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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse.
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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    «Gutes Wetter für Enten», sagte ich freundlich.
    Sie starrte weiter. Ich nickte in Richtung des Kaffees auf der Schreibtischecke. Etwas Dampf stieg aus dem Becher auf.
    «Möchten Sie einen Schluck? Ich habe keine andere Tasse, aber ich habe mir heute Morgen gründlich die Zähne geputzt.»
    Sie nahm ihre Hände aus den Taschen, öffnete die große Umhängetasche und holte den braunen Umschlag heraus, den ich ihr zwei Tage zuvor zugeschickt hatte.
    Sie schleuderte ihn wortlos auf meinen Schreibtisch. Ich streckte mich danach, nahm ihn und fischte das Bild heraus. Dann betrachtete ich abwechselnd das Bild und sie, den Kopf schräg gelegt, um ihr Gesicht mit dem auf dem Foto zu vergleichen.
    «Ja», sagte ich schließlich, «das sind Sie.»
    «Wo haben Sie das her?» Ihr Gesicht war sehr ruhig, aber ihre Stimme schwankte überraschend stark.
    «Lola Faithful hatte es versteckt», antwortete ich. «Ich habe es in der Paketaufbewahrung in der Union Station gefunden.»
    «Warum haben Sie es mir geschickt?» Das Schwanken in ihrer Stimme war jetzt noch ausgeprägter. Es war keine Gelassenheit, es war der Singsang der Hysterie.
    «Ich bin von Anfang an um die Ränder dieses Falls herumgewandert. Ich dachte mir, wenn ich schon nicht reinkomme, könnte ich vielleicht jemanden dazu bringen, herauszukommen.»
    «Sie... versuchen...» ihre Stimme begann sie zu verlassen. Sie würde flötenartig höher werden und dann versagen, also musste sie in einer niedrigeren Tonlage noch mal anfangen. «Sie... versuchen...
    meine Ehe... zu... zerstören», trillerte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. «Nein, ich versuche Ihren Mann zu finden, und ich versuche herauszubekommen, wer Lola Faithful und Lippy umgebracht hat», sagte ich. «Und bisher bin ich dabei nicht so irrsinnig erfolgreich.»
    «Wer... wem haben Sie... dieses Bild... gezeigt?»
    «Ich habe es Ihrem Vater gezeigt.»
    «Lassen Sie meinen Vater da raus, Sie schmieriger...» Die Worte kamen hektisch herausgesprudelt, und sie hatte keinen Abschluss für den Satz. Ihr fiel nichts ein, das schmierig genug gewesen wäre, um zu mir zu passen.
    «Ich dachte, es gefiele Ihnen, wenn Ihr Bild herumgeht. Wie kommt’s, dass Sie so aus dem Häuschen geraten?»
    «Was wissen Sie denn?» Ihre Stimme schwankte nicht mehr. Sie war in ihren Brustkorb gesackt.
    In ihrem linken Mundwinkel hing eine kleine Speichelblase. Sie stand noch immer vor dem Schreibtisch, die Füße weit auseinandergestellt, die Hände wieder in den Taschen des Regenmantels.
    Sie hatte einen glänzenden Lippenstift aufgetragen und war unter den Augen stark geschminkt, aber ihr Gesicht war blass, beinahe kalkweiß, als habe sie die Wüste niemals aus der Nähe gesehen.
    «Ich weiß, dass Sie Les getroffen haben, als er Bilder für seinen Laden unten an der Highland Avenue gemacht hat. Ich weiß, dass Sie gerne nackt posiert haben, dass es Ihnen gefiel, wenn die Bilder in Umlauf gerieten, dass Sie gesehen werden wollten. Und ich weiß, dass Ihr Leben aus Drogen und Alkohol und einer Reihe von üblen Burschen bestand und dass Ihr alter Herr Sie aus allem rausgehauen hat.»
    «Oder Eddie geschickt hat», sagte sie. Die Speichelblase war noch immer da.
    Ich wartete. Sie nagte ein bisschen an ihrer Unterlippe, genug, um den dicken Lippenstift zu verschmieren. Sie leckte sich die Mundwinkel mit der Zungenspitze. Zuerst den rechten, dann den linken. Die Speichelblase verschwand.
    «Arbeiten Sie für meinen Vater?» fragte sie.
    «Er hat mich engagiert, Larry für Sie zu finden und ihn zurückzubringen.»
    «Nennen Sie ihn nicht so», sagte sie, die Stimme noch immer im Brustkorb. «Nennen Sie ihn nicht Larry.»
    «In Ordnung.»
    «Er braucht Sie nicht, um ihn zu mir zurückzubringen. Er will, dass Sie ihn finden, damit Eddie ihn umbringen kann.»
    «Warum sollte er das tun?»
    «Weil er mich nie hergeben wird. Er wird mich niemals gehen lassen. Er findet einen Weg, immer.»
    «Wieso hat er Sie und Les dann heiraten lassen?» fragte ich.
    «Wir sind durchgebrannt, und als wir wieder zurückkamen, waren wir schon verheiratet. Es war zu spät.»
    «Das hätte einen Mann wie Blackstone kaum gestört. Etwas so Unbedeutendes wie eine Heirat?
    Und ganz bestimmt auch nicht Eddie Garcia.»
    «Ich wusste, dass Sie mir nicht glauben würden», sagte sie. Ihre Stimme begann wieder aufwärts zu flöten. «Das wird niemand. Er wird das auch wieder zerstören... wie er alles zerstört hat... und Sie werden ihm dabei helfen.»
    Der
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