte ich ihm ganz gewiss nicht den Wind
aus den Segeln nehmen und damit unseren Erfolg vielleicht wieder
zunichtemachen, so bescheuert war noch nicht mal ich.
     
    Raleigh
und ich sprachen noch eine Weile über allgemeine Dinge, denn in der
Zwischenzeit hatten sich einige andere Höflinge zu uns gesellt und das Thema
wandte sich den für die nächsten Tage angesetzten Unterhaltungen zu. Denn nicht
nur wir verließen die Stadt, sondern auch die Königin, somit auch der gesamte
Hofstaat und zum Abschied sollte noch einmal kräftig gefeiert werden. Und es
wurde dringend Zeit, dass der Hof weiterzog, fand meine Nase. Denn so prunkvoll
der Hof auch sein mochte, die Anzahl der Menschen, die hier untergebracht
wurden, waren auf Dauer einfach zu viele und hinterließen Unmengen von Dreck.
Dreck, dem man fast nicht mehr hinterher kam und die einzige Lösung für dieses
Problem war, den gesamten Hofstaat an einen anderen Ort zu verlagern, um den
verlassenen Palast wieder auf Vordermann zu bringen, in dem man ihn ordentlich
reinigte und durchlüftete. Ein wenig bedauerte ich es, dass dies nicht schon
früher geschehen war, denn einen weiteren Palast hätte ich sicherlich auch
gerne gesehen. Doch an sich war es so vermutlich das Beste gewesen, denn mit
einem Umzug nach Greenwich hätten wir uns ein neues Quartier suchen müssen.
Mochte Phil auch ein Favorit der Königin sein, so weit, dass sie ihm eine
Unterkunft im Schloss angeboten hätte, wäre sie dann vermutlich doch nicht
gegangen, zumal sie mir ebenfalls ein Quartier hätte anbieten müssen. Ich
konnte mir nicht vorstellen, dass sie dies getan hätte, zumal sie ja auch im
Glauben war, dass ich mit Raleigh das Lager teilte.
     
    Während
meines Gesprächs mit den Höflingen war ein Neuankömmling zu unserer Gruppe
gestoßen. Eine schwarze Krähe, die mich mit Argusaugen beobachtete und mich
keinen Moment aus den Augen ließ. Mutig suchte ich den Blick Walsinghams und hielt
ihm statt. Inzwischen war auch den umstehenden Höflingen aufgefallen, dass hier
etwas Merkwürdiges vor sich ging und die Gespräche verstummten.
    „Wie
ich höre, verlasst Ihr uns bald. Waren Eure Geschäfte hier erfolgreich?“, brach
Walsingham endlich das Schweigen, hielt aber weiterhin meinem Blick stand.
    „Das
solltet Ihr besser meinen Bruder fragen, ich habe nicht viel mit
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