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Einige sterben schneller! (German Edition)

Einige sterben schneller! (German Edition)

Titel: Einige sterben schneller! (German Edition)
Autoren: Michael Hroch
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Vollbremsungen entgegenkommender Autos und Lkws, hervorgerufen durch sehr optimistische Überholmanöver unseres Busses, konnte ich bemerken. Schlafen konnte ich bei dem Geruckel und der ständigen Angst um mein Leben auch nicht recht, wobei die Augen zuzumachen, um das nicht alles mit ansehen zu müssen, sicher keine schlechte Option war. Die älteren Fahrer aus dem erste Bus waren mir wesentlich sympathischer gewesen. Ich war aber wohl der Einzige, der sich daran störte, denn für die anderen Mitreisenden war das hier die Normalität.

    Wohl Dank einer göttlichen Fügung, erreichten wir trotzdem und ohne größeren Schäden Salvador nach weiteren fünf Tagen. An der grünen Landschaft hatte ich mich zwischenzeitlich sattgesehen, mir tat außerdem noch der Hintern vom langen Sitzen weg und die Beine waren auch steif. Vom Busfahren hatte ich erst einmal die Schnauze voll.

    Kapitel 38: In the Ghetto

    Unser Bus traf kurz vor Mitternacht in Salvador ein. Wir waren geschafft und hundemüde und wollten eigentlich nur noch in ein halbwegs bequemes Bett. Ein Hotel, das um diese Zeit möglicherweise noch geöffnet hatte, konnten bzw. wollten wir uns nicht leisten und in den kleinen Pensionen, in denen wir bisher immer gut und günstig gewohnt hatten, machte um diese Zeit niemand mehr auf.
    Am Busbahnhof überlegten wir, wo wir die paar Stunden bis zum Morgen verbringen wollten. Am Strand übernachten war eine Option, erschien uns aber zu gefährlich. Außerdem hatte Jonny keine Lust so weit zu laufen. Irgendwelche Bars besuchen schied nach unserer letzten Erfahrung auch aus. Während wir ziemlich ratlos auf unserer Bank saßen, sprach uns eine Frau im mittleren Alter in gebrochenen Englisch an, ob wir nicht ein Zimmer suchten. Würde auch nur 10.-- Dollar pro Nase und Nacht kosten und sei gleich hier in der Nähe. Jonny und ich schauten uns fragend an, waren aber zu müde für rationale Gedanken und froh, bald endlich ein Bett unter dem Hintern zu haben. Egal wie verdreckt das Zimmer und das Bett war, wir wollten nur noch schlafen.
    Wir folgten der Frau mit unserem Gepäck zu Fuß nun bereits schon fast zehn Minuten. Die Straßen wurden enger, Straßenbeleuchtung gab es kaum noch und auch die Häuser verwandelten sich immer mehr in kleine Hütten. Ob es noch weit sei, fragten wir die Frau, die uns aber versicherte, dass wir gleich am Ziel sind.

    Tatsächlich betraten wir kurz darauf ein kleines Häuschen, was im Gegensatz zu den Hütten der Umgebung aus Steinen gemauert war und halbwegs solide wirkte. Erleichtert und noch müder als am Busbahnhof gab jeder der Besitzerin 10.-- US-Dollar und diese führte uns daraufhin in ein Zimmer. Noch ehe wir unsere Taschen abstellen konnten, wurde die Zimmertür von außen verschlossen und dem Geräusch nach zu urteilen ein schwerer Riegel vorgeschoben. Erst jetzt registrierten wir, dass hier gar kein Bett stand, sondern das Zimmer komplett leer war. Und stockfinster, denn es gab weder ein Fenster, noch Licht. Jonny zündete sein Feuerzeug an, solange, bis es zu heiß wurde und er sich verbrannte. Eine nackte Glühbirne hing von der Decke, aber wir fanden keinen Schalter diese anzumachen.

    Schnell schob ich noch meinen Reisepass in den Stiefel, wo ich bereits meine Bankkarte im Seitenfutter versteckt hatte. Ich hatte Jonny diesem Trick verraten, von meinen 7.000.-- unter der Sohle jedoch nichts erwähnt. Wie zwei Mäuse saßen wir in der Falle! Was waren wir nur für Idioten gewesen. Wer konnte schon so blöd sein, mitten in der Nacht in einer fremden Stadt einer wildfremden Frau in ein Haus zu folgen?
    Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn die Tür wurde aufgestoßen und anstelle der Frau standen vier jugendliche Schläger in der Tür. Gleichzeit wurde auch das Licht, wohl von außen, angeschaltet. Die jungen Männer, alle ihrer Größe nach zu urteilen in leicht unterschiedlichem Alter, hatten Messer und Fahrradketten in der Hand und sahen nicht so aus, als wollten Sie uns einen Begrüßungstrunk bringen.
    Unbewaffnet, übermüdet und noch mit den Verletzungen aus der letzten Schlägerei in der Bar, waren wir hier chancenlos. Ich wollte den Scheiß hier so schnell und wenig schmerzvoll wie möglich beenden und gab meine Brieftasche sowie meine Reisetasche sofort und ungefragt her. 'Bitte bedient Euch', sagte ich auf englisch, 'wir wollen keinen Ärger': Jonny folgte meinem Beispiel. Der Inhalt unserer Brieftaschen, wir hatten zusammen vielleicht noch knapp 150.-- Dollar
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