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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben
Autoren: Algis Budrys
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müssen. Wenn die Familien sich enger zusammenschlossen, war eine schnelle Nachrichtenverbindung eine nützliche Sache.
    „Das ist weit genug, Garvin!“ Er blieb stehen und starrte zu den Männern auf dem Balkon hoch. Lundy Hollis hatte sein Gewehr angehoben.
    Cottrell runzelte die Stirn. Zwei andere Gewehre in der Menge hoben sich in seine Richtung.
    „Ich verstehe das nicht“, sagte er.
    Hollis grinste verächtlich und schnaubte. Er sah an Cottrell vorbei den Wagen an. „Wenn jemand in deiner Karre irgend etwas probieren sollte, dann haben wir ein kleines Geschenk für ihn.“
    Die Männer auf dem Balkon traten nach zwei Seiten auseinander. Zwei Männer kauerten in der Tür. Einer hielt mit ruhiger Hand einen Panzerabwehr-Raketenwerfer auf seiner Schulter, und der andere, der die Rakete schon eingeführt hatte, stand bereit, durch ein Tippen auf den Kopf das Signal zum Feuern zu geben.
    „Ich frage noch einmal …“
    „Sieht so aus, als hättest du die Gemeinde vereinigt, mein Junge“, sagte Mr. Holland. „Gegen dich.“
    Cottrell spürte, wie das vertraute Gefühl der Wut sich in Wellen durch seinen Körper ausbreitete. „Gegen mich? Warum?“
    Ein Chor von rauhem Gelächter war die erste Antwort.
    „Wie war das mit Chuck Kitteredge?“ fragte Hollis.
    „ Charles Kitteredge! Das war eine Integritätsaffäre!“
    „So? Wessen – deine oder seine?“ fragte Hollis.
    „Genau, und was ist mit Michael Kitteredge?“ brüllte jemand aus der Menge heraus. „War das vielleicht auch eine Integritätsaffäre?“
    „Wie steht es denn mit deinen beiden Brüdern, die den Jungen aus einem Baum geschossen haben?“ wollte jemand anders wissen.
    „Geoffrey sitzt hier im Wagen mit einem verwundeten Arm!“ brüllte Cottrell zurück.
    „Aber Mike Kitteredge ist tot!“
    Ein Stimmengewirr entstand. Das Geräusch erreichte Cottrells Ohren, und er kauerte sich nieder und ballte die Fäuste. Der Knoten von Wut in ihm brach in seiner Antwort heraus.
    „Na gut“, brüllte er. „Na gut! Ich bin hierhergekommen, weil ich euch darum bitten wollte, mit mir zusammen die Kitteredges aufzuhalten. Wie ich sehe, waren sie zuerst hier. Na gut! Dann nehmen wir es eben allein mit ihnen auf, und ihr könnt alle zum Teufel gehen!“
    Irgendwie kam Mr. Hollands ruhige Stimme durch den Sturm von Antworten, die von dem Balkon herabprasselten. „So einfach ist das nicht. Als ich sagte ‚gegen dich’, habe ich das auch so gemeint, verstehst du. Hier geht es nicht darum, daß sie dir nicht helfen wollen – es geht darum, daß sie in zwei Stunden damit beginnen, euer Haus mit Artilleriefeuer zu belegen, ob ihr darin seid oder nicht.“
    „Nein!“ Das Wort brach aus ihm heraus, und sogar er selbst war zunächst unfähig zu sagen, was darin mitschwang. Es war weder ein Befehl noch der Ausdruck einer Tatsache oder von Erstaunen. Es war einfach ein Wort, und er wußte besser als jeder andere, wie wirkungslos es war.
    „Also wäre es das beste, wenn du deine Familie dort herausholst, mein Junge.“ Die anderen Männer auf dem Balkon waren still geworden. Sie alle beobachteten Cottrell – abgesehen von den beiden Männern am Raketenwerfer, die alles außer dem Panzerwagen ignorierten.
    Mr. Holland kam vom Balkon herunter und ging auf ihn zu. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. „Laß uns zurückfahren, mein Junge. In meinem Haus ist noch eine Menge Platz für deine Familie.“
    Cottrell sah noch einmal zu den Männern auf dem Balkon hoch. Sie waren völlig still und starrten ihn an, als sei er eine seltsame Menschenart, die sie noch nie zuvor gesehen hatten.
    Er schüttelte sich. „In Ordnung.“
    Mr. Holland kletterte durch die Luke, und Cottrell folgte ihm. Er knallte sie hinter sich zu und setzte sich auf den Fahrersitz. Er gab Gas, blockierte die linken Hinterräder und zog den Wagen herum. Dann gab er Vollgas, und der Panzerwagen fuhr mit röhrendem Motor, eine Staubwolke hinter sich zurücklassend, die Straße hinunter.
    „Das meiste hab’ ich gehört, Cottrell“, ertönte Geoffreys gepreßte und bittere Stimme aus der Gegensprechanlage. „Sehen wir zu, daß wir so schnell wie möglich zum Haus zurückkommen. Wir können denen eine Tonne Splitterbomben auf den Balkon hindonnern, bevor sie überhaupt wissen, was gespielt wird.“
    Cottrell schüttelte den Kopf, bis es ihm einfiel, daß Geoffrey ihn nicht sehen konnte. „Inzwischen sind die alle weg, Jeff. Die haben sich in ihre Häuser begeben und machen sich
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