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Einmal breifrei bitte

Einmal breifrei bitte

Titel: Einmal breifrei bitte
Autoren: Eva Loretta u Nagy Stern
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Kalbsbries, Hirn, Leber, Nieren und Schellfisch angeboten. Die Nahrungsmittel waren ohne Zucker, Salz und Würzmittel zubereitet und klein geschnitten oder püriert.
    Das meiste wurde gegart, aber Äpfel, Kohl, Weizen, Haferflocken, Erbsen, Karotten, Eier, Knochenmark und Rindfleisch standen auch ungekocht zur Auswahl. Brot, Saucen, Suppen, Milchprodukte wie Sahne, Käse und Butter wurden nicht angeboten.
    Die Kinder bedienten sich entweder selbst oder ließen sich das Essen, das sie »per Fingerzeig« gewählt hatten, von der Betreuungsperson mit dem Löffel füttern. Diese durfte die Wahl des Kindes nicht kommentieren oder in eine Richtung beeinflussend wirken.
    Um zu wissen, wie viel jedes der Kinder gegessen hatte, wurden die Schüsseln vor und nach dem Essen abgewogen.
    Die Kinder hatten alle einen herzhaften Appetit und gediehen gut, auch vier Kinder, die vor dem Einstieg in die Studie unterernährt waren. Ein Junge mit Rachitis konnte zu den Mahlzeiten zusätzlich auch noch Lebertran wählen – tatsächlich nahm er davon, unregelmäßig und in unterschiedlichen Mengen, bis seine Blutwerte und die Röntgenaufnahmen keine Auffälligkeiten mehr zeigten. Danach hatte er keine Lust mehr darauf. Interessant: Vier weitere Kinder mit Rachitis aßen die normal angebotene Schüssel-Kost ohne Lebertran und wiesen in ähnlicher Zeit das gleiche gute Resultat auf.
    Die regelmäßigen Untersuchungen (Urin, Blut, Röntgen) der 15 Kinder zeigten, dass sie alle es schafften, sich gut zu ernähren, obwohl sie völlig unterschiedliche Nahrungsvorlieben hatten.
    Nach ungefähr 36.000 Mahlzeiten ließ sich zusammenfassend sagen: Eier, Leber und Nieren wurden reichlich gegessen, Milch und Getreideflocken – entgegen der damaligen (und heutigen) Empfehlung – recht wenig. Die Kinder aßen jedoch erstaunlich große Mengen an frischen Früchten.

    Alle 34 Lebensmittel wurden gekostet, mit Ausnahme von Salat, er wurde nur von zwei Kindern probiert, Spinat sogar nur von einem.
    Die Kinder hatten teilweise sehr abenteuerliche Nahrungskombinationen: Ein Kind frühstückte fast einen halben Liter Orangensaft und dazu Leber, ein anderes wählte fürs Abendessen mehrere Eier, Bananen und Milch.

Mutti-Notiz
    Ich kann von meiner »Endverbraucherseite« aus das Studienergebnis nur bestätigen: Karline wählte und wählt auch heute noch über lange Strecken »Lieblingslebensmittel« aus – mit ca. anderthalb Jahren gab es einmal einen Zeitraum von fast einer Woche, in der sie eigentlich nur Bananen aß, kurz darauf waren diese vollkommen ungewünscht, und es galt nur noch, Kohlenhydrate bereitzustellen, alles andere wurde hartnäckig ignoriert. Genau so lange, bis ich gerade anfing, mir Sorgen zu machen, dass sie zu wenig Vitamine und Mineralien zu sich nähme. Dann wechselte sie abrupt zu rauen Mengen grünen Gemüses!
    Andererseits bin ich durch meine Erlebnisse mit meiner kleinen »Einzelprobandin« auch zum großen Befürworter der »Wiedervorlage-Regel« von Dr. Renz-Polster (siehe Kinder essen also bestimmte Nahrungsmittel… ) geworden: Manche Speisen fanden, zehnmal angeboten, zehnmal keine Beachtung – wurden mir aber beim elften Mal förmlich aus der Hand gerissen!
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich das Geschmacksempfinden ähnlich wie die auditive Wahrnehmung trainieren oder vielmehr programmieren lässt – einem neuen Lied im Radio kann man oft beim ersten Hören noch überhaupt nichts abgewinnen, beim zweiten Mal schleicht es sich schon tiefer in die Gehörwindungen, ab dem dritten Mal freut man sich, es zu hören, und ein paar Tage später wird es auf einmal zum Ohrwurm.
    Von einer Art der Präsentation sah ich allerdings recht schnell ab: Dinge, die ich euphorisch »anpries«, fanden – boshaft interpretiert – aus Prinzip überhaupt keinen Anklang! Also ging ich eher dazu über, tiefzustapeln – bis heute. Gibt es Speisen, bei denen ich mir intensiv wünsche, dass Karline Interesse dafür entwickelt – sei es aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen –, so habe ich nur die eine Chance: Ich simuliere Gleichgültigkeit, rede entweder überhaupt nicht über das neue Nahrungsmittel am Tisch oder gebe sogar vor, es vorzugsweise allein verzehren zu wollen … (Falls Du das eines Tages liest, mein Mädchen, nimm mir meine strategische Vorgehensweise bitte nicht allzu übel – ich hab es nur gut gemeint …)



Was ist im ersten Jahr zu vermeiden?
    Auf folgende Lebensmittel sollte im ersten Jahr verzichtet
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