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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben
Autoren: Algis Budrys
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konnte aber die einzelnen Worte nicht verstehen. Er zwang den Mann wieder herunter in die Deckung.
    Als ihm noch eine Minute Leben blieb, versuchte der Mann einen Ausbruch. Er sprang plötzlich auf und rannte von dem Wagen weg, und daher verfehlte Cottrell ihn auch. Als der Mann zurückrannte, schoß er ihn in das Bein.
    Verdammt! Jeff hätte das besser gemacht!
    Der Mann kroch zurück zu dem Wagen.
    Drüben bei den Kitteredges waren die ersten Mündungsblitze zu sehen, und der Kanonendonner rollte über die Hügel.
    Cottrell schoß dem kriechenden Mann durch den Kopf.
    Er hatte recht gehabt. Die Kitteredges schossen schlecht. Die erste Salve ging hundert Meter zu weit nieder – auf den Hügelkamm, auf dem er mit seinem Gewehr in der Hand stand.

 
Achtes Kapitel
     
    Dies geschah viele Jahre nach der Seuche, ungefähr zu der Zeit, als in der Gegend der Großen Seen alles zu verkommen begann und die Siebte Republik dort versuchte, sich mit einer Legende Zeit zu kaufen.
    Dies aber geschah weiter im Süden:
     
    1
     
    Jeff Garvin glitt wie ein noch dunklerer Schatten in der Nacht durch das gelockerte Fenster. Seine Füße machten keinen Laut, als sie den Boden berührten. Er lachte lautlos in sich hinein und schloß das Fenster wieder hinter sich. Mit fast animalischer Leichtigkeit stellten sich seine Augen auf die Dunkelheit ein, als er in das Zimmer sah.
    Er befand sich im Eßzimmer. Mit einem schnellen Blick versicherte er sich der Lage der Türen und wählte jene, die am wahrscheinlichsten zur Küche führte. Er ging ohne Zögern darauf zu. Sein Gewehr hielt er in der rechten Hand, der Zeigefinger lag am Abzug, als er die Tür sanft aufstieß. Er hatte recht gehabt – es war die Küche, und er ging lautlos hinein. Er fand einen Vorratsschrank und fing an, seinen Rucksack zu füllen. Er verzog sein Gesicht, weil der größte Teil des Essens Selbsteingemachtes in Gläsern war. Im Falle eines Kampfes würde er sich damit vorsehen müssen. Er verpackte sie so sorgfältig wie möglich. Jedesmal wenn sie sich berührten und ein kaum hörbares Klicken erzeugten, erstarrte er und horchte sorgfältig auf ein verräterisches Geräusch. Als er eine volle Ladung verpackt hatte, setzte er sich den Rucksack wieder auf und nahm sein Gewehr in die Hand. Er ging durch die Tür der Küche und kam wieder in das Eßzimmer.
    „Hallo, Freundchen“, sagte die Stimme, und das Gewehr wurde ihm aus der Hand gerissen. Er sah das Glitzern eines schwachen Lichts auf dem Lauf eines Schrotgewehrs und blieb regungslos stehen. Die Spannung seiner Muskeln löste sich. Er sah mit zusammengekniffenen Augen zu der schattenhaften Figur hinüber, und Verzweiflung schlug über ihm zusammen. Er wußte, das war es, das war das Ende, tausend Meilen und fünf Jahre von daheim entfernt. Er hatte sich seinen Weg so weit gesucht und erkämpft, über die kalten Ebenen und durch die langen Nächte. Die ganze Zeit hindurch hatte er mit Männern zu kämpfen gehabt, und hier war er nun endlich am Ende seines Wegs angekommen.
     
    Ein Mädchen hatte ihn erwischt. Ein Mädchen mit einem Schrotgewehr. Er grinste bei dem Gedanken, und ließ sie, die inmitten eines Halbkreises von Leuten saß, die ihn anschauten, dieses Grinsen sehen. Die Art, wie sie nicht versuchte, ihm auszuweichen, sondern ihn weiter ansah, gefiel ihm. Sie sah ihn an, aber nicht so wie die anderen Frauen, die den wilden Banditen anstarrten.
    „Wie heißt du, Mac?“ fragte der Mann, der hier die Führung zu haben schien.
    „Jeff Cottrell“, sagte er mit dem richtigen Ausmaß von Zögern in seiner Stimme. Er hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, daß der Name Garvin in manchen Städten wenig populär war. Er hatte keine Ahnung, ob es hier genauso war, aber es hatte keinen Zweck, mit einem stumpfen Messer oder einem müden Feuer die letzte Spur einer Chance zu verschenken.
    „Was hast du in dem Haus in Boston gemacht?“
    Er sah den Mann ausdruckslos an und fragte sich, welche seltsame Art lokaler Rechtsprechung es verlangte, Einzelheiten von einem Mann wissen zu wollen, den man sowieso gleich umbringen würde.
    „Vorräte aufgefrischt“, sagte er. Er war bereit, das Spiel mitzumachen.
    Der Mann nickte. „Warst du lange in der Ebene?“
    Die Frage war schwierig. Niemand konnte dort lange sein, ohne eine Menge Städte zu plündern, und ein Mann, der eine Menge Städte geplündert hatte, hatte sicherlich auch Zeiten erlebt, in denen er nicht kommen und gehen konnte, ohne einen Teil der
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